Stoiber und seine Fußball-Rhetorik

Nachdem Edmund Stoiber ja sehr gerne Vergleiche zum Fußball zieht und das im Zeichen der WM letztes Jahr fast übertrieben hat, könnte man nun meinen, seine „Parteifreunde“, Freunde sind, glaube ich, etwas anderes, haben sich etwas vom Fußball-Jargon unseres Ministerpräsidenten abgeschaut. Edmund Stoiber genießt nach eigenen Worten die volle Rückendeckung der Fraktion und freut sich darüber. Im Wortlaut heißt es in der Erklärung der CSU-Landtagsfraktion:

„Wir, die Mitglieder der CSU-Landtagsfraktion, sprechen unserem Ministerpräsidenten das Vertrauen aus. Wir stehen zu Edmund Stoiber und der von ihm verantworteten, überaus erfolgreichen und zukunftsweisenden Politik. Die Frage der Spitzenkandidatur zur Landtagswahl 2008 ist offen. Hierüber entscheidet der neu zu wählende CSU-Parteitag. Diese Parteitagsentscheidung wird vom Ministerpräsidenten und Parteivorsitzenden in Gesprächen mit den Spitzen von Partei und Fraktion rechtzeitig vorbereitet werden.“

Vergleicht man das nun mit den allseits bekannten Treueschwüren von Vereinsvorständen zu ihren kritisierten Trainern kurz vor deren Entlassung, heißt das doch, dass man im Moment, also jetzt, in diesem Augenblick, vielleicht so etwas meint, wie dass man voll und ganz zu ihm steht, dass man ihn eigentlich als Mensch noch ganz gern hat, aber eigentlich ist es doch im Fußball für einen Trainer allerhöchste Zeit, seine Sachen zu packen, wenn der Vorstand volle Rückendeckung versichert und vollstes Vertrauen hat. Kann man „voll“ überhaupt steigern? Wenn ein Glas voll ist, ist es voll. Voller geht nicht, sonst läuft es über. Ein Glas kann voller als das andere sein, dann ist es aber noch lange nicht voll. Heißt das, das Vertrauen ist gar nicht so voll und muss daher so betont werden? Treueschwüre in der Winterpause bedeuten entweder, nächste Woche kannst du deine Papiere abholen, oder aber, wenn nicht jetzt, dann auf jeden Fall nach der Saison. Ein Nachfolger hält sich dann meistens bedeckt, steht aber schon längst in den Startlöchern. Mir scheint, Edes Zeit neigt sich dem Ende entgegen.
Ein wenig unwürdig ist dieses Spektakel in Wildbad-Kreuth schon. Wie schaffen die das nur immer, dass dort immer Schnee liegt? Gehört das dazu? Werden die Wiesen vorher aufwändig für das Winter-Idyll präpariert? Das ist aber ein anderes Thema.

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Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

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