Treibgut

Ich war ja gestern bekanntlich nach einer kleineren Bewegungs-Odyssee im Adami-Bad schwimmen und wieder einmal war ein normales Geradeaus-Schwimmen fast nicht möglich. Das Becken war wegen des Trainings der Wettkampfschwimmer teilweise gesperrt, weshalb sich die restlichen Schwimmer und Planscher auf den restlichen Bahnen tummeln mussten.
Unter den Planschern gibt es dann noch zwei Extrem-Gruppen: Die Aqua-Jogger und die sich bewegenden Toter-Mann-Spieler. Die Aqua-Jogger sind quasi die Nordic-Walker der Schwimmbäder, wobei man beim Aqua-Jogging nicht ganz so viel falsch machen kann wie beim Klackklackklack-Radwege-Blockierer-„Sport“ und das Ganze auch noch der Gesundheit gut tut, egal ob man sich nun richtig oder falsch bewegt. Was aber das Ausweichen angeht, sind Aqua-Jogger (das Wort ist zwar dem Anschein nach maskulin, aber ich habe noch nie einen Mann mit Auftriebsgürtel im Wasser gesehen) den Nordic-Walker-Terroristen ebenbürtig. Dieses Treibgut sieht von weitem schon einen Schwimmer auf sich zukommen. Mehr aber nicht. Am besten, die eine joggt auf Bahn eins, die andere auf Bahn zwei und beide unterhalten sich angeregt über das Mittagessen vom vergangenen Sonntag und mögliche Verbesserungsvarianten.
Es gibt aber nicht nur das weibliche Treibgut, sondern auch das männliche. Dieses betreibt kein Aqua-Jogging, sondern das „Schwimmen“ der Männer sieht so aus, dass man sich mit dem Bierbauch nach oben ins Wasser legt und quasi toter Mann spielt. Fett schwimmt oben, somit ist Bewegung überflüssig und der Körper treibt von selbst kielloben bzw. bauchoben. Jetzt werden noch die Arme im 90-Grad-Winkel vom Körper weggestreckt, der Kopf eben ins Wasser gelegt, dass die Nase so gerade noch aus dem Wasser schaut und dann wird nichts bewegt außer den Handgelenken, die mit kreisenden Bwegungen ein Vorwärtskommen bewirken sollen. Das ist dann wirklich Treibgut. Diese Menschen sehen und hören nämlich nichts mehr, man hört nur hie und da ein Husten, weil die, die tatsächlich schwimmen, Wellen verursachen und das Wasser in den gerade so aus dem Wasser ragenden Mund schwappt.
Und manche Männer könnten sich das Geld für ihre Badehose im Übrigen sparen, weil die Fettschürze eh alles verdeckt und der verbliebene Stoffrest den Riesenhintern auch nicht bedecken kann.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

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