Rund um das Bayern-Spiel gegen Dortmund

Das Spiel war gut. Das Spiel war scheiße. Erste Halbzeit prima, viele schöne Spielzüge, zweite langweilig, viele Fehlpässe und massig Einladungen an die Dortmunder, in Führung zu gehen. Bayern hat durch zwei späte Tore von Miro Klose, dem Chancentod der ersten Hälfte, doch noch hochverdient mit 3-1 gewonnen, sie hätten sich aber angesichts kläglich vergebener Chancen und leichtsinniger Fehler nicht beklagen dürfen, wenn sie das Spiel verloren hätten.

Zwei Erlebnisse am Rande des Spiels finde ich aber bemerkenswerter als das Spiel selbst: Zum Beispiel der Dortmund-Fan, der in der U-Bahn seit dem Marienplatz mir gegenüber saß und mit seinem Bekannten wirklich saudumm daherredete. Bei manchen klingt der eigentlich liebenswerte Ruhrpott-Dialekt einfach scheiße, vor allem dann, wenn sie meinen, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Vom Marienplatz bis Freimann philosophierte der Biene-Maja-Fan nämlich darüber, dass bei Bayern nur geldgierige Söldner spielen würden und die Meisterschaft sowieso jedes Mal erkauft wäre. Ironie des Schicksals, dass um uns herum ein paar Dortmunder mit Trikots von Amoroso, Rosicky und Evansilson standen. Seinen Vortrag habe ich aber auch gar nicht so beachtet, viel faszinierender fand ich nämlich das Kondenswasser in der Gummidichtung des Fenster, die in den alten U-Bahn-Wägen in einer Art Rinne endet. In dieser Rinne schwappte das Wasser immer hin und her und da sich der BVB-Philosoph mit seinem Arm auf das Sims aufstützte, konnte ich zuschauen, wie sich die giftgrüne Jacke (widerlich in Kombination mit einem neongelben BVB-Schal) langsam vollsog, bis in der Rinne kein Wasser mehr war. In Freimann war der Vortrag dann schlagartig beendet, da merkte der altkluge Herr nämlich, dass seine ganze Jacke nass war und war fortan nur noch damit beschäftigt, seine Jacke anzuschauen und zu schimpfen, dass die Münchner U-Bahn undicht ist. Mir ist es in diesem Moment wirklich schwer gefallen, nicht zu lachen, da ich genau auf diesen Augenblick schon seit der Münchner Freiheit gewartet habe.

Im Stadion war hinter uns ein weiterer Dauerdummschwätzer, dieses Mal aus Schwaben. Der hat „geredet“, als ob er einen Tischtennisball im Mund gehabt hätte, ganz ersichtlich war auch nicht, ob es nur am Dialekt und/ oder am Alkohol lag. Auf jeden Fall wurde jeder Spielzug der Bayern reichlich doof kommentiert und hat leichte Aggressionen bei D. und mir hervorgerufen, es hat echt genervt. Schadenfroh waren wir, als er das 1-1 der Bayern durch Ze Roberto verpasst hat, weil er am Bierstand war. Kaum zurück, bekam sein Nachbar, der alles gesehen hatte, einen Vortrag, wie das Spiel bis zum Tor verlaufen ist. Das Geschwätz ging dann weiter, in der zweiten Halbzeit hat der Herr aber dann gemeint, er muss etwas ganz Verwegenes und Verbotenes tun und hat nach einer vergebenen Chance seinen leeren Bierbecher in die Reihen vor ihm geworfen. Dummerweise hat er das genau neben einem Ordner gemacht, der ihn dann rausgebracht hat. Wo er das Ende des Spiels gesehen hat, weiß ich nicht, sein Kumpel war danach allerdings verdächtig oft am Telefon. So waren wir doppelt schadenfroh, einmal, dass der Schwätzer endlich weg war, und dann natürlich, weil er keines der Bayern-Tore gesehen hat.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

2 Kommentare

  1. Das Spiel war klasse. Dortmund hatte einen genialen Weidenfeller und Klinsi das richtige Näschen um Klose auf dem Platz zu lassen.
    Naja, nach der ersten Halbzeit war das 1:1 vollkommen zufriedenstellend für mich 😉 aber in der zweiten Halbzeit hätte genauso gut ein Sieg für Dortmund rausspringen können. Dumm nur, dass Herr Kringe das Tor nicht trifft. Klose machts halt aus…
    Schade, und ich dachte wir greifen nochmal nach oben hin an…

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