Und wieder soll verhindert werden

Im Wahlkampf wurde es nochmals kurz Thema, als es um die Stichwahl ging. Da wollte die scheidende OB Pia Beckmann in München anfragen, ob es noch Chancen für einen anderen Standort für den FH-Neubau am Sanderheinrichsleitenweg gäbe, es ging ihr wohl um die Grünen-Stimmen, da sich diese für einen FH-Bau am Zupferhügel eingesetzt haben, Georg Rosenthal sagte beim Stadtgespräch, es sei alles unter Dach und Fach und an der Entscheidung werde er nicht mehr rütteln.

Und weil Würzburg nicht Würzburg wäre, hat jetzt natürlich die Bürgerinitiative Unterschriften eingereicht, um einen Bürgerentscheid zu erreichen, mit dem der Bau noch gestoppt werden könnte. Großartig, wie lange soll die FH noch warten, bis sie endlich adäquate Räume zur Verfügung hat? Warum finden sich die Unterschriftensammler immer erst dann, wenn die Entscheidung in trockenen Tüchern ist und die Planungen bereits weit vorangeschritten sind? Wären die Amis nicht so flott aus ihrer Kaserne abgezogen, es böte sich bis heute kein geeigneter Ersatzstandort, etwas früher wäre das natürlich toll gewesen und am Sanderheinrichsleitenweg würde nicht gebaut, jetzt ist das aber durch und hat schon zu viel Zeit und Geld verschlungen, um es jetzt noch abzublasen. Nur zur Information, im Frühjahr 2004 wurde der Architektenwettbewerb ausgeschrieben, im Juli 2004 die Ergebnisse präsentiert, das ist bald vier Jahre her. Wo waren die Unterschriftensammler, als Baurecht erteilt wurde? Eine zeitnahe Fertigstellung am von der BI favorisierten Alternativstandort in den Leighton Barracks ist nicht möglich und noch weitere Jahre in Provisorien sind keinem Studenten mehr zumutbar, zudem könnte die FHWS die zusätzlich nötigen Studienplätze beim G8/G9-Doppeljahrgang nicht zur Verfügung stellen, was ein Armutszeugnis für das Würzburger Hochschulleben wäre, das in Würzburg keine unerhebliche Rolle spielt.

Ich bin mal gespannt, wann gegen IKEA Unterschriften gesammelt werden, schließlich sollen ja Mitte Mai die Bagger anrücken. Diese ewige Verhinderei in Würzburg nervt mich gewaltig!

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

9 Kommentare

  1. Ich stimme Dir bezüglich des kompletten zeitlichen Ablaufes vollkommen zu. Es ist ärgerlich, dass sowas immer auf den letzten Drücker kommt. Allerdings vermisse ich auch etwas die Weitsicht und Flexibilität der Entscheider. Denn die Argumente der BI sind doch durchaus nachvollziehbar.
    Die der Gegner sind lediglich, dass es eine zeitliche Verzögerung gäbe, die der FH schade. Das möchte ich auch nicht bestreiten. Nur hätten die Entscheider schneller geschalten, wäre eben auch ein Alternativstandort in den Leightons schneller verfüg- und nutzbar. Damit ein starkes Argument für den Alandsgrund hinfällig.
    Denn Verkehrsanbindung, Erweiterungsmöglichkeiten, Zentralisierung von Lehre und Forschung, sowie Verhinderung von weiterer Flächenversiegelung sprechen defintiv für die Leightons.
    Vielleicht schaltet und waltet man beim nächsten Mal etwas schneller. Das würde vielen Menschen eine Menge Mühe sparen.

  2. Da stimme ich Euch beiden zu.
    Zeitlich ist das jetzt ein bisschen ungücklich gelaufen.
    Das aber, wie Al schreibt, erst jetzt wieder die „Entwicklungsverhinderer“ auftauchen, ist noch blöder.
    Erst Bahnhof, nun FH, als nächstes wirklich IKEA?

    Aber hinterher jammern alle….

  3. 2004 hat dummerweise noch niemand an einen schnellen Abzug der Amis gedacht, wurde da nicht erst der Betonwall gebaut? Wenn jetzt ein Bürgerentscheid kommt, verzögert das einen FH-Umzug um eine halbe Ewigkeit, das finde ich unverantwortlich, auch wenn die Leightons als Groß-Campus natürlich ideal sind, andererseits ist die FH nicht an die Uni gebunden.

  4. Aber die Arcaden wurden doch auch nur deswegen verhindern, weil sie von der Planung total unsinnig waren.
    Der Röntgenring ist doch heute schon die unerträglichste Straße in Würzburg – und da noch ein Einkaufszentrum in dem Ausmaße hin?
    Da war der Bürgerentscheid doch auch nichts weiter als eine Korrektur der verfehlten Planung des Stadtrates.

  5. Ich fand die Arcaden-Planung gut und war auch – und bin es immer noch – dafür, dass am Bahnhof bzw. bei den Posthallen etwas entsteht, das Menschen nach Würzburg lockt, IKEA wird von der Autobahn angefahren, dann geht es wieder heim. Ein Parkplatz am Gaswerk mit Durchstich zur Innenstadt hätte Würzburg meines Erachtens gewinnen lassen, auch die Einzelhändler gejammert haben. Keiner geht nur in die Arcaden und dann wieder heim, so hässlich ist unsere Stadt schließlich nicht.

