Schuster, bleib bei deinen Leisten!

Wenn bekannte Menschen Vergleiche ziehen oder meinen, sich zu einem Thema, von dem sie keinen blassen Schimmer haben, äußern zu müssen, geht das schnell mal in die Hose. Beispiele gefällig?

Der Wirtschaftswissenschaftler Hans-Werner Sinn, seines Zeichens Ökonom, Chef des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung und in der derzeitigen Bankenkrise ein gerne gesehener Studioexperte, hat jetzt einen Vergleich gezogen, der mich am gesunden Menschenverstand des Herrn mit dem sehr eigenwilligen Bart zweifeln lässt. Angesprochen auf die heftige Kritik an den Bankenmanagern und der Suche nach den Schuldigen der Finanzkrise, bemerkte er im Tagesspiegel, in der Weltwirtschaftskrise von 1929 habe „es in Deutschland die Juden getroffen, heute sind es die Manager. Um das nur kurz zusammenfassen, hat Herr Sinn mal bedacht, dass die Manager tatsächlich als Verantwortliche an der Spitze der Banken stehen, dass aber die Juden damals nichts anderes als Sündenböcke waren, weil das alte Klischee vom Brunnenvergifter in den Köpfen war. Diese Äußerung unglücklich zu nennen, wäre ziemlich nett, ein saudummer Vergleich ist das und ich frage mich, wie das aussehen soll, dass er die Äußerung zurücknimmt. Er hat es gesagt, Punkt. Er kann es höchstens bedauern und sich entschuldigen. Ich weiß, wovon ich spreche. In diesem Fall ist die Empörung tatsächlich mal berechtigt. Er hat sich inzwischen entschuldigt und bedauert diesen Vergleich ausdrücklich.

Herr Lagerfeld trinkt keinen Alkohol, also liegt es nahe, dass er überlegt, Moslem zu werden. Das hat er letzte Woche der Park Avenue verraten. Auf alles, was den Moslems verboten sei, verzichte er natürlicherweise, da würde sich das doch anbieten. Jude könne man nicht werden und die katholische Kirche sei nur noch damit beschäftigt, Pädophilie-Opfer zu entschädigen. Zudem seien die Anschläge des 11. September nichts im Vergleich zu dem, was bei der Christianisierung geschehen sei. Die Kirche kennt ihre wunden Punkte sehr gut, Herr Lagerfeld sollte sich da mal informieren und wenn er so beliebig zwischen Judentum, Christentum und Islam abwägt, sollte er besser die Hände davon lassen. Auch der Islam ist weit mehr als der Verzicht auf Alkohol und Schweinefleisch.

Da wäre dann noch Peter Sodann, der Kandidat der Linkspartei, der kein Kommunist sein will. Der Schauspieler durfte in einem Interview palavern, was er als Präsident, der er zum Glück nie werden wird, alles machen würde. Herrn Ackermann würde er verhaften, auch wenn er danach entlassen werden würde, auf jeden Fall hätte er es mal gemacht. Mit Bush würde er sich nicht unterhalten und dem Papst würde er auch sagen, wo es lang geht. Unsere Nationalhymne möchte er auch ändern, ein Lied von Bert Brecht findet er passender. Wahrscheinlich passen Einigkeit und Recht und Freiheit nicht in das Weltbild der Linkspartei. Sodann will den Sozialismus oder so etwas Ähnliches und in der DDR habe man ja die Erfahrung gemacht, wie es nicht geht. Herr Ackermann hat sich gegen die doofe Äußerung Sodanns zu Recht heftig gewehrt, anders als in der DDR kann hier nämlich nicht jeder einfach mal verhaftet werden, die Kritik an Sodann sieht Herr Gysi natürlich als Kampagne gegen seinen Kandidaten. Hätte er ihm mal lieber geraten, nicht so dumme Sachen von sich zu geben.

Ach ja, und dann will Andrea Ypsilanti immer noch hessische Ministerpräsidentin werden und wird das auch, wie zu befürchten ist. Ihre „Mehrheit“ in den eigenen Reihen ist hauchdünn und äußerst wackelig. Und das wird dann noch von der Linkspartei toleriert. Beste Voraussetzungen für eine Landesregierung.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“