Es ist doch schon ein Klischee geworden, dass scheinbar jeder etwas ältere Mensch, und damit meine ich nicht nur Menschen jenseits des Rentenalters, an der Kasse immer ihr Kleingeld zählen müssen, um so passend wie möglich zu bezahlen. Es ist kein Klischee, es ist tatsächlich Realität und passiert immer und immer wieder, eigentlich jedesmal – nicht nur, wenn man besonders drauf aufmerksam geworden ist, weil Stefan Raab, Harald Schmidt oder irgendein namenloser Comedian wieder mal genau dieses „gar-nicht-richtig-Klischee“ ausschlachten muss, um einen Witz über alte Menschen zu machen.
Zuerst war ich also eben beim Schlecker am Marktplatz. Mein Geldbeutel war nicht mehr sehr voll, drum hab ich da einfach mal dazwischen gefragt, ob man denn mit Karte bezahlen kann – man kann! Ich kaufe ja nicht ein, versuche an alles zu denken, und dann langt die Kohle nicht UND ich kann nicht mit Karte bezahlen! Jedenfalls habe ich mit dieser Frage eine Kleingeld-suchende Oma an der Kasse komplett verwirrt, zumal die Kassiererin auch noch gefragt hat, ob sie Interesse an Leipnitz-Keksen hat, die würden nur 99 Cent kosten – aber das sind ja zwei Mark und die wollte die nicht sehr rüstige alte Dame nicht ausgeben, mit genau dieser Begründung. Sie hat dann wieder Geld gezählt und dabei, inspiriert von meiner Zwischenfrage, eine Diskussion mit der Schlecker-Frau begonnen, dass junge Leute immer mit Karte zahlen mässen und das dann immer so lange dauert! Aha! Ihr wäre das eh viel zu unsicher, man würde ja so viele Dinge hören und überhaupt! Gut, ich hab dann meine Sachen doch mit Bargeld bezahlt, weil das noch gelangt hat.
Es hat sogar noch für einen Mini-Einkauf (von der Menge her) beim Tegut gelangt. Dort war ich mit zwei Flaschen Wein in einer langen Schlange gestanden – da war dann eine Frau so nett, mich vorzulassen. Das war auch das Mindeste, was sie tun konnte, ein zweiter Wagen wäre nicht schlecht gewesen, das hat echt ausgesehen, als hätte kein Supermarkt der Welt die nächsten vier Wochen offen. Egal, die Frau war nett. Vor mir war dafür ein älterer Mann, kein Rentner, der mit einem drolligen McKinley-Rucksack von seiner Frau zum Einkaufen geschickt worden ist. Den hatte er ganz süß – wie ein Erstklässler, den Vergleich hat K. die Woche mal auf mich angewendet – auf dem Rücken und hat die Waren aus seinem Einkaufswagen sehr sehr genau und gleichmäßig auf dem Transportband angeordnet. So was hab ich echt noch net gesehen und war wohl mit einem breiten Grinsen hinter ihm gestanden und habe ihm genau zugeschaut – gemerkt hat er das aber nicht, dafür war er viel zu beschäftigt. Also hat den den Joghurt in einer Reihe aufgestellt, richtig Mühe hat er sich gegeben. Dann kam die Milch, die hat er in die Reihe dahinter gelegt, ebenso das Toastbrot und den Tomaten-Brotaufstrich. Die Butter, den Käse (aus der Packung, nicht von der Frisch-Theke), die Sahne, die Zahnseide, das Pesto und alles andere hat er, Reihe für Reihe, ganz genau auf eine Linie gelegt. Deshalb bin ich ja erst auf den aufmerksam geworden, weil das so systematisch vor sich ging. Während die Kassiererin die Sachen gescannt hat und dann auf das nächste Transportband gelegt hat, hatte er schon seinen Rucksack, den von McKinley, runtergenommen und versucht, Betonung liegt auf „versucht“, die Waren genauso genau in diesen einzuräumen. ABER: Die Tegut-Frau war zu schnell und genau das hat den Mann sehr durcheinander gemacht, weil der Tomaten-Brotaufstrich z.B. unter seinen Rucksack gerutscht ist, er kam gar nicht mehr nach und hat dann erstmal bezahlt und dann weiter eingeräumt. Ordnung muss sein! 30,67 € hat er bezahlen müssen. Ich weiss das deshalb noch, weil ich so viel Zeit hatte, auf das Kassendisplay zu schauen, er hat solange nach 67 Cent gesucht – er hat sie gefunden. ich habe dann meine zwei Flaschen bezahlt – die werden ein Geschenk, drum schreib ich das jetzt hier nicht hin, was ich bezahlt habe – und bin gegangen. VOR dem überkorrekten Mann. Übrigens hätte ich beim Tegut nicht nur mit meiner EC-Karte bezahlen können, sondern auch mit meiner card4students-Barclaycard-Visa- oder-Master-Card. Evtl. hätte dann aber die nette Frau hinter mir bereut, dass sie mich vorgelassen hat, schließlich dauert das ja solange, wie ich vorher beim Schlecker gelernt habe.
