Es schmeckt nicht und es wird nicht schmecken

Man stelle sich einen Koch vor, der ein sehr spezielles Essen kocht, das eigentlich nur ihm selbst schmeckt, bei dem aber (fast) alle, für die er gekocht hat, die Nase rümpfen, weil es ihnen einfach nicht schmeckt. Jetzt ist aber der Koch so von seiner Kreation überzeugt, dass er seinen Gästen fortwährend gut zuredet, dass es eigentlich doch schmeckt, dass sie sich nur auf das Essen einlassen müssen. Der Abend wird länger und länger, der Koch redet und redet, es schmeckt aber auch weiterhin nicht und am Ende ist das Essen kalt, schmeckt richtig schlecht und schlägt auf den Magen, während der Koch sich empört, weil sich alle beschweren.

Ähnlich kommt es mir langsam mit dem inzwischen abgestandenen „Hammer-Slogan“ (O-Ton von Herrn S.) „Würzburg. Provinz auf Weltniveau“ vor, über den Frank-Markus Barwasser (alias Erwin Pelzig) im Main-Post-Interview so treffend „Ich find’s nicht provokant, ich find’s nicht originell, ich find’s auch nicht ironisch. Ich find’s einfach nur bescheuert.“ gesagt hat, dem wirklich nichts hinzuzufügen ist, wie Peter treffend bemerkt hat. Wirtschaftsvertreter nannten den Slogan letzte Woche auf einem Treffen inakzeptabel oder sogar geschäftsschädigend. Es schmeckt also in der Tat nicht, stößt einigen bitter auf und verursacht sogar vereinzelt Übelkeit. Der Koch will es aber einfach nicht wahrhaben, dass experimentelle Küche zwar außergewöhnlich daherkommt, aber einfach nichts mit der gewünschten gutbürgerlichen Küche zu tun hat, die Gäste anlockt, und redet weiter und weiter und weiter, dass das doch alles Stimmungsmache sei und das Essen eigentlich ein Gaumenschmaus ist. Es bleibt dabei. Schlecht gekocht ist schlecht gekocht. Vielleicht sollte man dann doch lieber beim Plätzchenbacken bleiben, wenn die Küche eher eine Bäckerei ist.

Und noch etwas Etymologisches: „Hammer“ und „behämmert“ gehören zur gleichen Wortfamilie.

Weitere Blogbeiträge zum Thema: Gern geschehen! und Würzburg. Provinz auf Weltniveau – Nicht mein Ding.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

9 Kommentare

  1. Interessant ist noch folgendes Zitat aus der Main-Post, was in nächster Zeit mit dem Hammer-Slogan passiert:

    Als nächstes werde das Konzept der Image-Kampagne auf eine Internet-Plattform gestellt, auf der dann im nächsten halben Jahr 2500 kreativ Tätige ihre Ideen einbringen.

    Heißt es nicht, zu viele Köche verderben den Brei? Das mit der gehobenen Küche wird nix mehr.

  2. Es tut mir leid, aber ich versteh die Stadt in dem ganzen Fall auch nicht.

    Es hat sich meines Wissen noch nie irgendjemand, irgendwo, irgendwann zu Wort gemeldet und gesagt: „Ey, der Spruch ist echt klasse, Herr Schneider“ Oder?

    Die Stadt sieht den Spruch selbst auch eher als schädigend an, oder sehe ich das falsch?

    Wieso diskutiert man dann noch über so einen Sch***dreck?!

    Mein Gott, jetzt hat die Stadt eben mal ein paar Euros zum Fenster raus geschmissen und einen dummen Spruch entwerfen lassen. Aber das macht die Stadt Würzburg nicht zum ersten Mal…

    Verzeihen wir Ihnen doch einfach noch einmal und lassen mal ein paar weitere Vorschläge für einen Stadtslogan vorstellen…
    Ich kann eh nicht verstehen, wie man als Stadt nur eine Werbeagentur für einen Stadtslogan beauftragen kann. Normalerweise stell ich mir da einen Wettbewerb mehrerer Agenturen vor. So wäre wahrscheinlich auch was sinnvolles bei raus gekommen. Aber noch ist ja nichts zu spät. Warum nicht jetzt???

    Bitte liebe Stadt Würzburg, rettet was es zu retten gibt! Es ist euere Stadt. Ihr seid für uns verantwortlich.

    Ich mach da mal den Anfang:

    „Würzburg – MAINe Stadt ist auch deine Stadt“
    (Der Preis für diesen Slogan liegt in der Milliardenhöhe)
    Das Copyright liegt bei der Werbeagentur Ximmel.

    Vielen Dank! 😉

  3. Sollte eine Werbeagentur nicht ein eine kreative Hochburg sein? Was kann man schon erwarten, wenn sogar der Name abgekupfert ist? Und außerdem noch so stupide! Das Werbevideo mit den Plätzchen sieht aus wie eine Loriot-Parodie auf die Werbebranche, so peinlich ist es! Ein klarer Fall von Fremdschämen.

    Ich frag mich echt, womit Herr S. sein Geld verdient…

    Zu dem unsäglichen Slogan kann ich nur sagen: Notbremse oder umziehen! Mit diesem Slogan sind wir auf einen Schlag auf Augenhöhe mit Schalke 04.

  4. Den Slogan kann man gut finden (okay – viele sind das nicht) oder eben schlecht. Aber einen Vergleich mit Schalke hat nun wirklich keiner verdient! 😉

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