Hohle Phrasen

Bevor Die Republikaner in ihrem Wahlwerbezettel, der heute in meinem Briefkasten war, fordern, dass die Fachhochschule nicht wie geplant am Sanderheinrichsleitenweg, sondern stattdessen „kostengünstig[…] auf dem Post-Areal am Bahnhof“ untergebracht wird, hätten sie mal recherchieren sollen, wem das Post-Areal gehört. Mittlerweile sollte jeder halbwegs an der Stadtentwicklung interessierte Mensch in der Stadt wissen, dass die Stadt Würzburg nicht über das Post-Areal verfügen kann, weil dieses nach wie vor der Essener mfi gehört. Zudem bestimmt die Stadt nicht allein, wo die FH ihren zukünftigen Platz hat. Erst reden, dann denken, oder wie war das? Es kommt zwar noch die Einschränkung, dass für den Fall, dass dies nicht möglich sei, die FH „auf den durch den Abzug der US-Truppen freiwerdenden Flächen“ ihren Platz finden solle, aber nach dem doch blöden Einwurf zählt das auch nicht mehr.

Über die Kandidaten selbst lasse ich mich mal nicht aus, auch wenn es reizvoll wäre. Nur so viel: Die Stadtentwicklung würde ich diesen Herren nicht unbedingt anvertrauen. Jemand sollte den Republikanern auch mal sagen, dass wir 2008 längst die neue Rechtschreibreform anwenden, aber die ist ja erst von gestern, die Republikaner in manchen ihrer Ansichten von vorgestern.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

8 Kommentare

  1. Noch kann man die Reps am 02.03. gar nicht wählen, der Flyer wirbt um die Gunst der Wähler, ins Wahlamt im Rathaus zu gehen und sich in die ausliegenden Listen der Reps einzutragen, damit diese überhaupt mit ihrer offenen Liste zur Stadtratswahl antreten können. Erhalten sie bis nächsten Montag nicht die nötigen 385 Unterschriften, hat Würzburg trotzdem „eine deutsche Zukunft“, wie sie die Reps ankündigen. Wie eine solche deutsche Zukunft aussieht, würde mich ja wirklich mal interessieren.

  2. Wird in Würzburg aggressiv gebettelt, was die Reps durchgreifend bekämpfen wollen? Ich weiß nicht mehr, wann mir zuletzt ein Zettel unter die Nase gehalten wurde, ich solle spenden für arme Kinder, die der Begleiter der Zettelhalterin auf dem Arm trägt.

    Und die paar Straßenmusiker betteln wirklich nicht aufdringlich. Der Afrikaner mit seinen Trommeln im Sommer nervt, aber der bettelt ja nicht. Noch so eine hohle Phrase, die höchstens das Klientel bedient, das sich aus Prinzip über den Bimbo in der Fußgängerzone aufregt.

  3. ich hatte hier einen kommentar stehen, in dem es um npd-wahlwerbung ging. aus angst vor körperlicher oder gerichtlicher repression habe ich ihn wieder gelöscht, kann ihn aber gerne einmal mündlich in privater runde von mir geben.

  4. „eine deutsche zukunft“?
    ich muss ja nicht in sack und asche gehen, nur weil ich in deutschland geboren bin – nein, da kann man genauso stolz drauf sein, wie es franzosen, engländer, … sind. aber wenn ich solche sachen höre, muss ich doch an eine passage aus einem hans-söllner-lied denken:
    „und wenn mein freund ein grieche ist,
    dann kriech ich mit ihm umernand,
    bevor ich mit dir aufrecht geh
    für’s deutsche vaterland.“

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