Rededurchfall an der Tankstelle

Warum das Benzin heute wieder ganze acht Cent billiger weniger teuer ist als am Freitag, wissen die Öl-Konzerne wahrscheinlich selbst nicht, es war halt Wochenende und da gehen die Preise rauf, auch wenn sie an den Rohölmärkten runter gehen. Egal, das Thema ist durch, ich bin auf jeden Fall eben mal kurz losgefahren, um zu tanken, ehe drohende Sanktionen gegen Russland wieder einen Vorwand für höhere Preise liefern und ich gearscht bin, weil ich sowieso irgendwann wieder volltanken muss.

Ich hatte gerade meinen Motor abgestellt und wollte den Tankrüssel in den Tank hängen, als die Fahrerin des Miet-Sprinters vor mir auf mich zukam und mir umständlich, mit vielen Worten und doch unbeholfen zu verstehen gab, dass ich doch bitte bitte ein bisschen nach hinten fahren solle, da sie nun am Sprinter endlich den Tank gefunden habe, dieser aber zu weit vorne sei und sie eben etwas nach hinten fahren möchte, weil sie zu weit vorgefahren war. Also habe ich den Tankrüssel nochmal eingehängt, habe den Tank zugemacht und habe mein Auto im Leerlauf ein bisschen nach hinten gerollt und die junge Dame war glücklich. Scheinbar in jeder Zelle.

Während wir nun zeitgleich getankt haben, musste sie mit ungezwungener Konversation beginnen, auf die ich aber überhaupt keine Lust hatte, da die Dame zwar in etwa das gleiche Alter hatte, aber gänzlich nicht mein Typ. Als sie fertig war, gab sie beinahe orgiastische Laute von sich und musste mir mitteilen, dass das doch gar nicht sein könne, dass der Sprinter so wenig gebraucht hat. Ich habe ihr den Tipp gegeben, nochmal von Hand ein paar Tropfen nachlaufen zu lassen, weil der Auto-Stopp gerne auch mal Platz für einige Liter mehr lässt. Das hat sie mit ebenfalls orgiastischen Tönen verneint und dabei noch einmal ihre völlige Fassungslosigkeit ausgedrückt, dass der Wagen so wenig Sprit verbraucht hat. 56 Liter Diesel für 500 Kilometer. Knappe neun Liter auf 100 Kilometer, in der Tat recht wenig.

Ich bin dann recht schnell zum Bezahlen geflüchtet, aber auch dort hat mich das brabbelnde Grauen eingeholt, denn die gute Frau kam immer noch wild redend in den Verkaufsraum und erzählte dem Tankwart und den anderen Kunden, wie wahnsinnig wenig ihr Sprinter verbraucht hätte. Interessiert hat es keinen wirklich. Dafür ist sie mir beim Losfahren fast vorne draufgefahren, weil sie in ihrer enthusiastischen Freude immer noch im Rückwärtsgang war.

Ich habe durchschnittlich 7,4 Liter Super auf den letzten 575 Kilometern verbraucht und war dabei sehr oft in der Stadt unterwegs. Ich habe kurz überlegt, ob ich bei den Nachbarn klingeln soll, um sie zu küssen. Ich schreie es jetzt hier ins Internet hinein! Und meine Punkte-Sammelkarte habe ich auch voll. Wahnsinn.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

Ein Kommentar

  1. Also ich war stolz auf meinen Audi A6, der trotz viel Gepäck die Alpen über bzw. durchquert hat und auf den gesamten 2.000km einen 8,6er Schnitt hatte. (inkl. Staus und Klima etc.)

    Ist für so ein Wohnschiff ganz anständig 😉

    Wenn ich dann aber sehe, dass ich in Österreich für 1,30 herum Tanken konnte fühle ich mich doch etwas verarscht. Allerdings vom dt. Staat 😉

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