Gehen. Diese Sportart werde ich wohl nie so recht verstehen. Wenn Männlein oder Weiblein sich bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen am Morgen eines Wettkampftages aufmachen, um 20 km oder 50 km zu gehen, frage ich mich immer, wie man freiwillig diese merkwürdige Disziplin der Leichtathletik ausüben kann. Der Watschelgang mit dem ulkigen Hüftschwung dürfte jedem bekannt sein, überhaupt sieht das aus, als hätten die Sportler zu viel Federweißer gefolgt von einer Flasche Mineralwasser getrunken (= Durchfall) und das nächste Klo ist 20 bzw. 50 Kilometer weit entfernt. Dass am Ende dann die Konzentration nachlässt, dafür haben die Kampfrichter, die penibel darauf achten, dass die Wettkämpfer sauber laufen, d.h. dass immer ein Fuß auf dem Boden ist (das Ganze in schnell macht dann den Watschelgang), kein Verständnis und mir tun dann die disqualifizierten Läufer total leid, wenn sie nach 18 oder 19 Kilometern oder gar bei der letzten Stadionrunde vor dem Ziel die rote Karte bekommen und völlig verzweifelt am Streckenrand stehen bleiben. Dann war nämlich der ganze weite Weg umsonst. Das ist beim Rennen über 50 Kilometer noch extremer. Man stelle sich vor, in Würzburg trifft einen Montezumas Rache und das nächste Klo steht hinter Gemünden. Brutal. Wer achtet da in Karlstadt noch auf die Lauftechnik…
Wenn es nicht der Durchfall ist, der die Geher so gehen lässt wie sie gehen, dann könnten es auch Blasen an den Füßen sein, bevorzugt am Ballen oder an der Ferse. Das ist echt die uncoolste Sportart. Und so ungerecht. Die einen gehen und gehen, während die Wettkampfrichter herumstehen und den Sportlern auf die Füße schauen. Rohkost-René wollte mir ja am Donnerstag die Vorzüge von Wettkampf-Schach näher bringen, da muss ich aber sagen, schaue ich mir dann doch lieber Gehen an. Die Bitte, ihn keine Fußballer raten zu lassen, verband er mit der Erklärung, dass er keine Fußballer kennen würde, da ihm “Sportler†wie Kasparow oder Kramnik lieber seien. Rohkost-René hätte ganz bestimmt ein großer Geher werden können, so uncool wie er ist.
Im Moment hat der Titelverteidiger Brugnetti bei der WM in Osaka die besten Karten, das Klo als Erster zu erreichen. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich würde spätestens in Oberzell ins Gebüsch scheißen.
Nach einer dreiviertel Stunde geht jetzt um 01.45 Uhr MESZ das Aussortieren los, zwei Mexikaner wurden disqualifiziert. Das war aber nur der Anfang, die Hitzeschlacht in Osaka hat wohl auch einigen Kampfrichtern zu sehr zugesetzt.