Menschen

Ob es die Menschen im Bus sind, die bei Daylight in der Disko oder die in der Cafeteria im Krankenhaus. Es ist immer wieder toll, Menschen in der Umgebung zu beobachten und sich Gedanken darüber zu machen, was diese wohl für Typen sind. Im Bus nach Grombühl vergangene Nacht war eine merkwürdige Mischung beieinander. Der junge Mann mit dem hässlich-biederen Mantel und dem unübersehbaren Schmiss auf seiner Backe. Ein Verbindungsstudent, direkt neben mir. Aus einer schlagenden Verbindung. Ein Relikt aus längst vergangener Zeit. Wer es braucht… Aber dann spricht er seine Begleitung an und ich bekomme eine volle Breitseite Mundgeruch ab, sehr fies in einem vollen Bus. Da habe ich es schon bereut, dass ich mich nicht von M. und T. heimfahren ließ. Oder die Gruppe völlig überstylter Yuppies Neureiche-SimuliererInnen, die mit Stiefel-Virus, einem Eimer Farbe im Gesicht und eindeutig zu viel billigem Duftwasser den Bus bevölkerten. An der Neubaustraße eingestiegen, wo kamen die wohl her, habe ich für mich beschlossen, dass die an der Juliuspromenade aussteigen. Die kommen aus der Odeon-Lounge, gehen ins Studio. Und prompt, wo sind die dann ausgestiegen? Ganz genau. Dann war da der Student hinter mir, der sehr altklug seinem Nachbarn von den kommenden Klausuren erzählt hat. Er könne sich erinnern an sein erstes Semester. Er hat kurz überlegt, um dann zu sagen, dass er im Sommersemester 2006 angefangen hätte. Na toll, gut, dass er sich noch erinnern kann. Oder der Typ mir gegenüber, der seine Nachbarin so furchbar schlecht angemacht macht. Sie war nicht hübsch, das spielt aber hier keine Rolle, er auch nicht. Ob sie denn sicher sei, dass der Bus nicht in die Zellerau führe, er meine, das gelesen zu haben, er sei sich ziemlich sicher. Sie hat ihn dann gebetsmühlenartig beruhigt und genervt zum Fenster rausgesehen.

Auch in einer Krankenhaus-Cafeteria finden sich bestimmte Menschen, die man an immer den gleichen Orten finden könnte: Die Familienbesuche, die recht unkommunikativ verlaufen, weil man sich wenig zu sagen hat, aber der Pflichbesuch erledigt sein will. Da wird gegessen und getrunken, über das Wetter geredet und wieder was zu essen geholt. Vorhin war es der Besuch eines alten Herrn, wo der leicht pausbackige Enkel mit blonden Assi-Kamm in einer knappen halben Stunde zwei Fanta, eine Packung M&M, ein Bounty und eine Laugenstange mit Salami vertilgt hat. Oder aber das Gegenteil: Die Familien, die keine Rücksicht kennen und für einen stammtischähnlichen Lautstärkepegel sorgen. Die türkische Großfamilie, die auf dem Flur Picknick macht, die Kaffee-Tanten, die sich gegenseitig erzählen, wie schlimm alles geworden ist und dass alle noch schlimmer wird. Und die alten Herren, die an der einen Hand ihren Urinbeutel spazierentragen, um auf der Terrasse mit der anderen Hand eine Zigarette zu rauchen. Ach, es ist schön…

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Kategorisiert in Alltag

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“