Assi-Tanken um Mitternacht

In der Nacht zum Mittwoch hat eine Zapfsäule an der BayWa-Tankstelle für nur fünf Euro einen vollen Tank beschert, acht Belegen mit je fünf Euro stehen 400 Liter getankter Sprit gegenüber. Die Polizei wurde von einem anderen Autofahrer gerufen, weil sich kurz vor Mitternacht etwa 20 Autos um die Zapfsäule drängten. Unrechtsbewusstsein? Verantwortungsgefühl? Ein schlechtes Gewissen? Offenbar Fehlanzeige. Stattdessen wird noch telefoniert und Verstärkung geholt, damit jeder ein bisschen was abbekommt. Für 5€ ein voller Tank, im Zweifel liegt der Gegenwert zwischen 50 und 60€.

Als die Polizei kam, haben sich die 20 Autos auch recht schnell aus dem Staub gemacht. Warum wohl?

Eigentlich echt traurig. Das kann ja mal passieren, dass ein Tankautomat nicht funktioniert, aber dann wegfahren und noch andere verständigen? Jetzt werden gegen die acht noch unbekannten „Billig-Tanker“ Strafverfahren wegen Diebstahls eingeleitet, sollten sie mit Karte getankt haben (meines Wissens geht dort auch nichts anderes: die Karte schaltet die Zapfsäule frei und rechnet dann ab), dürften sie nicht allzu lange unbekannt bleiben. Das hat sich dann gelohnt und geschieht jedem gescheit recht.

Erinnert ein bisschen an die Premiere-Schwarzseher, ist doch egal, wer den Schaden hat… Die gleichen Leute würden wahrscheinlich um Mitternacht auf die Barrikaden gehen und sämtliche möglichen Störungsstellen anrufen, wenn kein Sprit fließen würde, aber dennoch ein beträchtlicher Betrag von der Karte abgebucht würde. Richtig dumm sind auch mal wieder die Kommentare in der Main-Post: Da ist die BayWa schuld, wenn die Zapfsäule nicht funktioniert, die Polizei hat nichts Besseres zu tun als Normalbürger anzuzeigen und die Autofahrer können ja nicht wissen, dass für fünf Euros vollgetankt wird…

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

9 Kommentare

  1. Stimme dem 1000% zu. Aber die „Tanker“ ohne gesunden Menschenverstand sehen natürlich nicht die Schuld bei sich, sondern selbstverständlich beim Automaten. Sieht man ja auch an den entsprechenden Kommentaren bei der Main-Post. Da muß man ja schon den Autofahrer einen Orden verleihen der die Polizei gerufen hat. Es gibt doch noch Menschen mit gesundem Menschenverstand.

  2. Hm… Na zumindest die Leute, die zufällig an den Tankautomaten gefahren sind und „plötzlich“ ne sehr günstige Tankfüllung hatten, kann ich schon auf ne gewisse Art verstehen. Das ist in etwa so, wie wenn man nen 50 Euro Schein auf der Straße findet… Und den sollte man ja auch zur Polizei bringen.

    Die Geschichte ernnert mich stark an den Abend als bei uns beim Supermarkt mal nachts die Tore vom (Getränke-)Lager weit offen standen. Einige Leute hatten nichts besseres zu tun als kistenweise (und natürlich schön peu à peu) Bier zu klauen. Auch meinem Kumpel musste ich erst ins Gewissen reden, dass er sich kein Beispiel daran nimmt, sondern die Polizei verständigt.

  3. Ganz ehrlich, ich hätte dort auch für 5 EUR getankt weil ich mir den Beleg nie ausdrucken lasse wenn ich am Automaten tanke. Also hätte ich als Volltanker das gar nicht gemerkt.

    Bin ich dann Schuld oder ein Assi?

    Die, die mit Kanistern immer und immer wieder hinfahren machen das mit Absicht. Aber die, die es nicht mitbekommen sind jetzt kriminelle oder haben die Ihre „Aufsichtspflicht beim Tanken“ vernachlässigt?

    Nur so nebenbei: Ich hab dort nicht getankt 😉

  4. Man kann das klar übersehen, keine Frage, die sind aber auch gar nicht gemeint. Es geht mir ja nur darum, dass da plötzlich 20 Autos stehen und die, die es gemerkt haben, Verstärkung gerufen haben, weil das so toll ist, mal 50 Euros zu sparen. Das sind dann auch Diebe.

  5. Komm schon, hier geht es um Ehrlichkeit und fehlendes Unrechtsbewusstsein, den Kommentar hättest du dir auch sparen können.

    Und Friedman mag ich nicht, in der Sache hat er aber meistens Recht. Bei Plasberg haben Blüm und Steinbach schlimmen Stuss verzapfz. Als Christ kann man kein Antisemit sein… Das sagt alles.

    Wir müssen uns übernächste Woche wohl erst mal die Köpfe heißdisktutieren! 😉

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