Die Single-Charts von media control werden 30. Woche für Woche wissen wir, wer die Nummer Eins in den deutschen Hitparaden ist, Dieter Thomas Heck habe ich gerade so noch erlebt, wenn er diese ansagte, mein Hitparaden-Moderator war aber Viktor Worms, auch er berief sich regelmäßig auf media control. Nun bestimmt leider nicht der gute Geschmack bzw. Qualität, was sich in den Hitparaden tummelt, sondern entscheidend sind eben mal die Verkaufszahlen. Anstatt sich aber all den Hiphop-Dreck und den billigst produzierten Schund vorzunehmen, der mir das Radiohören mehr und mehr vergällt und es trotzdem nach ganz oben schafft, hat die Süddeutsche Zeitung auf ihrer Internetseite eine Auswahl von 30 Titeln zusammengestellt, bei denen man sich in München offenbar fragt, wie das passieren konnte. Über Modern Talking, DJ Ötzi und Modo – ich halte „Eins, zwei, Polizei“ und den „Anton aus Tirol“ immer noch für ganz großes Kino – kann man ja meinetwegen streiten, trotzdem ist die Auswahl etwas arg einseitig. Tic Tac Toe sind zu Recht in der bösen Liste, dass die es jemals auf Platz Eins geschafft haben, ist ein Armutszeugnis für Deutschland, auch der „Burger Dance“ von Herrn Ötzi schmerzt, vor allem als fieser Ohrwurm.
Aber wie kann sich die SZ über einen so genialen Titel wie „Polonäse Blankenese“ echauffieren und zu allem Überfluss die Zeile „und Erwin fasst der Heidi von hinten an die Schulter“ niedermachen? Nur weil nicht die vielleicht von der SZ erwarteten „Titten“ folgen, die sich auf „ganz großen Schritten“ reimen… „YMCA“ ist viel zu geil für diese Liste, „Looking for Freedom“ ebenso. Und der Scatman. Das ist echt gemein! Kylie Minogue, ok, kann ich mich anschließen. Aber „Der Nippel“ von Mike Krüger hat in dieser Liste ja mal gar nichts zu suchen. Eines der geilsten Nonsens-Lieder der Geschichte. Und „Das Lied der Schlümpfe“?? Ey bidde! Mit Rudi Carrell und Vader Abraham habe ich den holländischen Akzent gelernt. Und das Lied selbst ist auch der Hammer. Sandras „Maria Magdalena“ hat auch nichts in der Schlechten-Liste verloren, über „Pump ab das Bier“ habe ich sogar mal eine Deutsch-Schulaufgabe schreiben müssen. „Midnight Lady“ ist ein Klassiker, interpretiert von Chris Norman, auch wenn es Dieter Bohlen geschrieben hat. „Asereje“ ist so schlecht, dass es schon wieder gut ist, hat folglich auch nichts hier verloren, bei Dr. Alban grenzt eine solche Missbilligung dieses Liedes schon beinahe an Frevel. Richtiger Frevel ist es, „So bist du“ von Peter Maffay als geschmacklichen Fehltritt in den Verkaufscharts zu schmähen. „Saturday Night“ von Whigfield gehört hier auch nicht her. Alles gemein. Kurt Naidoo ist auch in besagter Liste, das macht so manches wett. Wieso regen sich die SZ-Menschen aber über Bohlen-Texte auf, selbst schuld, wenn sie die übersetzen oder gar darüber nachdenken. Die Frau von Bruder Louie ist nun mal undercover, fertig. Und dass Bohlen seine Gitarre prügelt, ist auch nichts Neues mehr und Atlantis setzt sehr schön einen Notruf ab. Die sollen sich mal Al Bano anschauen.