Da bin ich doch wieder mal froh, dass ich meine Vorurteile habe und habe mich gefreut, dass die wieder mal bestätigt wurden. So habe ich meine Freude gehabt, war nicht genervt, weil es solange gedauert hat und habe mir so nebenbei ausgedacht, was der Mann wohl beruflich macht. Bestimmt arbeitet er beim Finanzamt in irgendeiner Prüfstelle, entspannt sich abends beim Bierchen in seinem Schrebergarten, ordnet dabei die Gartenzwerge wieder und arbeitet daran, die Nordic-Walker-Gruppe-Sanderau zu gründen.
4 Kommentare
Kommentare sind geschlossen.
bekommst du eigentlich was fuer deine staendige Schleichwerbung? Noch schlimmer sind aber diese Wi*****, die sich mit einem randvollen Einkaufswagen ganz schnell ganz vorne an eine neu eroeffnete Kasse anstellen und keinen vorlassen. Ja genau, ihr zwei haesslichen aer****, Ihr seid gemeint! Kommt ja nicht auf die Idee, Euch fortzupflanzen!
Schleichwerbung?? Ich will dem geneigten Leser, dem Markennamen nicht gleich gelaeufig sind, die Moeglichkeiten bieten, sich ueber die entsprechenden Produkte oder Firmen Hintergrundinformationen einzuholen, die ihm helfen, Bescheid ueber alles zu wissen, um dann auch, aehnlich wie du, ihren Senf zu allem geben und klugscheissen zu koennen, um wiederum mich damit zu erfreuen, dass meine Eintraege, die ich hier schreibe, kommentiert werden. Schoener langer Satz!
Ey, Klugscheisser! Sei froh das beim tegut ueberhaupt noch eine weitere Kasse aufgemacht hat, das ist ja schon ein Wunder. Denn im tegut Eibelstadt muessen sich die Kunden erst bis zum Eingang zurueckstauen, bis die merken doch evtl. mal eine weitere (2.) Kasse zu besetzen. Vorsicht Kunde will bezahlen!
HAB ICH EIN“ HALS!!!! War grad in der Norma (nein, hier gibt“s keinen link) einkaufen und freue mich schon tierisch drauf, endlich aus diesem Rentnerloch rauszukommen. Vor mir eine alte Omma, der Arsch breiter als der Einkaufswagen (klar, irgendwo muss ja Platz fuer die lange Leitung sein) und eine Reaktion wie ein Betonpfeiler. Diese Omma wollte nun wirklich ihren Kassenzettel von GESTERN reklamieren, auf dem Ihrer Meinung nach einmal Birnen fuer 79 ct zuviel draufstehen. Kann Sie natuerlich knicken. Ist ihr selbstverstaendlich egal. Sie fragt mal hoeflich an, ob es nicht sein kann, dass das zweimal ueber den Scanner gerutscht ist. Dabei ist Ihr wohl leider entfallen, dass Birnen keinen Strichcode haben (jetzt weiss ich uebrigens, warum“s beim tegut keine zebras zu kaufen gibt: der scanner kennt den Strichcode nicht!) und dass ausserdem die Birnen einmal oben und einmal unten auf dem Zettel stehen. Als sie dann eingesehen hat, dass Jammern nix bringt, hat sie nach rund zwei Minuten dann doch mal mit bezahlen weitergemacht. Hat 10,44 € gekostet. Da ist bei mir ja schon der Alarm angegangen…und tatsaechlich: ja, sie hat Kleingeld! Bloed nur, dass man vor lauter Parkinson kaum eine Muenze auf einmal rausnehmen kann…egal, wer Wuerzburg anno dazumal aus dem Schutt hat auferstehen lassen, darf sich ja alles erlauben. Wer glaubt, das waer schon alles gewesen, der irrt: Madame hat natuerlich keinen besseren Platz zum Einpacken gefunden als zwischen Einkaufswaegen und Ausgang, was bei ihrem breiten Arsch so wenig Platz laesst, dass nicht mal Personen ohne Wagen durchkommen. Richtig packt man natuerlich, indem man das Obst moeglichst unten reinlegt und die leichten Weinflaschen obendrauf. Fazit: Wann gibt es endlich eigene Laeden nur fuer Rentner? Oder um das Problem zu loesen: Rentner haben wenig Geld, im Osten sind genug billiger Wohnungen…quasi neuer Lebensraum im Osten, ist ja auch keine neue Idee…da kann mann auch gleich die Mauer wieder aufbauen und sie zum Weltkulturerbe erklaeren, dann ist sie naemlich vor Abriss geschuetzt…werd ich jetzt chef bei S.P.I.T.?