Ein Castor-Transport rollt nach Gorleben und schon kommen wieder Demonstranten und Chaoten aus der ganzen Republik aus ihren Löchern gekrochen, freundlicherweise jetzt auch am Wochenende, damit auch wirklich alle frei haben, nur nicht die Polizei.
Wie ich zum rot-grünen Atomausstieg stehe, habe ich schon gesagt. Eine ebenso effektive und vor allem günstige Alternative und ich bin sofort für den Atomausstieg. Vorher müssen wir eben mit den offensichtlichen Nachteilen leben. 2008 ist der Energiebedarf hoch. Punkt. Daran zweifelt niemand, das kann allerdings auch niemand zurückdrehen, es sei denn, alle, verzichten ab sofort auf Internet, Fernsehen, Mobiltelefonie oder Licht. Wie machen das eigentlich die Bahndamm-Einbetonierer, Bahngleis-Untergraber und Sitzblockierer? Verbrauchen die keine Energie, oder sind die alle überzeugt, ihr Strom kommt exklusiv von Wind- und Gezeitenkraftwerken, weil sie einen erhöhten Öko-Tarif bezahlen? Hier weiter die Protestfreudigkeit zu hinterfragen, lasse ich mal, schließlich ist das jedermanns Recht. Demonstrationen verstehe ich, alles andere nicht.
Was ich aber gar nicht verstehe: Wenn der Castor-Transport so gefährlich ist sein soll, wieso wird dann immer wieder der Bahndamm untergraben und andere Anschläge verübt? Die Strecke wird gesichert, natürlich, aber nur angenommen, ein solcher Sabotageakt wird nicht entdeckt und ein untergrabenes oder angesägtes Gleis lässt einen Castor entgleisen, fühlen sich die Castor-Chaoten dann bestätigt, dass der Castor gefährlich ist? Wie krank und verblendet muss man sein?! Wenn der Castor angeblich stärker strahlt als früher, wieso hocken sich dann Zottelweiber engagierte Mütter mit ihren Kindern neben die Gleise? Warm ist es nicht gerade und einen Atomschaden könnte das Kind auch davontragen.
Ich habe die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 mit all seinen Folgen – ich durfte nicht mehr auf Spielplätze, im Wald spielen, Gemüse aus dem Garten essen – schon ziemlich bewusst erlebt, auf ewig will ich diese Energieform auch nicht unterstützen, dagegen bin ich aber trotzdem nicht. Man kann ja dagegen sein, aber ich kann doch nicht so bescheuert sein und einen Transport mit Atommüll bewusst gefährden. Den Atomstrom importieren wir mal eben aus Frankreich, ihren Atommüll sollen die Franzosen aber behalten, ja? Die Schlachten von Wackersdorf sind mir auch noch ein Begriff und ich denke jedes Mal an die Bilder aus meiner Kindheit, wenn in der Oberpfälzer Provinz mal wieder Krieg war.
Was mich noch viel mehr beschäftigt: Wieso wird ein Castor-Transport inzwischen sogar am Wochenende durchgeführt? Damit auch wirklich alle Chaoten, Aktivisten und Demonstranten Zeit haben? Wer setzt den Termin fest? Oder noch wichtiger, wer gibt den Termin überhaupt bekannt? Besteht dafür eine Notwendigkeit? Wer gibt zudem die Routen bekannt und wer verantwortet die dadurch entstehenden horrenden Kosten des Polizeieinsatzes? Die verletzten Polizisten und die entstandenen Sachschäden sind da noch nicht eingerechnet. Würde der Transport ohne großes Aufsehen wie ein normaler Zug durch die Republik rollen, er wäre noch sehr viel sicherer.
Dominik ist ein reaktionäres Schwein, ich ein reaktionäres Arschloch. Zumindest hat mir das jemand – natürlich anonym – in den Kommentaren an den Kopf geschmissen, als ich zuletzt meine Meinung zur Atomkraft hier kundgetan habe. Damals habe ich den Kommentar gelöscht…
Meine Freunde aus der Veganer-Gruppe in Wismar sind zwar nicht mitgekommen, aber sie finden es gut, dass ich hier bin […].
Und das Statement von Sophie, 19, aus Wismar, die zum ersten Mal beim Event-Demonstrieren mit Wegtragenlassen dabei ist: Ich weiß zwar auch nicht, wie man das Problem mit dem Atommüll lösen kann, aber ich finde: Erstmal die Kraftwerke abschalten, keinen neuen Müll mehr produzieren, dann können wir reden!
Morgen stellt sie um auf Ökostrom…
Herrlich doof, dieser Artikel http://www.spiegel.de/schulspiegel/leben/0,1518,589439,00.html
Was ich mich bei dem Irrsinn frage, warum werden die Blockierer eigentlich nicht für die mutwillig herbeigeführten Zusatz-Kosten in Regress genommen?
Wenn jeder Blockierer, der weggetragen wird, anschließend ein paar tausend Euros abdrücken darf, um den Einsatz zu bezahlen, überlegt er es sich beim nächsten Mal. Dann kann er sich nicht mal mehr billigen Atomstrom kaufen, Ökostrom schon gar nicht.
Alle spekulieren nur auf die doofe Ordnungswidrigkeit. Die üben ja in ihren Camps das Blockieren.
Jawoll, da spricht der Demokrat. Demonstrieren ist zwar ein Grundrecht (sogar wenn man dabei sitzt und sich wegtragen lässt), aber im Atomstaat soll man dafür dann „ein paar Tausend Euro abdrücken“. Tolle Vision, Meinungsfreiheit nur für Reiche!
