Manchmal frage ich mich wirklich, ob die Berichterstatter in den Medien noch ganz bei Trost sind oder ob sie beim Thema „Kampf gegen Rechts“ auf Durchzug schalten und einen verklärten Anfall von Rede- bzw. Schreibdurchfall bekommen, weil jeder, der sich in diesem Kampf engagiert, ein Heilsbringer unseres Landes zu sein scheint. Wenn sich irgendwo eine kleine Gruppe von Rechten oder vermeintlich Rechten versammelt, marschiert die schwarz vermummte Antifa medienwirksam auf und randaliert. Wenn sie keine Nazis finden, schlagen sie eben Schaufensterscheiben ein, verwüsten ganze Straßenzüge und liefern sich Straßenschlachten mit der Polizei. Und das alles unter dem Deckmantel der guten Sache, schließlich ist das ja eine Demonstration gegen die Anfänge, derer wir uns kontinuierlich erwehren müssen.
Wenn man die Diskussionen im Fernsehen, von Anne Will über Frank Plasberg zu Sandra Maischberger in den vergangen Wochen und Monaten verfolgt hat, braucht es immer mindestens eine türkisch-stämmige Expertin, die die Kritik am Islam bzw. an islamistischen Tendenzen vertritt, weil jedem deutschen Kritiker sofort Fremdenfeindlichkeit und Rassismus vorgeworfen werden. Roland Koch weiß ein Lied davon zu singen, er wurde zum Fremdenfeind, weil er es wagte, ausländische Jugendliche härter anfassen zu wollen. Die berühmte Nazi-Keule eben, die als Totschlagargument dient, weil sich die Betroffenen diesen Schuh erstmal wieder ausziehen müssen.
Auch in Köln, wo gestern ein „Anti-Islamisierungskongress“ stattfinden sollte bzw. stattfand, marschierte natürlich die Antifa-Schlägertruppe auf, beschoss ein Rheinschiff, wo eine Pressekonferenz der Veranstalter kurzfristig (aus Sicherheitsgründen) abgehalten werden sollte, mit Steinen, so dass dieses mit kaputten Fensterscheiben irgendwann wieder anlegte. Jede Menge Fensterscheiben gingen auch in der Innenstadt kaputt, manche Straßenzüge sahen aus wie nach einem Angriff und mangels böser Nazis war eben kurzerhand die Polizei das Ziel von Flaschen und Steinen. Nur: Überall lese ich, dass Köln die Nazis vertrieben hat und sich intolerant gegen die Intoleranten gezeigt hat. Nur selten, dass der linksextreme Mob alles kurz und klein geschlagen hat. Dieses Verhalten verurteilt niemand öffentlich, OB-Schramma verurteilt dafür weiterhin die Veranstaltung der Rechtspopulisten, von denen wahrscheinlich die wenigste Gewalt ausgegangen ist, wenn überhaupt. Besonders mutig ist es nicht, als Mob einzelne einzukreisen und zu verprügeln. Es wird verwüstet und randaliert, die Schuld haben aber die Rechten. Ein bisschen verrückt ist das schon.
Pro Köln steht hinter dem Kongress, Rechtspopulisten, die mit dem Protest gegen die Großmoschee in Köln-Ehrenfeld Stimmen für den Stadtrat gesammelt und bekommen haben, und auch vom Verfassungsschutz beobachtet werden. Dass solche Splittergruppen so viele Stimmen sammeln, könnte man schon allein dadurch vermeiden, dass man als etablierte Partei solche Anliegen ernstnimmt und nicht sofort in den Tenor derer einstimmt, die sofort die mangelnde Toleranz anmahnen, weil Toleranz für diese Leute bedeutet, alles hinzunehmen und den eigenen Standpunkt völlig außer Acht zu lassen. Der jüdische Publizist Ralph Giordano äußerte sich z.B. ebenfalls sehr kritisch gegen den Bau der Moschee, seine Stimme wurde aber beinahe nicht gehört. Und Giordano kann man als Holocaust-Überlebendem nicht vorwerfen, ein Rechtspopulist zu sein. Auch hier braucht es aber wieder einen Kritiker mit „Geschichte“, damit die Kritik am Islam nicht ganz so einfach als Fremdenfeindlichkeit verdammt werden kann. Intoleranz ist der andere Vorwurf, wenn es um Vorbehalte gegen solche Vorhaben geht. Aber wieso spielt die Intoleranz der anderen dabei nie eine Rolle? Islamistische Intoleranz wird da totgeschwiegen, als ob es sie nicht gäbe. Wieso werden die Ängste von Bürgern bezüglich des Neubaus von Moscheen selten ernstgenommen und sofort mit dem Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit niedergemacht?
