Aufruf zur Gewalt?

„Tod und Hass dem …“(beliebigen Vereinsnamen mit möglichst drei Silben einsetzen)

Wünscht man damit auch nur einem Fan oder Spieler der gegnerischen Mannschaft den Tod? Nein! Das sind Tribünengesänge, die meist in ähnlicher Weise beantwortet werden, wenn der andere Verein Fans auf der Tribüne hat. Die Bayern spielen ja auch seit der Vereinsgründung im Jahr 1900 nicht in Lederhosen, dürfen sich aber seit geschätzen 1000 Jahren anhören, ihnen sollen genau diese ausgezogen werden. Beschimpfungen sind an der Tagesordnung und gehören dazu, erst recht, wenn richtig Emotionen im Spiel sind. Olli Kahn, Uli Hoeneß, Stefan Effenberg, drei Reizfiguren, die sich längst in Tränen aufgelöst haben müssten, hätten sie auf die Beleidigungen reagiert. Provokationen gehören dazu, Beleidigungen und Schmähgesänge auch, hat man eine Reizfigur, bekommt diese eben den ganzen Hass (ich kann dieses Wort beim Fußball nicht leiden) ab. Punkt.

Etwas arg empfindlich gebärdet sich jetzt Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp. Für viele, auch für mich, ist er ein rotes Tuch, weil das Projekt Hoffenheim nicht nur in meinen Augen wenig mit ehrlichem Sport zu tun hat, wenn aus einer Dorftruppe durch zig Millionen Euros ein Bundesligaclub mit Ambitionen wird, während andere seit Jahrzehnten dabei sind und dennoch ums Überleben kämpfen. Die Meinungen gehen auseinander, andererseits muss man Hopp aber zugutehalten, dass er sein Geld nicht willkürlich aus dem Fenster schmeißt wie Milliardärskollege Abramowitsch, um mal kurz Erfolg zu haben, sondern ein solides Konzept verfolgt. Beleidigungen muss er sich von den gegnerischen Fans trotzdem regelmäßig anhören, es folgt meist die obligatorische Entschuldigung der Clubs für das Verhalten der eigenen Fans.

Mehr als überzogen finde ich aber jetzt Hopps Reaktion auf den Doppelhalter eines 19-jährigen BVB-Fans. Auf diesem war ein handgemaltes Konterfei Hopps zu sehen, auf das ein Fadenkreuz gerichtet ist. Untertitelt war das Ganze mit „Hasta la vista Hopp!“. Direkt nach dem Spiel wurde der Fan festgenommen, Hopp will wegen Beleidigung Anzeige erstatten, weil er eine Grenze überschritten sieht, da der Doppelhalter zur Gewalt gegen seine Person aufrufe. Ich habe selbst zwei T-Shirts, auf denen zwei Clubs, denen ich nicht ganz zugeneigt bin, im Fadenkreuz stehen. Rufe ich deshalb zur Gewalt gegen diese Vereine auf? Das ist doch absurd.

Soll jetzt ein Exempel an einem jungen Mannstatuiert werden, der sich wahrscheinlich gar nichts dabei gedacht hat, als er das hergestellt hat? Die Luft in der Bundesliga ist eben mal rauher und Herrn Hopps Konter, ausgerechnet die Dortmunder beschwerten sich über ihn, wo doch die BVB-Verantwortlichen einst Millionen für den kurzen Erfolg verblasen haben, hätte doch gereicht. Ich fand den gut.

Der Fan wollte seine Abneigung gegen Hoffenheim in Person Hopps ausdrücken. Mehr nicht. Er hat Hopp nicht bedroht, nichts nach ihm geworfen. Solche Provokationen gehören dazu. Mit der Anzeige tut er sich keinen Gefallen. Meine Meinung stützt auch ein offener Brief auf Spox.com.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

18 Kommentare

  1. Was wird morgen gegen den Glubb wieder auf beiden Seiten für böses Zeug gesungen!? „Hurensöhne“ gehört da zum normalen Umgangston, und trotzdem werden die wenigstens davon überzeugt sein, dass ihre Gegenüber in der Mehrheit Puffunfälle sind.
    Und unter Brücken und in der Bahnhofsmission schlafen sicher auch die wenigsten Nürnberger bzw. Münchner.

