Fragwürdigkeiten der Woche

Warum findet in Genf eine sogenannte Anti-Rassismuskonferenz statt, zu der Delegierte aus allen Ecken Welt herangekarrt werden, damit dort ein Hetzer wie der iranische Staatspräsident Ahmadinedschad eine Plattform für seine Holocaust-Relativierungen und seine Judenhetze bekommt? Ein Beispiel für alle, wie man es gerade nicht macht? Ein willkommener Anlass, ihm zu zeigen, was man von seinem hinterwäldlerischen, nicht-aufgeklärten Geschwätz hält, indem man demonstrativ den Raum verlässt? Eher nicht. Der Hetzer nutzt solche Veranstaltungen, um den immer gleichen Mist zu verbreiten, was ihm auch gelingt, da er dann stets mit seinem Skandal durch alle Medien wandert. In Zukunft will er noch öfters kommen. Würde ich an seiner Stelle auch tun, schließlich hören ihm stets sehr viele zu, um sich dann wieder zu empören, was er Schlimmes gesagt hat. Deutschland hat die Konferenz boykottiert, ebenso die USA, Israel und einige andere Länder. Ihn demonstrativ auszuladen wäre ein Zeichen gewesen, gerade für eine solche Konferenz, bei der sowieso mehr palavert als getan wird, da in der Theorie immer alles so schön klappt. Praktisch ist die Bundesempörungsbeauftragte Claudia Roth auch – selbstverständlich! – wieder anderer Meinung, weil sie sich lieber mit Ahmadinedschad zusammengesetzt hätte, um ihn mit möglichst vielen ihrer Ich-Botschaften von der Schlechtigkeit seines antisemtischen Denkens zu überzeugen. Wahrscheinlich so lange, bis er vor Glück zu weinen beginnt. Um es kurz zu machen, Hendryk M. Broder bringt es mal wieder auf den Punkt.

Die Berliner Bürgerinitiative Pro Reli kämpft für Religion als ordentliches Schulfach, damit das Fach nicht mehr als Wahlfach irgendwo am Nachmittag ein Nischendasein fristet. Am Sonntag sind die Berliner aufgerufen, im Volksentscheid darüber abzustimmen. Während sich Pro Reli aus Spendengeldern finanzieren muss, gibt Herr Wowereit munter Steuergelder aus, um die rot-rote Gegenkampagne Pro Ethik zu propagieren. Das wurde ihm gerichtlich untersagt, der Tagesspiegel zeigt sich überrascht.

Somalia bekommt von der internationalen Gemeinschaft 250 Millionen Dollar Hilfe. Gehen den Piraten die Waffen aus oder erreicht das Geld wirklich mal die, die es sinnvoll einsetzen? Ich habe da meine Zweifel.

Die taz, Deutschlands überflüssigste Zeitung, nagelt Jürgen Klinsmann in der Oster-Ausgabe ans Kreuz, der klagt gegen diese Darstellung, da er sich in seinen religiösen Gefühlen verletzt sieht… und verliert vor Gericht. Satire sei das gewesen, meinte das Gericht. Wenn es um christliche Symbole und Gefühle geht, ist die Meinungsfreiheit bei uns immer etwas länger strapazierbar als religiöse Gefühle. Wahrscheinlich deshalb, weil von Christen keine Massenproteste auf den Straßen, Morddrohungen gegen die Chefs und brennende taz-Fahnen zu befürchten sind.

Wie kann Gesine Schwan, SPD-Kandidatin bei der Wahl des Bundespräsidenten, so verantwortungslos vor sozialen Unruhen als Folge der Wirtschaftskrise warnen? Will sie damit den zu erwartenden Mai-Randalen der tiefroten Chaoten ein Motto liefern? Horst Köhler wird hoffentlich Bundespräsident bleiben.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

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