Blinder als blind ist der Ängstliche,
Zitternd vor Hoffnung, es sei nicht das Böse,
Freundlich empfängt er’s,
Wehrlos, ach, müde der Angst,
Hoffend das beste…
Bis es zu spät ist.
(Max Frisch, Biedermann und die Brandstifter)
Thilo Sarrazin hat die Missstände, die er angesprochen hat, zu drastisch, zu abfällig und zu polemisch formuliert und sich dabei völlig im Ton vergriffen. All diejenigen, die jetzt vor lauter Empörung Schaum vor dem Mund haben und völlig wirr vor Erregung die Nazi- und Rassismuskeule schwingen und Sarrazin am liebsten vierteilen würden, können aber kaum behaupten, dass alles Friede, Freude, Eierkuchen ist und in Berlin und dem Rest der Republik die heile Welt angebrochen ist. Die von Sarrazin angesprochenen Probleme hinter der polemischen Fassade sind da und können nicht einfach unter den Teppich gekehrt werden, indem alles verharmlost oder großzügig übersehen wird. Ins Gegenteil verkehren lassen sich die Aussagen sicher nicht, einen Gefallen tut man den Migranten mit dieser Verhaltensweise schon gar nicht.
Das Zitat aus Max Frischs Biedermann und die Brandstifter passt wie die Faust aufs Auge. Toleranz und Gleichgültigkeit sind und bleiben zwei Paar Schuhe, Probleme werden nicht kleiner, wenn man die Augen verschließt und hofft, dass alles besser ist, wenn die Augen wieder offen sind. Auf Alan Poseners merkwürdige Blattkritik auf Welt-Online kann ich nur mit den Blackeyed Blondes antworten. Bullshit Boomerang.
Herr Mutlu wundert sich, dass 90% der Migranten keine Chance auf höhere Schulabschlüsse haben und will das Bildungssystem reformieren. Vielleicht wären bessere Deutschkenntnisse ein Ansatzpunkt, der einer Reform erstmal vorzuziehen ist.