Da ist mir doch die unentschlossene „Sophie, 19, aus Weimar“ lieber. Und Ökostrom gibt es auch ohne Verarschung, wenn sein Geld nicht an die Atomkonzerne, sondern an unabhängige Unternehmen überweist.
Zwischen Demonstrieren und dämlichen Sitzblockaden besteht aber in meinen Augen doch ein großer Unterschied, daher der Gedanke an die Regressforderungen. Friedliche Demosntranten, die nicht warten, bsi die Polizei sie wegträgt, haben ja nichts zu befürchten. Nichts gegen deinen sinnvollen Ökostrom, aber den enormen Energiebedarf dürfte der nicht ankommen. Ich wünsche mir ja auch die echte Alternative, die den Atomstrom entbehrlich macht.
Also gilt das Grundrecht nur für Stehdemos? Wo steht denn bitte, das man nicht sitzen darf? Die Leute sind doch nicht hier, weil es im November Nachts auf der Straße so gemütlich ist, sondern weil sie ein Anliegen haben, das von Politik und Konzernen beharrlich ignoriert wird.
Klar kosten die Polizeieinsätze Geld, das ist ja auch das Ziel der Proteste. Dadurch haben sie z.B. erreicht, dass jetzt nicht monatlich sondern „nur“ alle zwei Jahre ein Transport angeliefert wird und nach dem jetzigen Stress hoffentlich gar nicht mehr. Aber im Vergleich z.B. zu den Kosten, die durch die „Endlagerung“ von Atommüll in Asse und Morsleben (durch Umweltministerin Merkel in den 90ern!) entstehen, sind die Polizeieinsätze ein Schnäppchen. In Asse und Morsleben dringt Wasser ein, in Asse tritt sogar verstrahltes Wasser aus. Gorleben ist geologisch ebenso ungeeignet, hier fehlt eine durchgehende Tonschicht über dem Salzstock, die Wasser abhält.
Ich finde ein denken wie das der „veganen Sophie“ 😉 um ehrlich zu sein bedenklich und auch gefährlich.
Würdet ihr auch so Klugschnacken wenn man euch das Zeug vor die Tür stellen würde? Ich nicht.
Nö. Dann würde ich wegziehen. Und zwar dahin wo kein Zug fährt 😉 Und noch einmal für die nicht ganz so belesenen: Keiner hält hier Atomstrom für den heiligen Gral. Auch der Transport ist nicht schön. Dennoch: So lange es keine Alternativen gibt müssen wir damit leben. Und in Deutschland wird Atommüll „produziert“ – daher muss er auch teilweise in Deutschland gelagert werden.
Wenn man natürlich dann direkt neben dem Stollen wohnt ist das bitter – aber irgendwer muss nunmal nebendran wohnen.
Dass irgendwer in der Nähe wohnen muss, dem kann ich mich nur anschließen, ohne dabei aber zynisch zu sein. Ins All schießen können wir es nicht. Noch nicht. Milliarden Lichtjahre entfernt wäre der Atommüll doch gut aufgehoben.
Der banale Vorschlag eines Nicht-Experten.
Das Problem mit dem „ins All schießen“ wäre natürlich dann – wer will neben der gefährlichen Abschussrampe wohnen? 😉
Okay – da war er wieder, der Zynismus
Dann ketten sich die Bombenleger in Cape Canaveral fest und wollen E.T. retten. Das war zynisch.
Ich mein ja bloß. Ich denke, es geht schon in Ordnung sich dagegen zu wehren, wenn ganz Deutschland seinen Müll bei einem vor der Tür ablädt. Und das würde ich auch, und zwar anstatt einfach wegzuziehen.
Auch ich bin kein Freund von Atomstrom aber:
Habe mir das Lachen nicht verkneifen können, als ich einen Bericht über Demos in Norwegen (beim Land könnte ich mich irren, irgendwas da oben *grins*) gelesen habe, dass das dortige Problem neue Wasserkraftwerke seien, wogegen (dortige) Umweltschützer Sturm laufen; bei uns wird aber von Umweltschützern damit geworben, dass eben dieses Land Null Atomstrom produziert und verbraucht. Vielleicht sollten sich die Umweltschützer untereinander absprechen und GEMEINSAME Interessen vetreten !!!
Mal einen andere Idee zu den Polizeieinsätzen: Wenn wieder ein paar Demonstranten sich im Gleisbett anketten / einbetonieren (und was sie dort sonst noch tun) warum stellt sich die Polizei nicht mal mit heissem Kaffe und Kuchen (für Ihre Kräfte) daneben und wartet einfach: Ich denke spätestens nach 24 Stunden haben die keine Lust mehr aber das Problem, dass sie sich selbst nicht mehr von den Gleisen lösen können; ich denke ab dann wird es lustig… und der Schlüsseldienst der sie dann „befreit“ wird eine Rechnung stellen (können, dürfen,…) 😉 Den Zug kann man ja schon eine Woche vor dem Termin durch eine ruhige Landschaft schicken…
also ich kann mir nicht vorstellen, dass jeder das einfach so schlucken würde; das mit dem Wegziehen bedeutet in diesem Fall ja auch, dass sämtliche Immobilien plötzlich nahezu unverkäuflich werden. Das kann schnell ins Geld gehen und ganz ehrlich, keiner gibt einfach so seine Heimat auf..das mit dem Kuchen halte ich für ne echte De-Eskalations Tatktik. Zeit muss man einfach mitbringen, wenn man einen Kastor rumkarren will – bei den Halbwertszeiten machen doch 15h Verspätung die Suppe auch nicht mehr fett.