  6. zunächst ist der Bürgerentscheid notwendig, da niemand rechtzeitig die Notbremse gezogen hat, nachdem klar war, dass die Leightons frei werden. Genau die Mentalität Rosenthal ist doch: Oh, die Begleitumstände haben sich geändert, aber dennoch ist es zu spät nun doch die bessere Alternative zu berücksichtigen. Diese Denkweise ist vielleicht etwas schneller fertig, kostet aber dreimal so viel und hat nicht das beste Ergebnis am Ende. Müssen wir echt noch mehr Landschaft versiegeln, wenn 2000m weiter schon fast alles fertig ist? Das ist Wahnsinn, es ist 2008!

  7. und die Zahl der Studienplätze stünde ohnehin nicht rechtzeitig zur Verfügung, dieses Argument zählt nicht, schon gar nicht in Würzburg. Dieses Thema wurde seit Jahren nicht behandelt, und jetzt wo es ohnehin zu spät ist wird die Kiste voll in den Sand gesetzt.

  8. Hmmm…
    Soweit ich das alles übersehe, hat die Stadt den Bau bereits genehmigt. Würde die Genehmigung zurückgezogen (weil ein Bürgerentscheid die Stadt dazu „zwingt“), wäre dann nicht Schadensersatz fällig? Soweit ich weiß, müssen Behörden für die Auswirkungen eines nachträglichen Rückzugs positiver Bescheide, die sie erlassen haben, den anfallenden Schaden ersetzen. Wie jedes Unternehmen auch.
    Hat man das den Unterschreibenden seitens der BI gesagt? Dass sie mit ihren Steuergeldern ggf. das Rückziehen bezahlen müssen?
    Ich vermute nicht.

    Was ich auch etwas in der Diskussion vermisse, ist etwas mehr Realitätsbezug. Das Gelände der Amerikaner fällt ja nicht an die Stadt Würzburg oder das Land Bayern, sondern an den Bund. Wie lange sich Verhandlungen mit dem Bund hinziehen, kann man in Schwabach sehen. Dort sind die Amerikaner bereits vor 10 oder 15 Jahren „abgezogen“ und noch heute stehen Grundstücksteile „leer“ bzw. können oder werden noch nicht genutzt.
    Ein weiterer Aspekt ist die Bodenbelastung. Was auf diesen Geländen des Militäts gemacht wurde und wie stark der Boden belastet ist, ist noch VÖLLIG ungeklärt. Einfach mit dem Bagger anrücken und eine FH drauf bauen… so einfach stellt sich das wohl nur der engangierte Laie vor. Bis entschieden werden kann, wie, von wem und wann die Flächen genutzt werden können, können noch viele, viele Jahre vergehen.

    Bevor man nun den Planern mangelnde Weitsicht vorwirft, sollte man bedenken, dass man dort möglicherweise all dies schon berücksichtigt hat.

    Flächen“versiegelung“. Klar, ist unschön. Aber auch ein Killerargument gegen jeden Bau. Vielleicht sollte man der BI mangelnde Weitsicht vorwerfen. Denn es gab (kann man ja oben lesen) schon lange weit vorher die Möglichkeit, Einspruch zu erheben. Hat man zu all diesen Zeitpunkten geschlafen und ist erst aufgewacht, nachdem alles genehmigt und unter Dach und Fach ist? Scheint mir nicht besonders weitsichtig.

    Irgendwie klingt es auch ein wenig wie immer: Das NIMBY-Prinzip. Not in my backyard. Klar, wir wollen (fast) immer alles haben – aber bitte schön nicht vor der eigenen Haustüre. Die anderen haben doch auch eine Türe, vor der man bauen kann… 😉

    Alle wollen den Standort Deutschland sichern. Alle wollen mehr Bildung. Alle wollen, dass mehr Menschen gute Bildung bekommen. Dass man dazu auch Räume braucht, scheint vielen dagegen nicht so klar. Die FH platzt jetzt schon raummäßig aus allen Nähten. Die Studierendenzahlen werden (politisch gewollt) ständig erhöht und an den doppelten Abi-Jahrgang darf man gar nicht denken. Wo sollen all diese Studierenden unterrichtet werden? Sankt Florian hilf, aber bitte nicht vor meiner Haustüre. Verständlich. Solange man den Menschen nicht wirklich erklärt, was sie da eigentlich unterschreiben, kommen halt solche Ergebnisse raus. Es genügt, ein wenig auf die Solidar- und Unverständlichkeitsdrüse zu drücken und viele sagen: „Stimmt, die können doch ins Ami-Gelände? Das wäre doch perfekt.“

    Wäre von Anfang gesagt worden, warum das derzeit nicht in Frage kommt und was die Folgen wären.. Dann wären möglicherweise genau so viele Unterschriften zusammen gekommen, wie da oben um Hubland unmittelbare Anwohner zu finden sind. Dass denen das nicht genehm ist, kann ich völlig nachvollziehen. Dass sich andere davon mitreißen lassen, ist eine andere Geschichte.

    Meine Meinung.

Kommentare sind geschlossen.