Sabotage durch Meinungsfreiheit

Die Chinesen beißen sich ja scheinbar vor lauter Frust in ihre Holz köpfe, da die perfekt inszenierten Propagandaspiele, deren Motto One World – One Dream an sich schon ein Witz ist angesichts der Menschenrechtsverletzungen, die dort an der Tagesordnung sind, schon beim Fackellauf nicht mehr steril und reibungslos ablaufen, spätestens seit den Boykottdiskussionen nach dem Vorgehen in Tibet stehen die Spiele nicht mehr unter dem besten Stern und das angestrebte Image der modernen, weltoffenen und fröhlichen Chinesen bekommt zusehends nicht mehr nur Kratzer, sondern wird unerreichbar. Verarschen können sie nur ihr eigenes Volk.

In Tibet werden Proteste brutal niedergeschlagen, Bilder von Protesten bei der Entzündung der Flamme wurden in China nicht gesendet und wenn wenigstens eine Milliarde Chinesen glaubt immer noch, die ganze Welt freue sich auf Olympia, das ist ja auch schon was. Dass die Proteste gegen den Fackellauf für Empörung sorgen und die Chinesen das für Sabotage halten, verwundert auch nicht. Wagen da wirklich Menschen die freie Meinungsäußerung? Protestieren öffentlich? Unglaublich! Panzer können eben nur auf dem Platz des himmlischen Friedens rollen. Ich war und bin ja richtig schadenfroh, dass die Proteste in London und Paris so massiv waren, dass zwischenzeitlich die Fackel nicht mehr brannte, die Route verkürzt bzw. abgebrochen werden musste und die Chinesen die Flamme schließlich mit dem Bus weiterbeförderten. Dass sich das Fernsehen ausblendete, ist dagegen ziemlich arm, das gehört aber offenbar zur Olympia-Propaganda, die das IOC mit seinen ganzen Funktionären unterstützt, warum sonst verteidigt IOC-Präsident Jacques Rogge weiterhin beharrlich die Entscheidung für Peking und nennt diese sogar weise.

Stattfinden werden die Spiele, da müsste schon viel passieren, dass all die diplomatischen Hosenscheißer Courage zeigen und den Spielen fernbleiben. Ob die Staats- und Regierungschefs aber zur Eröffnungsfeier anreisen und brav winkend die chinesische Propaganda unterstützen, ich mag es mir nicht vorstellen. Die Europäer werden spärlich, wenn überhaupt, vertreten sein, in den USA haben Ex-Präsident Clinton und seine Frau Präsident Bush zum Boykott der Feier aufgefordert, bei der Ankunft der Flamme in San Francisco sind die nächsten massiven Proteste zu erwarten. Schön, dass Herr Rogge – vöilig neu – mit dem Abbruch des Fackellaufes droht oder besser, eine Diskussion darüber vorschlägt, so weit lehnt er sich dann doch nicht aus dem Fenster. Dieses scheinheilige Zeichen des Friedens für die Chinesen durch die Welt zu tragen muss nun wirklich nicht sein. Was bedeutet das, wenn das IOC einen Abbruch erwägt?

Ein bisschen trotzig, die Chinesen. Sie bestehen auf der Fortsetzung des Fackellaufes. Sollen sie halt, China ist groß! Ein Witz ist nach wie vor das Protestverbot bei den Spielen, wie weltfremd und rückständig ist das in der heutigen Zeit?!

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

15 Kommentare

  1. man kann ja vom boykott halten, was man will. aber es wäre doch sicher für die sportler schade, wenn sie nach vier jahren training nicht antreten könnten. irgendwelche limonadenbrauer, autobauer oder finanzdienstleister könnten sicher damit leben, wenn sie die eigentlich werbefreien spiele als plattform verlieren würden.
    oder man stelle sich mal vor, das land, um das es geht, wäre nicht china, halt ein land mit weniger absatzmä… traditionen.

  2. Drum sollen die Staatsvertreter der Eröffnungsfeier fernbleiben und die Propagandashow nicht mitmachen. Sollten auch die Mannschaften machen, dann dürfen sich die Chinesen selbst bejubeln!

