Der Hafensommer im Flüsterton

Leider erweisen sich Würzburgs Bürger immer wieder als pingelige, kleinbürgerliche Spießgesellen, die richtig unangenehm werden können, wenn sie selbst sind betroffen sind. Bestes Beispiel sind die Bürgerentscheide der letzten Jahre. Alle wollen Würzburg auf der Überholspur und im Wetteifern mit Schweinfurt und Aschaffenburg vorne sehen, wenn aber plötzlich die eigene Person betroffen ist, dann wird aus dem weltoffenen und fortschrittsorientierten Würzburger schnell ein nerviger Nörgler, der die Polizei holt oder gleich ein Bürgerbegehren startet. So weit ist es beim Würzburger Hafensommer noch nicht, die Polizei musste allerdings schon anrücken, weil sich eine Handvoll empörter Anwohner echauffiert hatte und echauffiert, dass vom Hafen zu laute Musik käme.

Die Begeisterung über den Hafensommer, der in diesem Jahr zum zweiten Mal veranstaltet wurde, können einige Anwohner nicht teilen, sie fühlen sich gestört und haben sich schon mehrmals massiv über die Lärmbelästigung beschwert. Seitdem war Punkt Elf Schluss mit lustig laut, die Stadt dreht dem Hafensommer, den sie selbst veranstaltet, pünktlich den Saft ab, um noch mehr Ärger zu vermeiden. Klagt ein Anwohner, ist der Hafensommer Geschichte. Beste Aussichten also.

Bemerkenswert eine Randnotiz aus dem Main-Post-Artikel: Einer Anwohnerin, die sich wohl besonders heftig beschwert hatte, wurde ein kostenloser Besuch der Hafensommer-Veranstaltungen angeboten. Das lehnte sie ab. Sie wollte wohl lieber daheim hocken, sich ärgern und vor Frust die Tapete von der Wand nagen.

Zu viele Bürger hat diese Stadt einfach nicht verdient. Manchmal kommt mir Würzburg vor wie ein frischgesäter Rasen, wo ein paar Sächpfosten – ein tolles Wort, Ralf – alles vorsichtig Grüne sofort niedertrampeln.

Also gibt es heute im Flüsterton die Abschlussveranstaltung und nächstes Jahr hoffentlich den dritten Würzburger Hafensommer. Wenn es sein muss, halt eine halbe Stunde früher. Und die Anwohner können auch mal ihr Fenster zumachen, wenn es ihnen beim Best of des Musikantenstadls zu laut ist.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

8 Kommentare

  1. Warum hat man der Frau nicht einen Eintritt in Stadttheater oder sonstwohin geschenkt? Offensichtlich kann sie mit dem Hafensommer nichts anfangen..
    Wenn mir das Essen nicht schmeckt, will ich sicher keinen Gutschein für eben dieses?
    Oder vielleicht ne Fahrt mit der „Alten Liebe“ nach Veitsbach? Wie wärs mal mit kreativ statt billich? Gerade wenn man in Sachen Kultur unterwegs ist?+

  2. Ich gehe mal davon aus, dass die gute Frau aus Prinzip dagegen ist, weil es nach acht laut ist und das sonst nicht so ist. So ein typisches Würzburger Syndrom.

    Die weiß wahrscheinlich nicht mal, was der Hafensommer ist. So viel Polemik muss jetzt mal sein.

  3. Ich habe gerade schon deine Einträge bei wuerzblog gelesen. Ich verstehe dich ehrlich gesagt nicht. Jeder weiß wo er hinzieht und wenn ich mitten in der Stadt wohne ist mir bekannt dass es dort auch mal „laut“ werden kann. Wir reden hier aber nicht von nachts um vier sondern von zwölf oder eins und das im Sommer! Keine Frage, es gibt Grenzen, doch die sehe ich hier definitiv nicht erreicht und ich arbeite auch im Schichtdienst. Wer Ruhe will soll aufs Land ziehen und ehrlich gesagt sind die dort sehr viel toleranter. Und diese ewigen Meckerer gehen mir tierisch auf den Geist. Denen geht es nämlich gar nicht um die Sache sondern nur darum sich wichtig zu machen. Ich war beim Hafensommer und es war wundervoll. Danke an alle die es ermöglicht haben.
    So, genug gemeckert (-;

  4. Naja, die Pleich und die äußere Pleich würde ich jetzt nicht mehr zur unmittelbaren Innenstadt zählen, wo man damit rechnen könnte, dass es rund um die Uhr laut wird. Es geht aber tatsächlich um die monierten Zeiten und das finde ich doch sehr kleinkariert, sich darüber zu beschweren und gleich mehrmals die Polizei zu holen.

    Hoffen wir einfach, dass es mit dem Hafensommer weitergeht. In Würzburg.

  5. klar hoffe auch ich dass der Hafensommer weiter geht, aber mit Polemik ist hier doch echt niemandem geholfen, und der Gutschein, das ist ne peinliche Nummer.. sorry, das war zu erwarten und effektiv verarsche. Das mit der Innenstadt hat Al erläutert, wie ich schon geschrieben habe, glaube ich, dass die Summe der „Einzelnen Kultur-Güter“ hier das Problem ist. Die Leute die sich hier beschweren finden halt Florian Silbereisen o.ä gut über den wir herziehen, wenn es um GEZ Fragen geht..ist doch ne ausgleichende Gerechtigkeit, wenn jeder seinen Standpunkt nicht einfach immer als 100% annimmt (nennt man dann Toleranz)

  6. Der freie Eintritt beim Hafensommer ist gar nicht so billig, ich finde das nicht peinlich. Wir haben ja in der Würzmischung schon gemutmaßt, warum sich letztes Jahr niemand beschwert hat, dieses Jahr dafür umso mehr. Letztes Jahr war es kalt und die Fenster zu. Wenn es mal zu laut ist, wäre es vielleicht sinnvoller, erstmal die Fenster zuzumachen, als sofort die Polizei anzurufen.

    Die, die für sich Toleranz einfordern, sind meistens selbst die intolerantesten. Damit meine ich aber nicht dich, T.!

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