Der Rest vom gestrigen Tag

Dass ich von der perversesten Wette Deutschlands gelesen habe, habe ich ja eben geschrieben. Fertig.
Danach bin ich in die Stadt runtergefahren, um K. vom Bahnhof abzuholen, jetzt ist sie ja wieder hier. Vorher bin ich noch schnell zur Post am Bahnhof, um für C. eine CD zu verschicken, die er bei Ebay versteigert hat. Bin ich halt dorthin, habe nicht mal anstehen muessen und bin gleich drangekommen. Da habe ich also meinen Luftpolsterumschlag (ganz vorbildlich, nicht so wie manche Spacken, die einem ne CD lieblos in einem normalen Umschlag schicken, um Geld zu sparen) der Tuse gegeben und gesagt, dass ich dafür eine Marke brauche. Selbstverständlich hat sie den Umschlag erstmal durch ihren Überprüfungsschlitz gezogen, von Augenmaß hat die scheinbar noch nie was gehört. Gut, ist ja nicht so schlimm, vielleicht muss sie das ja machen. Dann hat sie aber angefangen, ziemlich dumm und ungeschickt ihren Fragenkatalog abzuarbeiten:
Frage Nr.1:
Haben sie schon ein Konto bei der Postbank?
Ich habe ein Konto bei der Postbank und habe ihr das auch gleich mit einem Lächeln mitgeteilt. Hätte sie etwas Gesichter und meinen Tonfall lesen können, hätte sie gemerkt, dass ich an irgendwelchen tollen Angeboten kein Interesse habe und wirklich nur eine Briefmarke gebraucht habe. Stattdessen habe ich aber gemeint, ich habe eben ein Konto, sogar bei der Postbank und bräuchte von meinem Konto 50 Euro, die ich jetzt eben am Schalter abheben könnte. Schon wieder 50 Euro! Die Bitches im Puff haben 50 Euronen verteilt, meine Stylo-Schuhe 50 Euro gekostet und 50 Euro habe ich abgehoben!!! Egal! Danach wollte ich gehen, da hat sie mir aber schon die nächste Frage gestellt, die sie in der letzten Schulung aufgetragen bekommen hat.
Frage Nr.2:
Haben sie schon eine private Altersversorgung?
Nein, ich habe keine private Altersvorsorge! Von was auch! Ich habe ihr das dann auch mit einem etwas desinteressierten Ton gesagt. Ich bin Student, verdiene zwar Geld, aber sicher nicht so viel, dass ich davon eine private Rente jetzt schon finanziere. Wofür sollte ich studieren, wenn ich das jetzt schon könnte?! Jetzt konnte sie mir zwei Sachen nicht andrehen, da habe ich gewusst, es kommt noch was hinterher. Es kam auch was hinterher und es war echt der absolute Knaller.
Frage Nr.3:
Haben sie ein Handy?
Habe ich!
Frage Nr.3a:
Karte?
Nein
Frage Nr.3b:
Vertrag?
Ja
Frage Nr.3c:
Läuft der noch lange?
Das waren schon recht viele Fragen. Ich habe einen Handyvertrag bei T-Mobile, unterstütze damit Jan Ullrich und den FC Bayern und er läuft noch ein ganzes Jahr! Ich habe sogar noch ein Karten-Handy, weil einfach einfach einfach ist und habe diese Frage damit eigentlich als beantwortet gesehen und wollte mich sehr höflich bis zum bestimmt nächsten Mal verabschieden, da kommt sie mit der Sensationsfrage, auf die ich fast gewartet habe.
Frage Nr.4:
Wollen sie nicht noch ein Handy?
Wie scheiße ist das denn? Hat die zu viel Erkan und Stefan geschaut? Habe ich einen Geldscheißer, dass ich einen zweiten Handyvertrag brauche? Langt nicht die eine Rechnung im Monat? Hat die das wirklich gesagt bekommen, dass sie Kunden fragen soll, ob sie ein Zweit-, Dritt- oder Vierthandy brauchen? Der Trend geht eindeutig dazu! Ist das eine Handy wegen nicht bezahlter Rechnungen erst gesperrt, kann man flugs mal nen neuen Vertrag abschließen! Sie hat mir dann ihren Flyer angedreht, ich würde im Fall der Fälle 7,50 € bezahlen und hätte 50 Minuten schon inklusive. Das wäre ja ein nettes Angebot, es bringt mir aber herzlich wenig, wenn ich schon ein Handy habe.
Ich bin dann tatsächlich weggekommen und war noch pünktlich am Bahnsteig, wo Sanitäter auf den ICE an Bahnsteig 4 gewartet haben, um eine Patientin abzuholen. Muss man da tatsächlich hinglotzen und so genau wissen, was mit der Frau war? Echt übel, wie manche Leute gaffen! Wollen die auch mal so angestiert werden, sollte es ihnen mal so ergehen?
Naja, dann ist schon K. angekommen und das war echt schön, sie wieder in den Arm zu nehmen und bei mir zu haben. Nachmittags waren wir dann noch bei L. und haben sie besucht. Zum Glück geht es ihr wieder besser und ich wünsche ihr auch weiterhin gute Besserung. Auf dem Weg zu ihr ist mir auf den Plakaten der Republikaner aufgefallen, dass die sich nicht mal die Mühe gemacht haben, ihre Plakate zu aktualisieren. „Schluss mit der Verschwendung“, ganz nach diesem Motto sind auf den Plakaten immer noch DM-Scheine zu sehen, im Euro-Zeitalter sind diese Ewig-Gestrigen noch nicht angekommen. Schön! Da ist mir doch ein Kanditat doch lieber als so ein dummer Haufen mit hohlen Phrasen!

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

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