Bierhoffs Füße aus Malta

Das war schon lange mal fällig, dass das einer so klipp und klar sagt. Entweder Hoeneß oder Völler, nur einer von diesen beiden kommt für gehaltvolle Rundumschläge in Frage. Hoeneß hatte seinen Auftritt letzte Woche schon, also muss es Völler richten, zumal Schelte für die DFB-Philosophen von Bayern-Seite immer argwöhnisch beäugt wird:

Der Bundes-Jogi, der Andi Köpke und der Nationalmannschafts-Manager – der wichtigste Mensch, ohne ihn kann man Weltmeister werden! – Oliver Bierhoff haben die Fußball-Weisheit zusammen mit dem Bäcker aus Göppingen mit Löffeln gefressen, die Italiener verdanken es nur einem dummen Zufall, dass sie – und nicht Klinsis Sommermärchen-Stars – Weltmeister geworden sind. Die neue Philosphie, die Jogi Bierköpke immer vertreten, die meisten Bundesliga-Trainer und Manager dürften allein bei diesem Wort inzwischen einen dicken Hals kriegen, wenn immer die Arbeit bei den Fußballdenkern um Bierhoff und Löw von diesen selbst gelobt wird, die Jugendarbeit und die kontinuierliche Förderung in den Vereinen dabei aber kaum Beachtung findet, weil ja nur die Philosphie richtig greift.

Jetzt ist Ruuuuuudi Völler im Kicker-Interview der Kragen geplatzt und er hat seinem Ärger ähnlich freien Lauf gelassen wie einst im legendären Interview mit Weißbier-Waldi: Bierhoff hatte angesichts des schlechten Abschneidens der deutschen Clubs in der CL einen runden Tisch gefordert und wieder mal kluggeschissen, was Völler so gar nicht passte, also lederte er mal ordentlich los. Die besten Zitate:

„Ich möchte Bierhoff zu etwas mehr Demut raten, zu größerer Zurückhaltung. Er sollte sich in den nächsten Tagen bei Dr. Müller Wohlfahrt untersuchen lassen. Das permanente Sich-selbst-auf-die-Schulter-Klopfen muss doch schmerzhafte Schädigungen nach sich ziehen.“

Geiler Spruch, Rudi, aber es wird noch besser, er bekomme Magenkrämpfe, wenn er an das Gerede von der einheitlichen Philosophie denke, die Herr Klinslöw erfunden hat. Und dann kommts:

„Mit Spielern, die Clubs wie Köln, Bayern München, Stuttgart, Bremen oder Bayer Leverkusen ausgebildet haben, kannst du diese Philosophie umsetzen. Die Philosophie für den Spieler Oliver Bierhoff, die musste noch erfunden werden. Brasilianische Spielweise einfordern mit Füßen aus Malta, das geht eben nicht.“

Füße aus Malta, der absolute Hammer-Spruch, mit dem Rudi sagt, was viele denken und Bierhoffs fußballerische Qualitäten in Frage stellt. Ich bin nämlich der festen Überzeugung, Bierhoff hätte nie so lange in der NM spielen dürfen, wenn er nicht 1996 das Golden Goal im EM-Finale geschossen hätte. Weiter nagelt er gegen Bierhoff, der einst unter Völler, dem unattraktive Spielweise vorgeworfen wurde, in der NM gespielt hat:

„Jeder Trainer würde gerne offensiv spielen lassen. Aber wenn du zum Beispiel einen Spielertypen wie Bierhoff im Team hast, kannst du eben auch nicht brasilianisch spielen.“

Eine eindeutige Spitze gegen Bierhoff und Löw, die ihre eigene neue Philosophie anpreisen und gegen den einstigen Gurkenfußball abgrenzen. Rudi hatte einfach nicht so gute Spieler wie es sie heute gibt, darunter auch den überschätzten Herrn Bierhoff, der das natürlich alles gar nicht gerne hört und sich auf Rudis Stammtischniveau nicht herablassen möchte.

Wunderbar, Rudi! Mach weiter so! Jogi ist ja ok, aber die „Ich-AG vom Starnberger See“ (O-Ton Rummenigge) war mal überfällig. Allein das Interview gestern in der Sportschau hat gereicht.

Alle Zitate sind dem Spiegel-Bericht entnommen.

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Kategorisiert in Fußball

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

4 Kommentare

  1. Ich finde es nicht so toll was Völler und Hoeneß da abgelassen.
    Was die Bundesliga Vereine im Europapokal gezeigt haben war gelinde gesagt sehr bescheiden.

  2. Hoeneß war etwas herb, aber die Art und Weise lag einfach auch an der provokanten Fragestellung. Wenn der Uli da hochgeht, braucht der sich nicht wundern.
    Bierhoff hat nicht den Fußball erfunden, was bringt denn ein runder Tisch, bei dem Schaaf, Veh und Slomka Herrn Bierhoff erzählen, wie schlecht sie waren. In den Vereinen wird ja nicht gebummelt, das soll der Bierhoff mal jedem selbst überlassen und nicht überall seinen Senf dazu geben.
    Löw, Bierhoff, Klinsi und Köpke wären 1998 und 2000 auch mit Pauken und Trompeten rausgeflogen, weil sie die guten Spieler nicht aus dem Hut zaubern konnten.

  3. Ich kann auch nur sagen,das es einfach mal Zeit wurde,das einer Bierhoff mal die Meinung geigt.Dieses ständige einmischen in die Arbeit der Vereine,das Fordern von Stammplätzen für bestimmte Spieler,etc.,muss jetzt einfach mal aufhören.Dieses ganze Theater,die Spielweise oder die Aufstellungen gehen diesem Möchtegern-Experten garnichts an.Was hat er denn in seinem Leben erreicht??Einmal Torschützenkönig und 2 Tore gegen einen überforderten Torwart….Wahnsinn,er sollte in jeder Rangliste vor Pelé genannt werden.Wie die Vereine was machen,und wie sie damit abschneiden,ist einzig und allein ihr Problem.Oder wir sagen einfach das Löw die gesamte erste Liga,Bierhoff die 2. und von mir aus Köpke die 3.Liga trainieren,dann können sie ein einheitliches Spielsystem anleihern und durchsetzen!

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