Zum Thema Toleranz hat sich auch Henryk M. Broder wieder einmal geäußert, seinen bissigen Kommentar „Toleranz hilft nur den Rücksichtslosen“ habe ich schon öfters verlinkt.
Nur dass wir uns richtig verstehen, ich finde den Protest an sich auch gut, da auf plakative und populistische Weise keine Probleme gelöst werden können und die Ohren für konstruktive Kritik nur noch mehr verschließt. Ich habe ja geschrieben, die etablierten Parteien dürften hier nicht einfach Augen und Ohren verschließen, eine verklärte Multikulti-Huschipuschi-Haltung einnehmen und alles als Intoleranz abtun, was eine kritischere Position bezogen hat.
Die friedlichen Demonstranten und die Chaoten, die gar nicht wissen, wogegen sie „demonstrieren“, sollten deutlich getrennt werden. Die Randale haben mit Meinungsäußerung nichts zu tun und dürfen nicht verklärend beschönigt werden. Was unterscheidet denn einen linksextremen Chaoten von einem rechten Prügler?
http://www.netzeitung.de/politik/deutschland/1161037.html
Egal ob Links oder Rechts…beide extreme sind mir zuwider.
Und ob man in Deutschland Moscheen braucht – solange in der Türkei Christenhäuser erlaubt sind, ist das kein Problem.
Aber dem ist wohl nicht so:
http://www.moschee-schluechtern.de/christen/tuerkei_faz011214.htm
So gesehen bin ich auch eher „Pro Köln“….ohne rechts zu sein.
Scheiß Medien!
Die Position, die Pro Köln vertritt, nämlich die Ablehnung des Moschee-Baus (zusammen mit einer Bürgerinitiative, die sich alleine gelassen fühlte), hat man seitens von CDU, SPD und Grünen einfach den Populisten überlassen. Da ist meines Erachtens das Problem, Gegner wurden in multikultureller Heile-Welt-Sicht abgebügelt, weil Toleranz allgegenwertig ist, der Begriff ist ja inzwischen ausgelutscht und hat mit der Idee der Aufklärung nicht mehr viel zu tun. Da begegnen sich nämlich, wenn man Lessings Ringparabel hernimmt, alle auf Augenhöhe. Die Ober-Toleranten begegnen anderen aber nicht mehr auf Augenhöhe, sondern sind vor lauter toleranter Kniefallerei irgendwo auf Schienbeinhöhe.
Die Situation hier mit der Türkei zu verleichen, finde ich grundlegend falsch. Natürlich dürfen Christen in der Türkei nicht einfach eine Kirche bauen wie Moslems hier eine Groß-Moschee genehmigt bekommen. Warum nicht? Die Ideen der Aufklärung sind dort noch nicht angekommen. Daher vergleicht man in diesem Fall Äpfel mit Birnen.
>>>Wieso werden die Ängste von Bürgern bezüglich des Neubaus von Moscheen selten ernstgenommen und sofort mit dem Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit niedergemacht?
Warum schürt man ständig die Angst vor dem Islam, warum schert man ständig die wenigen gewaltbereiten Islamisten mit der Mehrzahl der friedlichen Islamgläubigen über einen Kamm? Warum muss man den Deutschen andauernd Angst machen?
In Köln hatten genügend Bürger ihre Bedenken und Vorbehalte zum Ausdruck gebracht, wurden aber von Schramma und der CDU nicht so richtig ernstgenommen, was „Pro Köln“ dann Tür und Tor öffnete und die Diskussion in die Populisten-Ecke rückte.
Auch in München sind ja viele Experten in Sachen Islam unterwegs und bei Moschee-Bauten steht ja nicht ein zentraler Vertreter dahinter (wie das bei der katholischen Kirche die Kirche als offizielles Organ ist), sondern meist sind es Vereine, über die die wenigsten wirklich Bescheid wissen. Wer letztlich dahintersteht, erschließt sich auch mir nicht.
