Habemus papam!

Annuntio vobis gaudium magnum; habemus Papam: Eminentissimum ac Reverendissimum Dominum, Dominum Georgium Marium, Sanctae Romanae Ecclesiae Cardinalem Bergoglio, qui sibi nomen imposuit Franciscum.

Beeindruckend! Zum zweiten Mal habe ich ein Konklave erlebt, auch wenn es das vierte Konklave war, seit ich auf der Welt bin. Aber im Dreipäpstejahr 1978 habe ich von all dem noch nichts mitbekommen, es gab als Papst immer nur den einen, Johannes Paul II.; unter einer Papstwahl konnten wir uns als Schüler nichts vorstellen. 2005 habe ich das zum ersten Mal erlebt und fand es sehr spannend, vor allem, als dann Joseph Kardinal Ratzinger als neuer Papst Benedikt XVI. auf der Loggia der Peterskirche vorgestellt wurde. Ratzinger, der als brillanter Theologe immer für ein Raunen im Theologie-Studium gesorgt hat. Dass er sein Pontifikat am Rosenmontag völlig überraschend mit seinem Rücktritt beendete, es war ebenso eine große und bedeutende Entscheidung, haben wir im Studium doch genau darüber diskutiert, ob und wie dies möglich sei angesichts der schweren Krankheit, von der Johannes Paul II. gezeichnet war. Dass dann ausgerechnet sein Nachfolger, für den die enge Verbindung von Glaube und Vernunft so wichtig war, keine zehn Jahre später eine kirchenhistorisch so revolutionäre Entscheidung fällt, es hat mich ebenso beeindruckt. Ich konnte es kaum glauben, als ich das beim Skifahren zufällig an einer Liftstation in Alta Badia im Radio gehört habe.

Das Konklave 2005 war ja schon sehr kurz, Ratzinger wurde im vierten Wahlgang gewählt, das Aufsteigen des weißen Rauches war damals faszinierend, aber auch gestern fand ich das wirklich grandios, wie viele Menschen gebannt auf den Kamin der Sixtinischen Kapelle geschaut haben, ehe nach dem fünften Wahlgang plötzlich weißer Rauch zu sehen war. Und wie sich die Spannung dann nochmals gesteigert hat, ehe über eine Stunde später endlich Jorge Mario Bergoglio als neuer Papst Franziskus die Loggia betrat. Ich bin seit gestern Nachmittag mit Neuntklässlern auf Einkehrtagen. Als ich, weil ich neugierig war, während des Abendprogrammes gelesen habe, dass in Rom weißer Rauch aufgestiegen ist, musste ich gleich raus, habe mein Laptop ins Gäste-WLAN – zum Glück gibt es das seit diesem Jahr – eingeloggt und habe mit meiner evangelischen Kollegin sehr gespannt den Livestream von Phoenix geschaut und mit ihr auf eine gute Papstwahl angestoßen. Wie es aussieht, sehr erfolgreich.

Ein lateinamerikanischer Papst, ein Argentinier, der eigentlich Italiener ist und sich Franziskus nennt. Erstaunlicherweise ist Bergoglio der erste Papst, der diesen Namen gewählt hat. Wie die meisten wusste ich vorher nur, dass er der aussichtsreichste Gegenkandidat von Ratzinger im Konklave 2005 war, bei all den Favoriten war er jedoch nicht dabei. Nachdem er aber die Loggia betreten hatte, fand ich ihn eigentlich schon mit seinen Begrüßungsworten „fratelli e sorelle, buona sera“ sehr freundlich und nett, mit seiner leicht unsicheren, aber bestimmten und liebenswerten Art wirkte er aber auch sehr schnell sehr charismatisch auf mich. Sein bescheidenes Auftreten ohne den hermelinbesetzten Samtmantel, nur in der weißen Soutane des Papstes, war mit seiner Namenswahl Franziskus offenbar ebenfalls Programm. Dass er seinen Vorgänger Benedikt XVI. gewürdigt hat und die Gläubigen auf dem Petersplatz vor seinem ersten Papstsegen um ihre Fürsprache gebeten hat, hat mir ebenfalls sehr gefallen. Ähnlich ging mir das vor acht Jahren bei Ratzingers Auftreten auch.

Möge Franziskus die Kraft und die Ausdauer haben, die in ihn gesteckten Erwartungen zu erfüllen. Mein früherer Mitministrant V. war gestern vor Ort und hat hier seine ganz persönlichen Eindrücke gebloggt. Dass manche gleich in der Scheiße wühlen müssen, um einen Makel zu finden, gehört wohl leider zu unserem Zeitgeist. Ob an den Vorwürfen überhaupt etwas dran ist, muss man ja nicht unbedingt recherchieren. Ratzinger war ja auch erst einmal der Hitlerjunge…

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“