Navi-Sklavin

Vorhin durfte ich auf dem Heimweg Zeuge eines wundervollen Schauspiels werden. Vom Frauenlandplatz kommend habe ich an der Kreuzung Behrstraße/ Zeppelinstraße einer jungen und sichtbar überforderten Schweinfurterin nicht die Vorfahrt genommen, obwohl sie es voll und ganz verdient gehabt hätte, so wie sie gefahren ist. Ich bin dann hinter ihr durch die Hermann-Zilcher-Straße (die bei Google-Maps merkwürdigerweise Hermann-Zürrlein-Straße heißt) gefahren, dort wartete an der roten Ampel (Kreuzung Zilcher-Straße/ Erthalstraße/ Brettreichstraße) ein Gelenkbus der Linie 6. Wer diese Kreuzung nicht kennt, dem sei an dieser Stelle noch gesagt, es gibt an dieser Ampel keine extra Linksabbiegespur. Während ich also hinter ihr gefahren bin, habe ich sehen können, dass die junge Dame ununterbrochen auf ihr blödes Navi geschaut hat, das ihr wohl zu verstehen gegeben hat, sie solle sich links einordnen und dann abbiegen: Wie schon beschrieben, wartete an der Ampel ein Bus, davor stand ein Auto, hinter dem Bus stand auch noch ein Auto, aber anstatt sich hinten anzustellen, folgte die SW-Frau wohl nur noch ihrem Navi, denn sie fuhr auf der imaginären Linksabbiegespur (=Gegenspur) ohne mit der Wimper zu zucken an der gesamten Schlange vorbei, auch die rote Ampel störte sie nicht, ein Blick nach rechts und links, drei Autos durchgelassen und schon war sie abgebogen. Ob sie die Weiterfahrt unbeschadet überstanden hat, ist mir nicht bewusst.

Das Navi, das dem Fahrer zu verstehen gibt, dass er sich nicht völlig der Technik ausliefern soll, muss noch erfunden werden. Können die Japaner nicht so was bauen? Wenn die Augen länger als drei Sekunden nicht auf die Straße gerichtet sind, könnte doch eine Stimme rufen „Schau auf die Straße, du blöder Arsch, ICH überlebe den Crash.“

Als Zuschauer war das aber sehr lustig anzuschauen und hat für die gemeingefährlichen 300 Meter hinter ihr entschädigt, weil sie gebannt auf ihr Navi schauend mehrmals unvermittelt gebremst hat.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

4 Kommentare

  1. Jaja, die Navis! 😉

    Ich stell mir des grad so richtig schön vor, wie die Frau eiskalt durch den Gegenverkehr fährt, über die rote Ampel und dann (auf einmal geistesgegenwärtig) anhält um zu schaun, ob noch Autos kommen. Und dann schwups…abgebogen. 🙂 Da wär ich gern dabei gewesen. Lustiger gehts wohl kaum. Aber sei mal froh, dass das Navi keine Rückfahrfunktion besitzt.
    Ich hab vorgestern auch was nettes erlebt. Ich stand da so an der Ampel, es regnete wie aus Kübeln und rechts von mir steht eine junge Frau, die verzweifelt versucht das Falt-Dach ihres MINI zu schließen. Das war auch ein toller Anblick. Ich hätte ihr ja gerne geholfen, aber die Ampel wurde grün. 😉 (und sie wurde nass)

  2. Ich hätte jetzt gerne gelesen „Ich hätte ihr ja gerne geholfen, aber ich musste sie ja fotografieren und hatte deshalb keine Hand mehr frei.“
    Geistesgegenwärtig ist gut, es wäre mir sonst wirklich unheimlich geworden, wenn die ohne zu schauen abgebogen wäre.

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