Seitdem es meinen Blog gibt, sind auch die Beweggründe online, die ich mal abgetippt habe, um sie anderen auf diesem Weg zur Verfügung zu stellen, die ebenfalls den Wehrdienst verweigern wollten, um wie ich Zivildienst abzuleisten. So war „Beweggründe“ auch ein häufiger Suchbegriff, über den hier mancher auf meiner Seite gelandet ist, ehemalige Schüler haben sich schon bedankt, weil sie sich hier Anregungen geholt haben, um ihrerseits ihre Beweggründe darzulegen, weil es gar nicht so einfach ist, alles mit dem Gewissen allein zu begründen, wenn man wie ich den Dienst an der Waffe an sich für etwas völlig Sinnloses hält. Ich hatte z.B. keine Lust, mir von einem Gleichaltrigen, der sich verpflichtet hat, sagen zu lassen, dass der Himmel jetzt gefälligst grün ist, weil er das sagt, auch wenn er den geistigen Horizont einer Brotrinde hat. Das stupide Ausführen von Befehlen entspricht auch nicht unbedingt meinem Naturell und zu guter Letzt war mir auch meine Lebenszeit zu schade, um diese mit drei Monaten Grundausbildung und anschließender Totalverblödung mangels Beschäftigung in einer Kaserne zu verbringen, auch wenn ich damals in Veitshöchheim gelandet wäre. Durch den Wald robben und in Deckung gehen, weil der Gegner kommt? Wenn es ein Wildschwein ist, hat man Glück, dann ist da wenigstens wirklich irgendetwas.
Dass die Wehrpflicht jetzt abgeschafft wurde, ist in meinen Augen trotzdem ein großer Verlust, auch wenn sie offiziell ja nur „ausgesetzt“ worden ist. Es werden keine Rekruten mehr eingezogen, folglich muss auch niemand mehr verweigern und meine „Darlegung der Beweggründe“ hat sich eigentlich erübrigt. Dass es von nun an keine Zivildienstleistenden – kurz Zivis – mehr gibt, ist eigentlich das Schlimmste an dieser Aussetzung. Überall dort, wo bisher Zivis eingesetzt wurden und unverzichtbare Helfer waren, fehlen diese jetzt und können nicht gleichwertig ersetzt werden. Wer sollte das auch bezahlen? Als ich am 01.12.1997 meinen Zivildienst bei den Malteser Werken gGmbH in der Mainaustraße angefangen habe, waren wir eine ganze Mannschaft, weil im Fahrdienst, im Mahlzeitendienst und in stationären Einrichtungen jede Menge Personal gebraucht wurde, und immer noch gebraucht wird. Unvorstellbar eigentlich, dass das jetzt alles irgendwie kompensiert werden muss und die Leistungen die gleichen bleiben sollen. Allein in der Einrichtung, in der ich meinen Dienst abgeleistet habe, eine Seniorenbegegnungsstätte, waren wir drei Zivis, in den Monaten, in denen die Nachfolger eingelernt wurden, waren wir sogar zu viert, und alle hatten wir genug zu tun und selten Langeweile. Auch wenn das jetzt bald 13 Jahre her ist, dass meine Dienstzeit zu Ende gegangen ist,möchte ich die Erfahrungen dieser 13 Monate, die wir damals noch ableisten mussten, nicht missen, und ich finde es sehr schade, dass solche Erfahrungen nicht mehr obligatorisch sind, denn auch für diejenigen, die ihren Wehrdienst bei der Bundeswehr abgeleistet haben, waren das sicher nicht nur negative. Für meine persönliche Entwicklung war der tagtägliche Umgang mit Senioren eine sehr gute Sache, zumal der Job wirklich abwechslungsreich war. Respekt vor alten Leuten und deren Eigenheiten einerseits, ein Ohr für deren Probleme andererseits, aber auch der erste richtige Umgang mit Vorgesetzten, alles war sehr lehrreich, ohne lästig zu sein. Das erste regelmäßige Einkommen nach dem Abitur war ja auch gar nicht schlecht, um die 800 DM sind ein gutes Taschengeld, wenn man sowieso noch daheim wohnt, nicht zu vergessen das Entlassungsgeld, stolze 1500 DM.
Dass Lücken durch den neueingeführten „Bundesfreiwilligendienst“ aufgefangen werden sollen, ist eine schöne Idee, aber um die riesigen Löcher zu stopfen, die die Zivis hinterlassen haben, reichen die Bufdis – wie sie liebevoll im Abkürzungsdeutsch heißen – einfach nicht aus. Die Bezahlung ist auch eher bescheiden, von daher ist es sehr schade, dass gerade im sozialen Bereich große Einschnitte vollzogen werden müssen. Ein verpflichtender Dienst für alle wäre gar keine so schlechte Idee, schließlich ist der Zivi, der alten Omas den Hintern abwischen muss, eine Mär, mit der jeder Zivi irgendwann mal konfrontiert wurde, schließlich konnte man sich die Stellen aussuchen. Einer Oma zu helfen, das haben viele jedoch längst verlernt, und ein netter Smalltalk oder ein Lächeln im Aufzug eines Altenheims kann einen alten Menschen richtig glücklich machen.
Das sehe ich genau so! Ich denke auch das es auf jedenfall weniger Freiwillige als Zivis am Ende sein werden. Ich habe nun mit meinem BFD begonnen, aber außer auf dieser Seite: http://www.bundes-freiwilligen-dienst.de/informationen.html konnte ich kaum nützliche Informationen zum Thema finden und von Seiter der Politik gab es auch kaum Anlaufstellen…