Mamas Bester muss trotzdem bezahlen!

Das ist aber auch eine Sauerei! Eine so große Sauerei, dass Mama bei der Provinz Lokalzeitung anrufen muss, um sich mal richtig Luft zu machen. Worum geht es? Um was richtig Gemeines, weil die WVV so unflexibel ist, dass sie einem Würzburger Sinologie-Studenten während dessen Auslandssemester nicht die Gebühr für das Semesterticket erlässt, wenn selbst die Autoversicherung, die Krankenversicherung und die Studiengebühren nicht bezahlt werden müssen. Eine solche Sauerei aber auch! Da muss der Bub gerade nicht mehr gebadet werden und ist dem Dinosaurierpulli entwachsen, schon verbringt er ein Semester im fernen Osten und muss tatsächlich trotzdem 55€ für sechs Monate Semesterticket berappen, wo er doch in dieser Zeit nachgewiesenermaßen keinen Bus und keine Straba benutzen kann UND in Peking Fahrrad fährt. Das regt die Mama so auf, dass sie zur Zeitung rennt, die daraus eine Riesenstory macht und diese mit der Überschrift „Radler in China zahlt für Würzburger Bus“ noch entsprechend aufmotzt.

Das Semesterticket war eine große Errungenschaft am Anfang meines Studiums, der Solidarbeitrag muss von jedem immatrikulierten Studenten entrichtet werden, schon mehrmals gab es erboste Diskussionen darüber, ob das denn sein müsse, schließlich gäbe es auch Studenten, die die Busse und Straßenbahnen nicht nutzen. Es muss. Für ein halbes Jahr sind 55€ eher ein symbolischer Preis, die günstigsten Monatskarten im Stadtgebiet kosten in zwei Monaten mehr, mit dem Semesterticket darf man sogar im gesamten Verbundnetz fahren. Ich empfehle einen Hungerstreik, wenn die weinerliche Beschwerde bei der Zeitung nicht hilft. Mama sollte mal überlegen, was sie dem Bub bezahlen müsste, wenn es das Semesterticket nicht mehr gäbe, weil jeder eine Ausnahmeregelung für sich beansprucht. Nicht mehr schulpflichtige Schüler zahlen übrigens auch deutlich mehr im Monat, um zur Schule fahren zu können.

An dieser Stelle möchte ich mich mal ausdrücklich beschweren, dass ich mein Sky-Abo auch im Juni und im Juli bezahlen muss, auch wenn in dieser Zeit weder in der Bundesliga noch in der Champions League gespielt wird. Ich werde mal meine Mama vorschicken. Vor zwei Jahren hat die Mainpost ja schon einmal die Beschwerde einer Mama sehr ernst genommen, weil die anderen gemein zu Mamas Liebling waren und er abgeschleppt wurde. Trotz Parkverbot.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“