Zeittotschlagen beim Mediamarkt

Mein Auto hat ein Software-Update bekommen. Da mein Autohaus in Schweinfurt ist, ich aber keine Lust gehabt habe, mit dem Leihauto in die Innenstadt zu gurken, habe ich die Wartezeit eben beim Mediamarkt totgeschlagen und das ganze Sortiment gefühlt zweimal angeschaut. Dass mir da auch dieses Prachtexemplar eines Deppenapostrophs begegnet ist, war großartig.

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 Dass es in der gleichen Abteilung auch CD`s, Bluray`s und DVD`s gab, habe ich nicht mehr fotografiert, die Frau vom Mediamarkt hat mich beim obigen Foto schon argwöhnisch angeschaut, dass ich dann tatsächlich richtig Hemmungen hatte, die anderen Schilder auch noch abzulichten. Andersrum hätte ich ihr bei einer eventuellen Schimpfe auch sagen können, dass a) der Apostroph falsch ist und b) der Apostroph ein Akzent ist, der dort noch weniger verloren hat.

Zudem waren die Blurays im Wühlkorb immer ein paar Euros billiger als die exakt gleichen im Regal, ich hätte aus Langeweile alle aussortieren können, es wäre ein beträchtlicher Stapel dabei herausgekommen. Es war langweilig, aber nur eine knappe Dreiviertelstunde. Dann sind mir andere Kunden aufgefallen, die sich immer wieder so gestritten haben, dass ich da einfach zuhören musste.

Angefangen hat es mit dem jungen Pärchen, das offenbar eine gemeinsame Haushaltskasse führt. Er stand nämlich vor den PC-Spielen und hat versucht, seine Freundin davon zu überzeugen, dass er jetzt dieses Spiel unbedingt haben möchte, weil das in seiner Zeitung so tolle Kritiken bekommen hat. Seine Freundin war dafür aber weit weniger empfänglich, weil sie in einem schrillen, gilfigen Ton gebetsmühlenartig wiederholt hat, dass sie sich das diesen Monat nicht leisten könnten. Trotzdem hat er regelrecht angefangen zu quengeln, was den schrillen Ton noch etwas höher, aber auch giftiger hat werden lassen. Ihre Mittagspause haben die beiden dort nicht verbracht, eine halbe Stunde später haben sie vor den großen Fernsehern gestanden und immer noch irgendwas diskutiert.

Viel lustiger war der Vater mit seiner vielleicht zehnjährigen Tochter, die offenbar unbedingt in diesem Alter ein Smartphone brauchte. Nicht irgendeines, nein, es musste selbstverständlich ein iPhone 5 sein, das selbstverständlich auch der Vater bezahlt. Der Verkäufer hat irgendetwas gesagt, ist dann aber auch verschwunden, jedenfalls hat die Tochter sofort die Hände in die Hüften gestemmt, den Oberkörper leicht nach hinten gelehnt und ihren Vater angegiftet, dass das (ich weiß nicht, was?) überhaupt nicht infrage komme, was der überhaupt will und wieso der Vater drauf und dran ist, „dem da“ Recht zu geben. Dabei hat sie auch noch tussig die Augenlider flackern lassen und ihre schulterlangen Haare einmal trotzig von rechts nach links geworfen. Ich konnte einfach nicht weitergehen und habe mir Batterien und Glühlampen angeschaut, die Diskussion war einfach zu toll. Ich habe schnell gemerkt, dass die junge Dame natürlich ein iPhone 5 haben muss, dass es kein iPhone 4S sein darf (das scheint der Verkäufer vorgeschlagen zu haben, wie ich vermute) und dass sie das unbedingt braucht und dass sie das unbedingt haben muss und dass es auf gar keinen Fall ein Smartphone eines anderen Herstellers sein darf und dass sie das haben muss und haben will und überhaupt. Kurz hat mir der Vater echt leid getan, dann habe ich mich aber mit jeder sich wiederholenden Pseudo-Argumentationskette der Tochter gefragt, wieso der Vater nicht einfach die Debatte abgebrochen hat, sondern immer wieder auf das dusslige Gehabe seiner Tochter eingegangen ist. 20 Minuten haben die bestimmt auf die Rückkehr des Mitarbeiters gewartet, ich habe mir mal das Sortiment an Digitalkameras* angeschaut, aber aus der Ferne gesehen, dass sich an Gestik und Mimik der Tochter wenig geändert hat und sie weiterhin versucht, ihren Vater von der Bedeutung eines solchen Telefons zu überzeugen. Der Vater ist aber tatsächlich die ganze Zeit ruhig geblieben und war offenbar wirklich gewillt, seiner Tochter ein Apple-Gerät zu kaufen. Es ging offenbar um seinen Vertrag, dass er ein iPhone 5 kauft, das er dann seiner Tochter überlässt, um selbst mit einem alten zu telefonieren. Er selbst könnte bei einem günstigeren Gerät einen für ihn günstigeren Tarif bekommen, das interessierte aber die Tochter nicht. Mich hat das dann irgendwann selbst genervt, dass ich gegangen bin und mir noch Handmixer und Küchenmaschinen angeschaut habe, ehe ich den Mediamarkt nach zu langem Zeittotschlagen verlassen habe, um im Leihwagen das Logo-Quiz weiter zu lösen.

* In der Fotoabteilung hat mir die alte Frau gefallen, der der Verkäufer mehrmals erklären musste, dass das Kabel und der Magnetschuh nicht zur Kamera gehören, sondern nur zur Diebstahlsicherung am Ausstellungsstück angebracht sind.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

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