Inzwischen ist Rach, der Restauranttester eines meiner Lieblings-Fernsehformate. Der Sternekoch Christian Rach ist quasi der Peter Zwegat (eine weitere gerne gesehene Sendung) der Gastronomen, die vielleicht nicht unbedingt hoffnungslos verschuldet, aber hoffnungslos überfordert sind, ein Restaurant, ein Bistro oder eine Wirtschaft zu führen.
Meist sind die Gastronomen, oder besser: Hobby-Gastronomen, vollständig beratungsresistent und hoffen, dass Herr Rach mit dem Finger schnippt und der Laden wieder floriert. Der setzt aber auf die Mitarbeit und bekommt dafür immer wieder einen Dämpfer. Letzte Woche musste er einem Ehepaar aus der Patsche helfen, das die Tierarztpraxis in Düsseldorf aufgegeben hat und in der Eifel (!) eine Art Feinschmeckerlokal betreiben wollte. Wollte wohlgemerkt, es kam nämlich keiner. Die beiden schimpften ordentlich auf die ignoaranten und unfreundlichen Eifeler, was ich generell nachvollziehen kann, da man die Herzlichkeit dort wirklich nicht mit Löffeln gefressen hat und manchem das Schaf auf der Wiese näherzustehen scheint als der nächste Mensch, aber mit einer solchen Abneigung den Einheimischen gegenüber kann ich ich kein Gastgeber sein. Schon gar nicht als Neigschmeggder. Rach erlaubte sich, der Küche „Landhausstil“ zu empfehlen, was die Köchin, die sich zu höheren Weihen berufen sieht, als persönlichen Affront empfand un zunächst bockte. Die Tierärzte waren auch nich sehr glücklich, zur Wiedereröffnung des Dringshofs kamen hauptsächlich Freunde, die Werbung schien zu verpuffen. Schlimm war das. Jetzt läuft es aber scheinbar.
Am Montag hat sich die Eis-Heidi aus Güstrow ähnlich angestellt, die Hilfe anzunehmen und die Verbesserungsvorschläge umzusetzen. Gearbeitet haben die Angestellten, die Chefin war lethargisch und kaum bis nicht begeisterungsfähig. Unfreundliche Chefin, schlechter Kaffee, schlechtes Eis, von allem etwas und nichts so richtig. Jetzt gibt es Speckkuchen (eine Art Flammkuchen ohne die paar Zwiebeln) vom Brett, die Eis-Heidi heißt Markt 7 und die Chefin ist auch aufgewacht und hat Rach beim zweiten Besuch sehr überrascht. Kam ihr doch beim ersten Abschied nicht einmal ein Dankeschön über die Lippen.
Highlight der Staffel waren aber die drei Brüder aus Knetzgau, die die dortige Brauerei-Gaststätte Russ (damals noch „Schnitzelkaiser“ mit Wordart-Schildern im Fenster) in katastrophaler Weise geführt haben. Rachs XXL-Schnitzel musste erst gekauft werden, das Geld reichte nicht mehr für einen Vorrat, die Küche war in einem erbärmlichen Zustand, die Kochkünste weder Koch noch Künste und die Kooperation der drei Herren nicht vorhanden. Einer wusste nicht, was der andere tat, jeder glaubte aber, der andere machte es und am Ende hat niemand was getan, der Vermieter hat gekündigt. Der Chef bockte und war kurz vor der Explosion, die Nebenräume waren Rumpelkammern, es war einfach alles schlimm, was schlimm sein konnte.
Rach konnte zwar noch kurz helfen, die Brüder mussten trotzdem raus, der Vermieter hat sie auf die Straße gesetzt. Zu kämpfen haben jetzt die Nachfolger, die das ganze Unternehmen jetzt wohl um einiges fähiger führen, aber mit dem schlechten Ruf durch die RTL-Sendung zu tun haben. Herrlich war der breite Dialekt der Herren. Der war so breit, dass sich RTL zu Untertiteln genötigt sah.
Rach kann man hier bei RTL now anschauen. Die aktuellste Folge ist kostenlos, die älteren Folgen kosten jeweils einen Euro.
Mehr zum Untertitel gibt es bei mir nachzulesen 😉
Leider kann ich Rach immer nur Sonntags ansehen, da ich Montags abend Volleyball spiele.
Ist aber neben Zewgat wirklich eines der besten Format.
Zach ist halt ein Macher 🙂
Genau diese drei Folgen habe ich auch alle gesehn. Und ich frage mich echt, mit was für Erwartungen die Leute nen gastr. Betrieb eröffnen. Hallo? Als Tierärzte? Und Köche die net mal mehr Bratkartoffeln hinkriegen?
Dieser Rach kann einem auch Leid tun, bei diesen Service-Ignoranten, die ihm da vorgesetzt werden. In der letzten Folge hätte ich bei der Namenssuche für die „Eis-Heidi“ gar nicht so lange rumgemacht, ein „Sch“ davor hätte vollkommen gereicht. Statt Kaffeemaschinen, Öfen und Mobiliar hätte ich eine Kiste Dynamit da drin platziert und das Personal vor der Sprengung höflich nach draußen gebeten …
Es ist schon verwunderlich, wer und was sich da so alles zum Gastronom berufen fühlt. Kein Wunder, dass FastFood so einen Zulauf hat, bei dem Tempo ist es wurscht, ob das Personal freundlich ist oder nicht …
Harte Worte, aber irgendwie treffend.
Das mit den Bratkartoffeln war hart. Ich kann doch nicht die Zwiebeln MIT den Kartoffeln reintun, ist ja klar, dass das Kohlemännle gibt.
Ich finde die Sendung sehr unterhaltsam, dennoch darf man niemals vergessen, dass es hierbei darum geht, Geld einzunehmen. Manchmal ist mir das Ganze so populistisch und auch zu kommerziell, aber das ist nunmal der Gegenstand des Fernsehens. Bei diesen Unterhaltungssendungen à la Zwegat und Rach gehört es doch zum guten Ton, völlig verlorene Menschen wieder hochzuziehen. Dabei darf man natürlich nicht verbergen, wie schlecht es ihnen wirklich geht. Denn da liegt, traurigerweise, der Unterhaltungwert…