Ablenkung

Jetzt ist mir noch nicht mal Ablenkung gegönnt, wenn ich nur telefonieren will. Ich suche mir die vermeintliche Mittagspause anderer aus, wenn meine eigene Mittagspause längst wieder rum ist und wähle deren Telefonnummern. Es war allerdings ein sehr einseitiges Vergnügen und Kommunikation kann man das auch nicht unbedingt nennen. Ich habe mich mit Anrufbeantwortern unterhalten und mir Rückrufe erwünscht. Die kommen dann aber sicher in dem Moment, wenn ich Ablenkung mal ausnahmsweise nicht gebrauchen kann, weil ich mich gerade konzentriere. Deshalb habe ich den Wunsch nach dem Rückruf insofern wieder eingeschränkt, dass ich dem netten AB noch erzählt habe, dass ich wieder anrufe. Jetzt können sich die Angerufenen aussuchen, was sie wollen: Warten, bis ich wieder anrufe und vielleicht ewig warten, weil ich es wieder vergessen habe, dass ich nochmals anrufen wollte oder selbst anrufen, immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, sie stören mich beim weltwichtigsten Lernen, da am Freitag in einer Woche das Examen losgeht.

Es ist zum Aus-der-Haut-fahren. Das ist übrigens eine Satzkonversion. Das musste ich eben nachschauen, um sicher zu gehen, dass ich nichts vergesse.

Statt Lernen ist es auch spannender, die Waschbecken-Armatur mit Zitronensäure zu entkalken. Sehr merkwürdig.

Edit 13.46 Uhr: S. hat eben angerufen. Sehr nette Ablenkung. Morgen gehen wir schwimmen.

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Kategorisiert in Alltag

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“