Voll tauglich, aber sprach-untauglich

Solche Meldungen ärgern mich maßlos: Türken mit deutschem Pass (da hier geboren) werden nur selten zur Bundeswehr eingezogen, weil sie schlicht und ergreifend sprach-untauglich sind. Sie sprechen zu schlecht Deutsch.

Jeder gesunde Wehrpflichtige, der nicht Zivildienst leisten will, muss neben der Musterung einen mehrstündigen Eignungstest absolvieren, in dem die Reaktionsschnelligkeit, aber auch Mathematik- und Deutschkenntnisse geprüft werden. Viele Deutsch-Türken schnitten im Sprachtest aber so schlecht ab, dass sie dauerhaft zurückgestellt würden (…).

Das wird offenbar einfach hingenommen. Wieso zieht man die jungen Männer nicht trotzdem ein und fördert sie gezielt während oder nach der Grundausbildung? Die Zeit ist doch da?! Stattdessen werden sie „zurückgestellt“, werden allein gelassen und geben ihre nicht vorhandenen Deutsch-Kenntnisse an den Nachwuchs weiter, der dann wieder mit den gleichen Problemen zu kämpfen hat und so um seine Chancen gebracht wird, weil daheim nur Türkisch gesprochen wird. Wieso werden die jungen Türken nicht zum Deutsch-Unterricht im Rahmen der Wehrpflicht verpflichtet? Viele Schulabbrecher finden sich unter den Migranten, es kann doch nicht sein, dass immer nur irgendwelche tollen Integrationsprojekte gestartet werden, bei denen sich zwar besonders gutmenschliche Politiker mit einem verständigen Grinsen gerne ablichten lassen und palavern, wie wichtig und vorbildlich das sei, aber die Wurzel mangelnder Integration, die schlechten Sprachkenntnisse, wird nur selten gezielt bekämpft. Sprachtests sind ja so diskriminierend… Das wäre doch mal ein echter Mehrwert der Wehrpflicht und wahrscheinlich günstiger als viele andere Vorzeige-Projekte, von denen die breite Masse wieder nichts hat.

Wie sollen sich die Migranten denn integrieren können, wenn sie unsere Sprache nicht sprechen? Wenn die jungen Türken in der Bundeswehr nicht mehr nur unter ihresgleichen sind und Deutsch sprechen müssen, lernen sie wahrscheinlich schneller Deutsch als in jedem Kurs. Sie sollten halt nicht in einer Stube mit fünf anderen Deutsch-Türken sein. Wenn schon die Eigenverantwortung und Eigeninitiative kaum vorhanden ist, muss man halt deren Glück ein bisschen auf die Sprünge helfen. Oder denke ich zu naiv?

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

9 Kommentare

  1. tja, alex, wenn halt alles so einfach wäre…fakt ist aber, dass die meisten beim bund auch kein deutsch können..und extra dafür deutschlehrer anstellen?
    bsp 1: einzug in die kaserne: spieß tritt vor die rekruten und brüllt: „seid ihr abitur?“ (so passiert!)

    bsp. 2: soldaten bei der entlassung. spieß befiehlt: „die sachen werden bei mich abgegeben“ chef im hintergrund verbessert: „bei mir!“ spieß: „also, die sachen werden beim kompaniechef abgegeben!“ (das war jetzt ein witz – aber darauf verlassen würde ich mich net!)

  2. übrigens waren bei mir zwei deutsch-türken in der einheit…der eine saß sogar im vorzimmer vom spieß:-)

  3. Es klingt aber doch wirklich gut, oder?
    Es sollte natürlich nicht an der Dummheit deutscher Hinterwäldler scheitern, die beim Bund mal endlich etwas zu sagen haben.

    Der Witz ist aber gut.

  4. Das viele gar nicht eingezogen werden ist eh ein Witz. Wehrgerechtigkeit, das ich nicht lache! Das gibt es genausowenig wie Politiker die Versprechungen halten. Ich bin dafür, das die die sich vor dem Bund/Zivi drücken, denen die Ihren Dienst ableisten einen finanziellen Ausgleich bezahlen.
    Das wär doch mal ein wenig Gerechtigkeit.

  5. Ein paar Monate Zivildienst würden all denen, die für den Wehrdienst nicht geeignet sind, richtig gut tun.
    Nach welchen Kriterien heute noch eingezogen wird, weiß wohl nicht einmal mehr das Verteidigungsministerium.

    Der Ausgleich ist nicht ganz ernst gemeint, oder? Klingt aber originell.

  6. Selbstverständlich! Mir hat Y-Reisen damals einen Verdienstausfall von ca. 24.000 DM (netto) beschehrt. Wo ist da die Gerechtigkeit, wenn andere nicht zum Bund müssen und keine finanziellen Einbußen haben?

  7. Im obigen speziellen Fall dürfte der „Verdienstausfall“ nicht das Problem sein, ich verstehe aber generell, was du meinst. Beim Zivi hatte ich auch einen Kollegen, der einen noch höheren Ausfall zu beklagen hatte.

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