War das 2006 nicht eines der Hauptargumente der Arcaden-Gegner? Die Verödung der Innenstadt? Handyläden neben Ramschläden neben Handyläden und Ramschläden, dazwischen Billigbäcker und Dönerläden. Ganz so schlimm ist es noch nicht, aber auf dem Arcaden-losen Weg zur Verödung befinden wir uns trotzdem. Oder gerade deswegen? Jetzt macht die insolvente Ramsch Billigkaufhauskette Woolworth den Würzburger Laden dicht. Es wäre kein Verlust, wenn da nicht die Jobs der Angestellten wären. Ich kann gar nicht sagen, wann ich zuletzt im Woolworth war. Das Sortiment war uninteressant, die Atmosphäre wenig einladend, im Schaufenster kündigten Plakate immer nur das nächste „Billig!“ an. Bleibt zu hoffen, dass die exponierte Lage am Barbarossaplatz nicht wieder irgendeinen Billigheimer anzieht, der zur Verödung beiträgt. Gegenüber macht mit Esprit wenigstens wieder ein vernünftiger Laden auf, nachdem Butler’s dort raus ist.
Über den Ein-Euro-Laden am Sternplatz kann ich auch nur den Kopf schütteln. Dort, wo bis Ende 2008 bei Thalia (früher Arena) noch Bücher verkauft wurden, macht nächste Woche ein Ramschladen auf. Jetzt beschweren sich zwar in der Main-Post (Link oben) jede Menge Leser, aber letztlich machen die Läden doch überall ihren Reibach, weil zu viele nur noch billiger und noch billiger kaufen wollen, ohne noch im Geringsten auf die Qualität zu achten. „Geiz ist geil“ halt… Der Ramschladen in der Kaiserstraße ist immer voll, Gedanken darüber, welchen Schrott man dort bekommt und woher dieser kommt, machen sich die wenigsten. Die Billigbäcker sind komischerweise immer voll, auch wenn diese immer wieder genannt werden, wenn es um die Verödung der Innenstadt geht und Beispiele gesucht werden. Beschweren kann sich jeder, aber vorher sollte man sich doch auch mal an die eigene Nase fassen, ob man all diese Läden nicht selbst oft genug unterstützt. Da hilft es wenig, dem Stadtrat oder „der Stadt“ (so abstrakt blöd wie „die Kirche“, „der Staat“ o.ä.) die Schuld zu geben, die können hier nämlich am allerwenigsten machen.
Mich fasziniert vor allem, dass die Billigläden den horrenden Mietforderungen in der Innenstadt nachkommen können. Alteingesessene Geschäfte schließen, weil sie die Mieten nicht mehr stemmen können, die Nachfolger bereichern nicht die Innenstadt, sondern allenfalls die Hausbesitzer.
Besonders aussagekräftig finde ich ja, dass Thalia nicht einfach nur dichtgemacht hat, sondern nach Schweinfurt in die Stadtgalerie gegangen ist.
Würzburg spielt eben doch auf Weltniveau, wenn es darum geht, Provinz zu sein. Sogar ein Kaff wie Schweinfurt kann Würzburg den Rang ablaufen…
jeder der wegen ein paar cent beim Brötchen zum billig Bäcker geht ist an der Verödung der Stadt mitschuld-das gilt nicht nur für den Bäcker
Hast du deine Bücher bei Thalia gekauft? Oder doch lieber bei Amazon?
Weißt du was der 1€ Laden verkauft? Nicht? Dann finde ich es etwas gewagt jetzt schon zu urteilen das was da verkauft nur „Mist“ ist. Immer hin ist der 1€ Laden auch ein großer Arbeitgeber. Siehe z.B. Hochregallager in Dettelbach oder das Lager in Würzburg.
Bei Thalia bzw. Arena habe ich meistens meine Bücher gekauft, inzwischen kaufe ich die bei 13 1/2, weil bei Büchern im Netz und im Laden der gleiche Preis gilt (Buchpreisbindung). Ehe ich beim Media-Markt kaufe, kaufe ich bei Amazon, ansonsten lobe ich mir den gepflegten Gang durch die Geschäfte. Nur 1€-Ramsch kaufe ich generell nicht.
Bei 13 1/2 kaufe ich nie was, weil die ein eigenartiges Sortiment haben; zudem ist mit der Laden zu düster.
Klar ist es schade, dass ein Ramschladen in das exponierte Gebäude gezogen ist. Dass der Wegzug von Thalia aber so stark betrauert wird, ist doch etwas überzogen. Ein besonderer Ausweis, dass Würzburg eine Metropole ist, bringt doch keine der 08/15-Großketten – oder sollen wir etwa stolz sein auf Pimpkie oder Orsay?
Insbesonder bei Büchern finde es viel besser, dass wir so großartige Läden wie den Neuen Weg oder die Buchhandlung 13 1/2 haben.