Überbelastung nur als Alibi?

Na großartig, weil der FC Bayern im Uefa-Cup spielt, kann ich die Bayern nur noch maximal einmal im Stadion sehen, am letzten Spieltag gegen Hertha BSC, wenn es dann hoffentlich auch die Schale gibt. Das vorletzte Heimspiel gegen Arminia Bielefeld findet unter der Woche statt. Das aber nur am Rande. Der Uefa-Cup… Nichts gegen diesen Wettbewerb, es spielen halt nicht gerade die Topteams dort und aufregend sind die Spiele auch selten.

Da die Uefa den Dienstag und den Mittwoch für die Königsklasse Champions League reserviert hat, finden die meisten Spiele am Donnerstag statt, was wegen der nationalen TV-Verträge, maximal zwei Spiele dürfen am Sonntag stattfinden, dazu führen kann, dass ein Team am späten Donnerstagabend in Portugal oder Russland oder England ran muss und am Samstagnachmittag schon wieder in der Liga. Geht das Spiel verloren, Bayern erging es so, Werder verlor, Leverkusen und Nürnberg auch, wird von den Fußballprofis gerne gejammert, es lägen ja keine 48 Stunden zwischen den beiden Spielen, die Regenerationszeit sei zu kurz gewesen. Mag ja sein, nur wenn ich die Meldungen vom Eishockey lese, kommen mir meine Fußballer vor wie kleine Mädchen, Heulsusen halt.

Die Viertelfinalspiele in den Play-Offs der DEL sprengen in diesen Tagen alle Dimensionen. Die Frankfurt Lions und den Iserlohn Roosters – was für saublöde Namen die in den Basketball- und Eishockeyligen haben, Artland Dragons und Telekom Baskets Bonn sind wirklich Krönungen der Kreativität – haben am Dienstag gespielt und mussten in die Verlängerungen. Am Donnerstag lieferten sich beide Teams das nächste packende Spiel und lieferten mit knapp zwei Stunden das bisher längste Spiel der deutschen Eishockeygeschichte ab. Jetzt dauert ein Spiel beim Fußball mit Verlängerungen und Elfmeterschießen auch zwei Stunden, nur gibt es beim Eishockey die Nettospielzeit, was heißt, mit jedem Pfiff wird die Uhr angehalten, die Bruttospielzeit wird dann locker dreimal so lang.

Im anderen Viertelfinale treffen die Mannheimer Adler und die Kölner Haie – richtig normale Namen – dieser Tage aufeinander. Dienstag das erste Spiel, Donnerstag das zweite und Samstag das dritte. Gestern pulverisierten beide Teams den Rekord aus der anderen Begegnung vom Donnerstag. Nach 168 Minuten und 16 Sekunden Spielzeit konnten die Kölner das Spiel für sich entscheiden. Das Spiel hat um 17.30 Uhr begonnen, um 00.11 Uhr fiel das entscheidende Tor, in der sechsten Verlängerung. Zwischendurch wurden Schokoriegel an Tankstellen gekauft, weil die Vorräte zur Neige gingen. Es war das weltweit zweitlängste Eishockeyspiel aller Zeiten, in den USA gab es 1936 ein Spiel, das noch 8:15 Minuten länger dauerte. Wahnsinn. Morgen Nachmittag um 14.30 Uhr steigen schon die nächsten Duelle im Viertelfinale, so viel zum Thema Regeneration und Rumgejammer, für alle Teams ist es das jeweils vierte Spiel binnen einer Woche, Mittwoch, Freitag und Sonntag finden mögliche weitere Spiele der Best-of-7-Serie statt.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

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