20 Prozent auf alles und Schluss damit

Dass diese blöde Nerv-Kampagne von Praktiker schon so lange läuft, überrascht mich jetzt selbst. Zufrieden war ich beim Praktiker vorher schon selten, weil ich mich immer wieder schlecht beraten gefühlt habe, seit dieser Preisschlacht, in der es offenbar fast immer 20 Prozent auf alles gibt, war ich dort nicht mehr. In meiner Simon-Peters-Phase vor einem Jahr habe ich sogar bei Praktiker angerufen, um ihnen mitzuteilen, dass man „außer“ nicht „ausser“ schreibt, sondern ein ß nach einem Diphthong die einzige mögliche Schreibweise ist. Die Dame am Telefon erzählte mir, nachdem ich dreimal weiterverbunden worden bin, etwas von künstlerischer Freiheit und war nicht davon zu überzeugen, dass Rechtschreibfehler keine künstlerische Freiheit sind. Sie war auch wirklich hartnäckig und hat nicht gecheckt, dass ich sie eigentlich gar nicht ernst nehme, sondern alles mit einer Gegenfrage beantwortet habe. Auf jeden Fall war es lustig und ich habe es echt versäumt, das damals zu bloggen.

Warum ich das schreibe? Mit großer Freude habe ich vernommen, dass Praktiker wegen irreführender Werbung jetzt eine auf den Deckel bekommen hat, weil wohl einige Produkte, Einzelfälle, wie der Praktiker-Anwalt versichert, eine Bagatelle, kurz vor der Rabattaktion noch billiger waren. Kenne ich das nicht vom Media-Markt? Da bin ich auch mal in eine groß angelegte Rabattaktion geraten, bin aber unverrichteter Dinge wieder abgezogen, weil DVDs plötzlich merkwürdig teuer waren. Das BGH hat diese Werbung jetzt untersagt, leider nicht ganz, sondern nur für den Fall, dass Produkte unmittelbar zuvor billiger angeboten wurden.

Dann müssen wir das also weiter ertragen… Mit Tiernahrung.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

5 Kommentare

  1. Was mich dabei am meisten nervt, ist dass sich der gleiche Schauspieler für diese (nun höchstrichterlich) verbraucherfeindliche Werbung und als „Verbraucherschützer“ bei WISO hergibt.

  2. Anscheinend wird diese Kundenverarsche von den Kunden nicht genug abgestraft. Sonst würde sich das nicht lohnen.

    Da kriegt man ja fast Lust, NIE wieder bei Praktiker einzukaufen…

    Bleibt nur ein Problem: sind die anderen denn besser? Würden die so etwas unmoralisch finden? Oder war Praktiker hier einfach nur schneller und die Konkurrenz ärgert sich schwarz? Das Thema könnte man doch in einer eigenen Werbekampagne auch sehr schön auschlachten…

  3. Wie beim Media-Markt nervt mich dieses Marktschreier-Gehabe. Und leider ist es eben so, der, der am lautesten schreit, ist in Verbraucheraugen oft der billigste. Das Gegenteil ist der Fall.

    In Würzburg bekommt man beispielsweise Computer-Zubehör beim PC’s meistens einen günstigeren Preis als beim roten Marktschreier. Fragt man dann dort nach der „Niedrigpreisgarantie“, bekommt man erstmal das Gejammer vom Abteilungsleiter zu hören, wie böse Anbieter wie Amazon sind. Ich kaufe lieber bei Amazon, die stellen sich nämlich nicht so scheiße an, wenn man mal was umtauchen will. Beim Media-Markt fühlt man sich ja beinahe schuldig, wenn was defekt ist.

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