Die politisch korrekte Beförderung von Uncle Ben

Uncle Ben? Der gute Reis-Onkel? Jetzt ist er endlich befördert worden, trägt aber auch als Präsident, den er jetzt mit Businessanzug und Manschettenknöpfen darstellt, keinen Nachnamen. An „Mr Ben Uncle“ hätte man sich dann wohl nicht gewöhnen können, schließlich wäre so die Marke nicht mehr die gleiche gewesen. Manchmal nimmt die Political Correctness schon merkwürdige Züge an. In einer Zeit entstanden, in der Schwarze ohne Nachnamen, der Höflichkeit halber aber mit Onkel/ Tante angeredet wurden, schien das nun nicht mehr tragbar, dass das Äußere von Uncle Ben zu sehr an einen schwarzen Sklaven erinnert. Tatsächlich? Ich habe nun wirklich keinen kleinen Horizont, aber an die Möglichkeit, dass Uncle Ben’s Reis an die Sklaverei erinnert oder an das hinterwäldlerische Herrenmenschentum im Süden der USA, habe ich nicht gedacht. Das war für mich schon immer der nette Neger-Reis-Onkel ohne jeden politischen oder ideologischen Hintergrund, der mich motiviert, Reis zu kaufen. Jetzt kann Masterfood aber auch wieder mit Uncle Ben im Fernsehen werben. Wäre doch ein gutes Vorbild für andere Werbeaktionen, die Bahn wirbt mit Onkel Hartmut, die Deutsche Bank mit Onkel Joe, Würzburg mit Tante Pia, nur Thomas Cook sollte nicht mit Onkel Tom werben, sonst hätte man wieder das alte Problem.

Jetzt wissen wir aber, dass Uncle Ben frei und ein erfolgreicher Geschäftsmann ist. Mir wäre es nicht aufgefallen, wenn Uncle Ben mich im Fernsehen wieder mal mit einer Empfehlung für seinen Reis begrüßt hätte. Ich könnte nicht sagen, was er bisher anhatte, ich hätte mich lediglich gefreut, ihn wieder mal zu sehen.

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Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“