Ein etwas eigenartiges Spiel des Lebens

De Grote Donorshow wartet am Freitag in Holland mit einer in meinen Augen ziemlich perversen Idee auf: Das Anliegen, auf die prekäre Situation holländischer Patienten aufmerksam zu machen, die jahrelang auf ein Spenderorgan warten müssen, kann doch nicht ernsthaft und seriös mit einer TV-Show einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, in der drei Patienten um die Niere einer krebskranken Frau wetteifern, wie auch immer das aussehen soll. Es geht vornehmlich um die Gunst der Zuschauer, die von der Couch aus, am besten mit einer Tüte Chips in der Hand, per SMS abstimmen können, wer von den drei Bewerbern am Ende das Spenderorgan eines dann toten Menschen bekommt und welche zwei weiter auf Dialyse und Warten angewiesen sind. Auf eine solche Idee muss man erstmal kommen, zumal diese von Endemol produzierte Show nicht in irgendeinem quotengeilen Privatsender läuft, sondern bei der öffentlich-rechtlichen Anstalt BNN. Wie man eine solche TV-Show verantworten und gegen die heftigen Proteste von allen Seiten verteidigen kann, ist mir ein Rätsel. Ein moralisch höchst fragwürdiges Unternehmen, das recht streng nach Organhandel riecht. Das holländische Medienrecht lässt im Übrigen einen Eingriff in das Programm nicht zu.

Da ist mir doch ein Spinner wie der Dancefloor-Fertilizer Analyzer von TV total wesentlich lieber…

Nachtrag: Das Ganze war reine Show und alles inszeniert, um auf die Spender-Problematik aufmerksam zu machen. Ein etwas merkwürdiger Weg… So oder so eine Scheißidee und absolut geschmacklos!

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

3 Kommentare

  1. jau, absolut krank…dann ist also kiffen doch mindestens langzeitschädigend! Lächerlich, mit welcher Begründung das gerechtfertigt werden soll. Organhandel tatsächlich, da man für Geld auch sms kaufen kann!

  2. In Amerika ist die Lebendspende auch keine große Sache. Unter http://www.matchingdonors.com kann der Spender entscheiden, wem er sein Organ zur Verfügung stellt. Der Empfänger stellt sich und sein Schicksal vor und wer sich entsprechend präsentiert hat die Chance, eher unters Messer zu kommen. Nicht ganz unumstritten ist diese Art der Organvergabe allerdings auch, wie die http://www.zeit.de/2005/33/M-Internet-Organspende berichtet. Das Ganze allerdings auch noch als Gameshow zu verheizen, finde ich auch ein bisschen krank, will sagen menschenverachtend.

  3. In Deutschland wäre das zum Glück rein rechtlich schon nicht möglich, sonst würde uns wohl bald „Nur die Niere zählt“ oder „Deutschland sucht den Superspender“ drohen.

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