  2. Versuche noch vor Dezember Karten für ein Hoffenheim Spiel zu bekommen. Natürlich im Gästeblock. Eal wer kommt.
    Wir hoffen aber Karten fürn HSV zu bekommen

  3. Gibs zu, du willst mal richtig die Sau rauslassen, ehe es ans andere Ende der Welt geht. Was juckt dich da ein Stadionverbot in Deutschland.

    😉

  4. Ist es nicht ein Unterschied, ob man einen Verein beleidigt, oder eine einzelne Person? Und v.a. noch mit so einer eindeutigen Darstellung. Es scheint natürlich vollkommen schwachsinnig, einen solcher DH als Mordaufruf zu werten. Aber ich glaube, man bekommt als „Zielperson“ schon einen gehörigen Schreck wenn man sowas sieht.

    Auch wenn es um Fußball geht und Emotionen erwünscht sind. Ich halte sowas für grenzwertig und zumindest sollte man darüber diskutieren. Gleich mit Strafanzeigen ist hingegen die völlig falsche Reaktion und schürt nur noch mehr den Hass gegen Hopp.

  5. Drum habe ich ja Kahn, Hoeneß und Co. als Beispiel genannt. Oder nimm Maik Franz oder van Bommel, die dürfen sich auch unflätige Beschimpfungen anhören.
    Das rote Fadenkreuz kenne ich, seit ich ins Stadion gehe, und ich habe dahinter noch nie den Aufrug zur Gewalt vermutet.

  6. ich finde die Entscheidung von Hopp in Orndung; gerade heute wurde in Brüssel der Junge Mann verurteilt, der einen Jugendlichen erstach, weil er seinen MP3 Player nicht hergeben wollte. Es gibt verrückte, da muss man reagieren. Die Anfeindungen gegen Hopp halte ich für ziemlich niveaulos, bei anderen Vereinen gibt es auch Sponsoren, welche nun eben einfach nicht derart personifiziert werden können. Geld schiesst keine Tore, die Vereinarbeit ist vorbildlich, daran kann das Geld auch nichts ändern und Millionarios wurden bisher auch nicht eingekauft.

  7. es ist doch ein Unterschied zwischen den Spielern und Herrn Hopp; ihm wirft man immerhin vor den Sport und die ganze Liga kaputt zu machen..das ist ne Andere Qualität, da kann man sich nicht mit Bananen Vergleichen rausreden. Hopp wird in einer Art angefeindet, die nichts mit Fussball oder Stadiongesängen zu tun hat

  8. Naja, letztes Jahr wurde mal eben für 18 Millionen nachgelegt, nachdem die ersten Spiele verloren wurden. Das ist fast so viel wie der Etat manches anderen Zweitligisten.

    Klar gibts Verrückte, aber die hinter solchen DH zu suchen, finde ich doch eigenartig.

  9. Hopp steht für den Erfolg von Hoffenheim. Denke mal an den Umgang mit Hoeneß, als er Daum als Schneemann entlarvt hat. Das war in meinen Augen wesentlich schlimmer. Nicht, weil er Bayern-Manager ist, wohlgemerkt.

  10. Mir geht das ganze Gestänker gegen Hoffenheim mittlerweile voll auf den Senkel. Jetzt ist Hopp auch noch selber schuld, dass er blöd von der Seite angemacht wird?
    Das ganze gleiche Gesülze trifft ebenso auf Werksmannschaften zu oder den „Glubb“ – die gibts auch nur noch wegen Mäzenen die sie finanzieren oder finanziert haben.
    Und so ne „Privatbeleidigung“ (zitat Kinski) ist halt so eine Sache die auch schon dazu geführt hat, dass Herr Daum von diversen Bayernbossen angezeigt wurde (und somit zurecht des koksens verdächtigt wurde) – auch nur, weil sie angepisst waren.
    Guck du mal morgen wie der Club die Bayern putzt und stell ein paar Buddhas auf 😛

  11. In Bremen haben sie ein Spruchband „Hoppe, Hoppe, Reiter, wenn er fällt, dann schreit er“ aus dem Verkehr gezogen. Man kann es übertreiben.

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