Mozart, Helen Vita, der Weihnachtsmann und Bauer Heinrich

Wenn ich Bauer Heinrich mit seinem merkwürdigen Schäferlied höre, weiß ich nicht, ob ich als erstes dem plötzlich auftretenden Brechreiz nachgeben, schleunigst umschalten oder davonlaufen soll. Dass das öffentlich-rechtliche Radio dieses von RTL produzierte musikalische Schwerverbrechen sendet, wenn auch als „Stimmungslied“ zu Silvester, lässt mich doch mal wieder an allem zweifeln, vor allem an all denen, die dafür Geld ausgeben. Umso überraschender finde ich die musikalischen Wurzeln dieses Sample-Gejammers. Dass Herr Bauer Heinricht nicht singen kann, dürfte er trotz seines großen Selbstbewusstseins irgendwann mitbekommen haben, RTL war das aber auch egal, als der Super-Mix im Studio aufgenommen wurde: Aus 50 Versuchen kann man ja eine Version zusammenmischen, die dann genug Menschen kaufen. Spaghetti-Western-Regisseur Sergio Corbucci hat auch einst gemeint, er schäme sich, wenn er an seine schlechten Filme denkt, er schäme sich aber nicht mehr, wenn er sieht, wie viel er damit verdient.

Die Melodie hat ihre Wurzeln tatsächlich bei keinem Geringeren als Wolfgang Amadeus Mozart, der ein französisches Lied seiner Klaviervariation zugrunde legte. Heute würde man das wohl eine Art „Coverversion“ nennen. Bei Helen Vitas Interpretation von Ah vous  dirai-je Maman (Ach, Mama, ihr ahnt es nicht) ist mir daher schlagartig das Schäferlied eingefallen, auch das Weihnachtslied Morgen kommt der Weihnachtsmann basiert auf der Melodie des französischen Liedes. Dass ich richtig liege, lässt sich auch hier (Maria Remola) und besonders hier (Mozarts Klavier-Variation) gut nachvollziehen.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“