Lieber Fünfter als Fürther

Endlich kann ich diesen Spruch hier mal loswerden, da die Bayern und die Fürther in der Regel nicht aufeinander treffen. Heute nun war ich kurz nach meiner Radtour mit Biffo schon wieder unterwegs in Richtung Mainaustraße, weil in der Sepp-Endres-Arena der Würzburger FV seine Heimpremiere in der Bayernliga-Saison gegen die zweite Mannschaft von Greuther Fürth feierte.

Vor 730 Zuschauern legten die Fürther in der ersten Hälfte ein gutes Tempo vor, die Würzburger Angriffe waren meist an der Strafraumgrenze vorbei, da zum einen die Pässe selten ihren Bestimmungsort fanden, zum anderen die Fürther Abwehr gut gestellt war. Mit Nullnull ging es so auch in die Halbzeitpause, aus der beide Mannschaften wie ausgewechselt wieder auf den Platz kamen. Die Würzburger wachten endlich auf, drückten und Dominic Vierheilig, Neuzugang aus Lengfeld, wirbelte auf der linken Seite und spielte die Fürther schwindelig. Die erste richtige Torchance drückte Tobias Jäger mit dem Kopf unter die Latte, von der der Ball zum 1-0 ins Netz prallte. Wenig später wurde zum zweiten Mal gejubelt, allerdings entschied der Schiedsrichter auf Abseits. Ein Abseits, über das man sicher streiten kann. Aber es war nicht die einzige Abseitsentscheidung, die am Regelverständnis des Linienrichters ernsthafte Zweifel aufkommen ließ. Kurz nach dieser Szene hatten die Würzburger Glück, dass Torwart Ralf Scherbaum den heranstürmenden Fürther knapp vor dem 16er foulte und es somit nur Freistoß gab, und Gelb für Scherbaum. Den scharf geschossenen Freistoß konnte Scherbaum super parieren, auch wenige Minuten später war der Würzburger Keeper der gewohnte Rückhalt seiner Mannschaft und konnte erneut einen Freistoß abwehren, womit er den knappen 1-0-Sieg des WFV festhielt.

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Für die Fürther wird es auch in Zukunft nichts zu gewinnen geben, wenn deren Fans mit solchen modischen Fehlgriffen auffallen. Der originellste Gesang der Würzburger Hardcore-Fans war „Wir spiel’n Fußball, und ihr Playmobil“, ansonsten träumten die Herren von Berlin und vom Europapokal, oder sie schmähten den Würzburger Lokalrivalen, die Kickers, mit diversen Gesängen, was den älteren Herrn neben mir mehr und mehr aufregte, weil die Sänger aus dem gleichen Dorf wie er kommen. Eine Frau in meinem akustischen Einzugsbereich erklärte einem Bekannten die Abwesenheit ihres Mannes so: „Däa brichdd ’n gonnsn Dooch, Maachndaam, wessdd scho'“, zu hochdeutsch „Er erbrach sich ganztägig; eine Magen-Darm-Geschichte, wie du sicher vermutest.“ Die schreibmaschine war auch da, P. hat aber sicher keine neuen Fotos für das Würzburg-Rätsel geschossen, auf dessen Fortsetzung ich tagtäglich hoffe, weil ich doch das Lösungswort schon lange weiß. Er musste nämlich arbeiten.

Bei der Pressekonferenz lobten beide Trainer ihre Teams für das hochklassige Spiel, für den Tempofußball und die Einsatzbereitschaft. WFV-Trainer Michael Hochrein kündigte an, der VfL Wolfsburg solle sich warm anziehen, mit dieser Leistung müsste sich der WFV vor niemandem verstecken. Recht hat er (der Beifall der Anwesenden war ihm sicher), schließlich erwartet der WFV ohne Punktvelust als Bayernliga-Zweiter den Bundesligisten aus der niedersächsischen Wüste.

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Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

Ein Kommentar

  1. Kann mir jemand verraten, warum der halbe Eintrag plötzlich nur noch bei den Entwürfen war und der Rest verschwunden? So ein Scheiß!

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