Ein Polizeibericht für die Bütt

Allein das ist schon lustig, auch wenn die Betroffenen das sicher nicht so empfinden haben: Ein als Polizist verkleideter Narr hat in einer Kneipe in der Sanderstraße zwei junge Damen mit Handschellen aneinander gefesselt und ist irgendwann im Faschingsgetümmel verschwunden, ohne die Handschellen wieder zu lösen. In ihrer Not haben sich die zwei an die Polizei in der nahen Augustinerstraße gewendet, wo aber keiner der Schlüssel gepasst hat. Ein Bolzenschneider hat die beiden zwar voneinander gelöst, mit einer Büroklammer konnte auch die eine Handschelle gelöst werden, die andere musste jedoch mit dem neuen Armschmuck weiterziehen. In ihrer Not ist sie dann irgendwann in einer Notaufnahme aufgekreuzt, von wo wiederum die Polizei verständigt wurde, die dann die Feuerwehr gerufen hat, um das Problem endgültig zu lösen. So weit so gut.

Noch großartiger ist aber das, was ein mir gut bekannter Polizeihauptkommissar letzten Sonntag als Polizeibericht gedichtet hat, weil er eine prosaische Aufarbeitung nicht für angebracht gehalten hat.

Am Samstag kurz vor Mitternacht,
da haben Zwei nicht mehr gelacht.
Ein Faschingsgag ging dem voraus,
der später löste Unmut aus.

Die Zwei war’n in der Sanderstraß‘
und hatten im Lokal viel Spaß.
Ein Mann, maskiert als Polizist,
erdachte sich schnell mal ’ne List.

Er zog die Handschelle hervor
und machte den zwei Mädels vor,
dass er sie fesselt, kurz und knapp –
sie machten mit, sie war’n nicht schlapp.

Doch plötzlich war der »Bulle« weg –
die Mädels hatten ihren Dreck.
Sie steckten links und rechts jetzt fest,
die Handgelenke eingepresst.

Verzweifelt ging’s zur Polizei,
erzählt wurde die Narretei.
Diverse Schlüssel passten nicht –
der Bolzenschneider hat’s gericht‘.

So waren sie erst mal getrennt,
doch hatten sie noch an den Händ‘
die Schellen selbst – welch‘ üble Zier!
Die Büroklammer half jetzt hier.

Die eine Schelle ging so auf,
die andre blieb am Arm noch drauf.
Mit »Armreif« ging das Mädel fort,
begab sich später zu dem Ort,
wo man auch hilft, tagein, tagaus –
sie sprach mal vor im Krankenhaus.

Die Ärzteschaft, sie war perplex,
sie hatte weder Zange, Flex,
sie hatte nur OP-Besteck,
doch damit ging das Ding nicht weg.

Die Feuerwehr kam jetzt hinzu
und schaffte es mit G’fühl, mit Ruh‘,
mit Werkzeugeinsatz – ohne Druck
entfernten sie den ollen Schmuck.
Niemand verletzt, so die Bilanz –
ein Lob der Feuerwehr, die kann’s!

Und die Moral von der Geschicht‘:
Maskierten »Bullen« traut man nicht!

Helau!

© M.R.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

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