Eigenartiger Zeitpunkt

Frank-Walter Steinmeier wird bei der Bundestagswahl im September nächsten Jahres als Spitzenkandidat der SPD ins Rennen gehen. Das pfeifen in Berlin die Spatzen von den Dächern, offiziell bestätigt ist es noch nicht. Ein guter Mann, ganz bestimmt. Er tut mir nur jetzt schon leid und den Zeitpunkt finde ich besonders merkwürdig. Jetzt, da sich in Hessen Andrea Ypsilanti machtbesessen aufmacht, endlich ihre rot-grüne Minderheitsregierung mit Duldung durch die Kommunisten durchzudrücken, soll er also als Herausforderer von Kanzlerin Merkel auftreten und gleichzeitig immer wieder versichern, dass es auf Bundesebene keine Zusammenarbeit mit Lafontaines Rattenfängern gäbe.

Jetzt braucht Kurt Beck schon Beistand, aber ich befürchte, auch Steinmeiers Glaubwürdigkeit als SPD-Mann wird ordentlich leiden, wenn die Linken in Hessen zum Zünglein an der Waage werden sollten und Ypsilanti sich zur Ministerpräsidentin wählen lässt. Die roten Socken melden jetzt ja schon Ansprüche an, was sie von Wiesbaden aus in Berlin alles beeinflussen wollen. Steinmeier gehört zwar zu den entschiedenen Gegnern der Linkspartei, aber trotzdem wird ein gebrochenes Wahlversprechen in Hessen und die unklare Parteilinie Stimmen kosten.

Ich gehe davon aus, dass Steinmeier nächstes Jahr keine Chance haben wird, die SPD in der Regierung zu halten.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“