Eine Zugfahrt ins Ruhrgebiet I

Am letzten Mittwoch bin ich mit K. nach Duisburg gefahren. Mit dem ICE. Nicht die Neubaustrecke, sondern die gemütliche Tour am Rhein entlang. Am Bahnhof haben wir erstmal Björn getroffen, der uns noch eine gute Reise gewünscht hat. Im Zug selbst haben wir dann jede Menge Leute getroffen, die ich schwarz-weiß erstmal kategorisieren muss: Uns gegenüber saß ein nettes altes Ehepaar, sehr freundlich. Er war die Ruhe selbst, seine Frau allerdings wurde zunehmend nervöser, da sie fünf Stunden länger als wir im Zug saßen. Heimreise aus Bad Füssing – da konnte ihr auch „Der blaue Vogel“ von Utta Danella nicht mehr helfen. Die klassische Senioren-Wegzehrung hatten die zwei dabei. Kleine Wasserfläschchen (noch von Aldi-Nord) mit Saft gefüllt, eine Thermoskanne, Schnittchen, Brötchen. Er hatte eine wunderbare Knubbelnase und hat die ganze Zeit zufrieden gelächelt.

Dann war da Prinz Harry, der hinter dem netten Ehepaar saß. Der Arme sieht dem Prinzen tatsächlich zum Verwechseln ähnlich. Nicht zu vergessen die zwei Asiaten, die sich zwischen Würzburg und Frankfurt mal richtig deutsch ernährt haben und reichlich Chips und Bier konsumiert haben. In Aschaffenburg ist eine böse Oma eingestiegen, die ebenfalls die Senioren-Bahnausrüstung dabei hatte und unmittelbar nach dem Losfahren die Thermoskanne mit Kaffee (mit Milch) und die hartgekochten Eier ausgepackt hat und jedes Kind, das vorbeilief, sehr böse beäugt hat – immer ganz kurz vorm Meckern. Natürlich darf ich auch nicht die zwei alten Damen vergessen, die durch den Zug gewackelt sind. Die fittere der beiden lief hinter der gebrechlicheren her und wollte diese ständig auffangen, vergaß dabei aber selbst, Halt zu suchen und fiel dabei um ein Haar auf unseren Tisch. Der hatte überhaupt eine ziemliche Anziehungskraft, denn wann immer jemand das Gleichgewicht verlor, er landete bei uns. Besondere Beachtung (und somit einen gesonderten Eintrag) verdient aber die Mutter aus Kamp Lintfort mit ihren Kindern Lukas und Laura…

Wir haben also abseits der Neubaustrecke den Weg durch das Rheimtal gewählt. Durch Jürgen Klopps Heimat (K. hat das glatt verschlafen), vorbei an Hildegards Heimat, St. Goar, dem berühten Loreley-Felsen, Koblenz, der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn und dem Puff in Düsseldorf. Eine Burg neben der anderen, in jeder Rheinbiegung mindestens eine neue Burg. Sehr sehr schön.

Was hätte ich nur ohne mein Laptop gemacht? Das hätte ich mir alles gar nicht merken können…

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

2 Kommentare

  1. Eine herrliche Zugfahrt. Und das Beste daran ist: Zugfahrten sind immer so! Als hätte sich die Bahn verabredet, mal wieder ein krudestes Sammelsurium verhaltensauffälliger Leute in den Zug zu packen. Erinnere mich da gern an eine Fahrt nach N, auf der in Markt Bibart zwei ältere Prols einstiegen, die sich bis Fürth, wo sie endlich ausgestiegen sind, gegenseitig abwechselnd als „Altes Arschloch“ oder „Arschf…“ bezeichnet haben. Unterbrochen haben sie diesen Wörtertausch nur mit infantilem Gekicher. Zugfahrten sind immer so!

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