Inglorious Basterds – Wieder ein genialer Tarantino

Heute Abend habe ich den neuen Tarantino gesehen, Inglorious Basterds. Filme wie Das dreckige Dutzend, Die Kanonen von Navarone oder Agenten sterben einsam stehen in meinem DVD-Regal, folglich war ich sehr gespannt, wie Tarantino die Spezialeinheiten-Filme in seinem neuesten Streifen verarbeitet. Er zitiert gleich in der ersten Szene, in der die Basterds von Colonel Aldo Raine (Brad Pitt) eingeschworen werden, Robert Aldrichs Genre-Klassiker Das dreckige Dutzend, ansonsten besteht der neue Filme weit weniger aus Zitaten wie noch Kill Bill oder Death Proof, wo es selbst für Alles-Schauer eine Herausforderung war, alle Filme zu erkennen. Tarantino hat ein grandioses Drehbuch geschrieben, in das er echte Highlights eingebaut hat wie einst in Reservoir Dogs und Pulp Fiction.

Es schwer, über den Film zu schreiben, ohne dabei wichtige Handlungselemente vorwegzunehmen. Am eindringlichsten ist sicherlich Christoph Waltz’ Darstellung des SS-Oberst Hans Landa. Zwischen fast sympathisch und abstoßend bewegt sich Landa, um innerhalb binnen einer Sekunde in einen beinahe anderen Menschen zu verwandeln. Auch Brad Pitt als Aldo, der Apache liefert eine tolle Vorstellung ab. Bis in die Nebenrollen hat Quentin Tarantino seine Kriegs-Groteske toll besetzt, die Spielfreude merkt man auch fast jedem an. Tolle Bilder, tolle Musik und absurde Einfälle machen den Film zu einem echten Highlight, das ich mir sicher noch einmal im Kino anschauen muss. In der Welt war letzte Woche zu lesen, man müsse sich diesen Film unbedingt im Original ansehen, da das Spiel mit den Sprachen dann noch besser zur Geltung komme. Das glaube ich gerne, doch verteufeln würde ich die deutsche Fassung nicht, da die französischen und italienischen Dialoge auch bei uns untertitelt sind und in der deutschen Fassung eben die Unterschiede zwischen Deutsch und Englisch noch deutlicher sind. Schlimm fand ich es jetzt aber nicht.

Wer einen Action-Kriegsfilm erwartet wie Das dreckige Dutzend einer war, wird enttäuscht das Kino verlassen, ebenso dijenigen, die ein tumbes Nazi-Abschlachten erwarten. Denen wird spätestens bei der Kino-Vorstellung im Film ein Spiegel vorgehalten. Wie in jedem Tarantino wird viel geredet und so lebt auch Inglorious Basterds von Wort-Gefechten, bei denen Tarantino seinen Akteuren keinerlei Freiheiten zu lassen scheint, sondern aufs Wort genau das hören will, was er geschrieben hat. Schon die Eröffnungssequenz fand ich brilliant: „Judenjäger“ Hans Landa verhört einen Milchbauern, der in Verdacht steht, Juden zu verstecken. Der Verdacht ist natürlich begründet und Landa macht seinen Gegenüber fix und fertig, ohne ihm auch nur ein einziges Haar zu krümmen. Gewaltszenen liefert der Film, es würde auch etwas fehlen, Aldo Raines Ansage, er möchte von jedem Basterd 100 Nazi-Skalps haben, lässt auch nichts anderes erwarten.

Ein kurzes Fazit: Wer Tarantino mag, wird auch diesen Film lieben, ganz persönlich finde ich den Film wirklich brilliant und besser als die beiden letzten Filme, weil Tarantino wieder seinen ganz eigenen Weg geht und nicht eine Hommage an bestimmte Filme gedreht hat, auch wenn ich Kill Bill und Death Proof großartig finde. Faszinierend, wie gut sich Tarantino in der deutschen Filmgeschichte auskennt und mit dieser spielt, ohne dass es aufgesetzt wirkt. Ein Meisterwerk, ohne Zweifel.

Fritz Langs Die Nibelungen – Kriemhilds Rache hat Quentin Tarantino auch gesehen. Und zitiert. Zum Film noch zwei lesenswerte Beiträge im Spiegel: Georg Seeßlens Meinung zum Film und eine Filmkritik. Dazu noch eine ausführliche – und gute – Kritik bei den fünf Filmfreunden.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“