  3. ‚…aber es wäre doch sicher für die sportler schade, wenn sie nach vier jahren training nicht antreten könnten.‘

    Bei allem Respekt: hier geht es um Wichtigeres als das Training der Sportler.

  4. Die Medaillen-Gewinner dieser Spiele sind eh die Verlierer. Wenn es irgendwann heißt: „Der Gewinner der Goldmedaille der Spiele in Bejing…“, werden die Leute nicht an sportliche Höchstleistungen denken, sondern an Demonstrationen, Menschenrechte und Tibet.

    Was passiert eigentlich wenn während der Olympia-Übertragung die Besucher demonstrieren wollen? Was wenn Transparente ausgerollt werden, und vor oder während der Disziplinen die „internationalen Gäste“, sprich die Zuschauer (die Athleten werden ja vom IOC gezwungen still zu halten) Aktionen durchführen. China steht vor einem Desaster. Schreiten sie nicht ein, kann sich die Bewegung von den Spielen aus wie ein Sturm über das ganze Land ausbreiten, schreiten sie ein und prügeln die Demonstranten nieder (nicht das die Chinesen die Einzigen wären, die das tun), wäre das Land für Jahrzehnte geächtet.

    Die Spiele sind bereits jetzt eine Farce. Wenn eine Fackel geschützt werden muss, und in London deswegen die Polizei Gewalt gegen die Demonstranten einsetzt, sollte man die ganze Show einfach absagen. Wer glaubt den Organisatoren da noch die Friedensbotschaft? Und wer interessiert sich dabei noch für den Sport?

  5. finde ich auch, aber das ist halt immer die offizielle begründung, um gegen boykott zu sein. dass es vor allem ums geld geht, sagt keiner.

  6. Diese Begründung, dass ja dann die armen Sportler nicht den Lohn ihrer Trainingsarbeit ernsten können, finde ich auch ziemlich scheinheilig und egoistisch. Menschenleben und Menschenrechte sind etwas Wertvolleres als Medallien, auch wenn das für den Einzelnen anders sein könnte, weil der aus einer Welt kommt, wo Menschenrechtsverletzungen nicht auf der Tagesordnung stehen.

  7. das wertvollste sind aber wohl doch die dollar, euro, … oder was auch immer, die das ioc und einige „mittelständische“ unternehmen verdienen. da geht’s trotz allem „der olympische geist“-gerede leider meistens ums geld.

  8. achtung historisches wissen:
    der fackellauf wird immer als symbol des friedens usw. bezeichnet. aber wer weiß denn, wer auf die idee dazu kam? carl diem für die spiele 1936 (die ja bekanntlich in einer muster-demokratie stattfanden). so viel zum thema frieden.
    interessant ist außerdem, dass 1936 griechische kommunisten den fackellauf behindern wollten, um ein politisches zeichen zu setzen. war also alles schon mal da.

  9. Wehret den Anfängen! schreien die engagiertesten Menschenrechtler meist nur, wenn es irgendwo nach Nazi riecht. Die bösen Nazis mit ihren Spielen 1936… Dass in ein paar Monaten eine ähnliche Propagandagroßattacke gefahren wrd, scheint vielen egal.

    Wieso begleitet eigentlich dieses chinesische Killerkommando in den blau-weißen Trainingsanzügen in aller Welt die Flamme? Sind einheimische Polizisten nicht gut genug? Wenn die wenigstens nicht diese uncoolen Gürteltaschen tragen würden, aber da sind wahrscheinlich schwere Waffen drin, um die Flamme mit Leib und Leben vor einem Angriff zu schützen.

    Was ist eigentlich aus dem deutschen Blogger geworden, der vor einem chinesischen Gericht angeklagt werden sollte? Liefert Deutschland an China aus?

  10. falls du nach china (volksrepublik) ausgeliefert wirst, nutze ich meine militärische erfahrung, stelle ein kommando zusammen und hole dich raus.

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