Babel

Während es der FC Bayern gestern also vorzog, ausgerechnet gegen den Glubb unterzugehen, war ich mit K. in Babel. Ein wirklich beeindruckender Film, der in drei parallelen Handlungssträngen erzählt wird: Zwei marokkanische Hirtenjungen spielen mit einem Gewehr, das ihnen von ihrem Vater mitgegeben wurde, um Schakale zu töten. Sie testen die Reichweite, schießen auf einen Touristenbus und treffen die Amerikanerin Susan, die mit ihrem Mann nicht unbedingt einen stressfreien Urlaub verbringt. Sie wird lebensgefährlich verletzt, ein rettendes Krankenhaus ist weit entfernt und erste Hilfe finden sie im abgelegenen Dorf des Reiseführers.
Parallel dazu sieht man, wie das mexanische Kindermädchen der beiden von dem Ziwschenfall, der von den Amerikanern als Terroranschlag bewertet wird, erfährt, gleichzeitig aber am Abend zur Hochzeit ihres Sohnes nach Mexiko will. Kurzentschlossen nimmt sie die Kinder mit. Die dritte Parallelerzählung zeigt ein taubstumme japanisches Schulmädchen auf der Suche nach Anerkennung, die sie auch von ihrem Vater nicht bekommt. Der Vater hatte einst sein Gewehr an seinen marokkanischen Führer verschenkt.

In weiten Teilen ist der Film untertitelt, weil alle in ihren Muttersprachen reden. Der Film heißt „Babel“ und es geht um die Sprachverwirrung, die nach dem Alten Testament dort entstanden sein soll. Diese Sprachproblematik ist von Anfang an Thema und wird in den drei Parallelsträngen eindrucksvoll vor Augen geführt, aber auch durchbrochen. In vielen Momenten treffen zwei unterschiedliche Sprachsysteme aufeinander, was Kommunikation normalerweise unmöglich macht. In anderen Momenten funktioniert aber der menschliche Informationsaustausch gerade dort, wo man es nicht vermutet, eindrucksvoll von der alten Frau in Marokko demonstriert, die ohne Worte auskommen muss, um Susan zu zeigen, dass sie Vertrauen haben soll. Dafür klappt die Kommunikation dort nicht mehr, wo sie funktionieren müsste. Das Ehepaar versteht sich nicht mehr, redet aneinander vorbei, ehe es zu dem Unfall kommt, wo wiederum das Nonverbale die Schranken überwindet, während die amerikanischen Diplomaten den Zwischenfall als Terrorakt einordnen und den rettenden Hubschrauber lange verweigern. In Mexiko klappt die Kommunikation, weil Susans und Richards Kinder zweisprachig aufgewachsen sind, kaum wieder im eigenen Land kommt es zum tragischen Konflikt mit den Grenzern, der allen fast zum Verhängnis wird. Ein absolut empfehlenswerter Film über die Sprachverwirrung, der sein Geld wirklich wert ist.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

4 Kommentare

  1. Ich fand, dass das vier Handlungsstränge waren. Aber das tut der Güte des Filmes keinen Abbruch.

Kommentare sind geschlossen.