Vollidioten auf der Straße

Hilfe, war das heute eine Heimfahrt… Schon im Dammbachtal hatte ich einen tschechischen Laster vor mir, den ich wegen der kurvigen Strecke und offensichtlich völlig verängstigter Autofahrer zwischen mir und dem Laster lange nicht überholen konnte. Die scheiß Navis führen die Brummifahrer inzwischen auch an die entlegensten Winkel. Lustig Bedenklich wird es dann, wenn sich einer der ängstlichen Autofahrer nach Kilometern endlich ein Herz fasst, um zu überholen, diese Entscheidung aber ausgerechnet vor einer unübersichtlichen Kurve fällt und deshalb fast in den Gegenverkehr fährt. Seine Angst fängt dann von Neuem an. An der erstbesten Stelle habe ich dann meine Chance wahrgenommen.

Während dieser schier endlosen Trottelei durch das liebliche Dammbachtal habe ich einmal mehr die Wahlplakate auswendig gelernt, dabei im Radio alles über den Euro gehört, darüber, dass – wissenschaftlich belegt – eigentlich gar nicht so viel teurer geworden ist, weil wir ja auch mehr verdienen und die Autos besser sind, dass eben nur manche Bevölkerungsgruppen überdurchschnittlich belastet werden, beispielsweise die Pendler. Danke. Ganz beiläufg meldete der Verkehrsfunk Personen auf der Fahrbahn zwischen Wertheim-Lengfurt und Helmstadt, sehr geil. Die Bissspuren im Lenkrad lassen sich sicher nicht mehr entfernen.

Gut, bis Wertheim-Lengfurt bin ich auf der Autobahn gekommen, dann bin ich auf die Bundesstraße ausgewichen, wo der Frust aber weiterging, da sich auch tschechische, türkische und lettische Laster durch Dettingen, Uettingen und Holzkirchen quetschen wollten. Dazwischen war aber plötzlich ein Rainer-Langhans-Verschnitt in seinem Yaris vor mir, der es nicht schaffte, außerhalb geschlossener Ortschaften schneller als höchstens 70 km/h zu fahren. Erstmals überholt habe ich ihn kurz nach der Autobahnausfahrt, weil selbst besagte paneuropäische Lkw-Flotte schneller unterwegs war als der Bombenleger mit der Würzburger Landnummer, den auch meine Lichthupe nicht aus der Ruhe bringen konnte. In Uettingen dachte ich dann, ich schlage der Schlange ein Schnippchen, bin auf einer Parallelstraße durch den Ort gefahren, musste dann aber so lange warten, bis jemand auf die Druckknopfampel drückte, die immer den Stau in Uettingen verursacht. Der türkische Lkw fuhr vorbei, der lettische und auch der tschechische, ein paar Autos auch noch, dann wurde es rot, ich konnte fahren und wer war zwei Autos vor mir und ließ wieder die Lücke zu den Lastern aufreißen? Richtig, der Greenpeace-Aktivist von Anno 1981, der wahrscheinlich sowohl bei der Startbahn West als auch in Wackersdorf einst seine Prügel bezogen hat.

Kurz nach Roßbrunn ist er Richtung Hettstadt abgebogen, schon ging es schneller, bis eben die Lkw wieder vor uns waren, die vor Waldbüttelbrunn auch nicht mehr überholt werden konnten und den nächsten Stau verursachten. Aus Waldbüttelbrunn kamen eine ganze Reihe Autos und weil ich nett bin, habe ich auch einen einfädeln lassen. Scheiße!!!!!! Das war wieder der 75-Öko, der gemeint hat, er, ausgerechnet er, ist auf einer Parallelstrecke schneller. Ich habe es auch nicht fertiggebracht, ihm brutal die Lücke zuzufahren, verdient gehabt hätte er es, denn kaum war er auf der B8, ließ er wieder abreißen. Knapp über 70, mehr ließ sein CO2-Gewissen wohl nicht zu. Vor Höchberg habe ich ihn hupend überholt und habe dabei ein paar Sachen gesagt, die er aber eh nicht – was auch besser so ist – gehört hat. In Höchberg war wieder Stau, wer fuhr plötzlich links an mir vorbei… ich habe es echt nicht fassen können. Die ganze Leistenstraße, die Löwenbrücke, immerzu war er zwei Autos vor mir und fuhr und fuhr nicht schneller, innerorts waren es nämlich maximal 40 km/h. Ich habe mir zwei, nein, drei Sachen gewünscht: Entweder den Panzer, mit dem ich einfach über ihn drüber fahre. Bei dem hätte aber die Gefahr bestanden, dass er sich mit einer Regenbogenfahne an diesen kettet und für Frieden demonstriert. Die Alternative, eine Schneeschaufel, mit der ich ihn einfach in den Graben schiebe, steht auf dem Wunschzettel für meinen Geburtstag, die Panzerfaust war so schnell auch nicht beizukriegen, ein Auto, wie James Bond es hat, wäre wirklich immer wieder hilfreich.

Aussteigen, vorgehen, Tür auf, abschellen, Tür zu, einsteigen, weiterfahren. Ich bin dafür aber einfach zu nett. Und zu anständig.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

8 Kommentare

  1. Leider kann ich meine täglichen Fahrten nach Bad Mergentheim nicht so lange im Kopf behalten. Sonst hätt ich auch schon so berichtet.

    Ich hab bei diesem Artikel seeeehr oft nicken müssen… 😉

  2. Nächstens fährste bei so einem Horrortrip nach Üttingen die nächste einfach links runter und ich mach dir einen Kaffee. Oder ich geb‘ dir einen Schnaps, wenn’s besonders schlimm war …

  3. Ich schmeiss mich weg 😉 Schöner kann man das wohl von jedem schon mehrfach erlebte nicht schreiben…

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