Das hat nichts mit Angstschüren zu tun, aber eine kritische Haltung würde vielen nicht schaden. Vor lauter toleranter Blauäugigkeit geht so nämlich der Blick für radikale Kräfte und Fehlentwicklungen verloren, weil das tolle Multikulti über alles gestellt wird.
Meines Erachtens wiedermal ein nahezu unerträglicher Beitrag von Dir (wie übrigens alles von Broder, was ich bisher gelesen habe), in dem Du vollkommen am Thema vorbeiargumentierst und vor allem fragwürdige Behauptungen aufstellst, die dazu noch den Kern Deines Anliegens ausmachen.
Zwei Fragen:
(1) Wie kommst Du darauf, dass Ängste von Bürgern selten ernstgenommen werden, und welche konkreten Ängste überhaupt?
(2) Kannst Du belegen, dass niemand das Verhalten des „linksextremen Mobs“ verurteilt? Der Link, den Du da unterlegt hast, sagt dahingehend entweder überhaupt nichts oder sogar indirekt das Gegenteil („appellierte (…), sich mit friedlichen und demokratischen Mitteln den Rechtsextremen entgegenzustellen“). Ein Scheinbeleg also. Klar ist das hier keine wissenschaftliche Arbeit, in einer solchen würde man es Dir aber um die Ohren hauen.
Leider muss ich gestehen, dass ich zu faul bin, mich hier noch weiter und detailierter mit Deinem Posting auseinanderzusetzen. Ich weiß, eigentlich sollte ich und das macht meine oben angedeutete Position auch angreifbar. Dennoch hier nur ein Link zu einer guten Replik auf Deine Gedanken:
http://www.youtube.com/watch?v=QL65dcC_UNM
Zu (1): Es gibt tatsächlich Menschen, die in ihrer Nähe (oder in ihrer Stadt) keine Groß-Moschee haben wollen, auch deshalb, weil sie nicht wissen, wer genau der Träger ist. Äußern sie diese Ängste, werden diese schnell in eine bestimmte Ecke gerückt und nicht mehr ernstgenommen, die Populisten können übernehmen, und das darf nicht sein. Köln ist da nur ein Beispiel.
Zu (2): In den meisten Berichten, die ich über das vergangene Wochenende gelesen habe, werden die Randale wohl erwähnt, aber nicht verurteilt, ganz im Gegensatz zu den Rechtsradikalen. Ich finde die einen nicht weniger schlimm wie die anderen.
Einen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit habe ich hier nicht.
Falls du mir hier Islam-Bashing vorwerfen willst, und alles andere, was Hagen Rether kritisiert, das tue ich ganz sicher nicht, aber eine kritische Haltung gegenüber kritikloser Alles-Toleranz darf ich einnehmen und das tue ich auch, auch wenn es darum nicht in meinem Beitrag geht. Das Christentum darf immer und überall kritisiert werden, das tue ich auch selbst, wieso ist der Islam die heilige Kuh?
Ich stimme auch nicht in die Paranoia anderer ein, weil ich das für falsch halte und Angstmacherei nicht weiterhilft, aber du solltest, wenn wir schon beim Thema sind, mal darauf achten, was Moslems zugestanden wird, über was großzügig hinweggesehen wird und was wir Moslems zugestehen, ohne das gleiche von ihnen zu erwarten oder gar zu verlangen.
Henryk Broder arbeitet mit dem Mittel der Überspitzung und der Polemik, um genau darauf aufmerksam zu machen, dass zu viel akzeptiert wird, was in unserer Gesellschaft keinen Platz hat, daher auch der überspitzte Titel „Hurra, wie kapitulieren!“. Nimm nur mal den Begriff „Ehrenmord“ als Beispiel, das ist ein Euphemismus für brutale Verbrechen in Familien. Das mit „normalen“ Familiendramen zu vergleichen, ist schon kühn. Rethers Ansichten sind teilweise schon merkwürdig, er tut auch so, als bewegten WIR uns rückwärts in längst vergangene Zeiten.
Das nur im Kurzen zu deiner Kritik.
Im Übrigen bin ich der Meinung, das Thema „Umgang mit dem Islam“ diskutiert man nicht in Blogs oder sonstwo im Internet. Ich wollte darauf auch gar nicht eingehen, aber das verlinkte Video fordert das ja geradezu heraus.