Dittsche, 45.Kalenderwoche 2009

Chefvisite. Mahlzeit. Dittsche kommt völlig beseelt in den Imbiss und freut sich, im Bunde mit Kröti und Ingo der Dritte zu sein, nachdem er durch die hohle Gasse gekommen ist. Da wendet sich der Gast mit Grausen, jetzt so. Der erste Schluck geht auch durch die hohle Gasse und Ingo erkennt Schiller, den Goethe erfunden hat. Sherlock Holmes, James Bond, Schiller, alles Erfindungen. Und Schiller hat eben Goethe erfunden, der das ganze Programm Schiller in den Mund gelegt hat. Ingo bringe alles durcheinander, von der Glocke hat Dittsche noch nie was gehört und beharrt darauf, dass Schiller von Goethe ist, Mickey Maus und Donald Duck hatten schließlich auch Geburtstag, zudem ist heute der Tag der Putzfrau, was Dittsche Herrn Karger auch mitgeteilt hat, dem er empfohlen hat, seiner Frau etwas zu diesem Tag zu schenken. Ganz nebenei bemerkt er, dass er bei Karger Hausverbot hat.

Wir sehen jetzt die muggelige Geburt eines Babysterns. 250 Jahre Schiller, 330 Jahre Babystern, 20 Jahre Mauerfall, 40 Jahre Jens Lehmann, 106 Jahre Heesters, es ist die Zeit der Jubiläen und Dittsche kann sich noch gut daran erinnern, dass er die Plastikbomber aus Schwerin mit Plastiktüten behängt hat, als die die Alster unsicher gemacht haben.

Ingo sähe müde aus, den Kummer darüber will er mit einem neuen Hobel vertreiben und sorgt sich weiter um Ingos Schlafmangel, den er ihm unterstellt. Dumm, dick und krank werde man, wenn der Schlaf fehlt. Dittsche redet Ingo ins Gewissen, immer gut zu schlafen, damit er nicht den Imbiss abgeben muss und übernommen wird wie Opel von den Amis. Bloom und Voss bauen jetzt Kamelschiffe, weil die Araber das gekauft haben. Die Sachen gehen alle weg und Dittsche befürchte, dass ein Ami-Mann hinter der Theke steht, wenn Ingo mangels Schlaf nicht mehr kann. Ingo versucht Dittsche zu beruhigen und erzählt ihm vom Betrieb im Imbiss. Den Brillenbär aus der Zeitung vergleicht er mit Ingo, nur dass dem Bär die Haare ausfallen und er ein reiner Nacktbrillenbär geworden ist. Ingo müsse sich unbedingt was einfallen lassen, damit es ihm nicht ergeht wie dem Brillenbär. Alles komme zusammen, der Ami, der Bär, der Schlaf, Dittsche hat Angst vor der Zukunft, McNuggets will er nämlich nicht essen. Verone, die Frau von Geräte-Franjo, hat umgeschaltet und macht jetzt Werbung für eine Billig-Kleider-Firma, um der Magerfalle zu entgehen. Die Frau von Pit Brett ist hineingetappt, Verona passiert das nicht, die tut doof und wirbt für strammere Klamotten und Hunde-Kleider, von denen er ganz glücklich erzählt, weil Verona für ihn eine Vertrauensperson ist. Alle finden die Hundeausstattung so süß, dass sie die kaufen, nächste Woche dann gibt es Hunde. Zuglufthunde für die Tür, die man dann mit den Kleidern anziehen kann.

„20 Jahre Mauerfall“ ist das Stichwort, Dittsche schlägt Ingo vor, etwas zum Thema anzubieten. Ehe er dem Ino-Mann seine Idee vorstellt, braucht er aber noch einen Hobel. Ingo solle umbauen, das Sortiment ein wenig verändern und alles ein bisschen aufmuggeln und wehrt sich gegen dessen Protest, weil wenigstens er sich Gedanken macht. Zu allem Überfluss hat der HSV auch noch 2-2 verloren. In der „Mauer-Woche“ soll der Imbiss „VEB-Fleischkombinat Sandro“ heißen, Ingo klänge viel zu amerikanisch, so wie Kaffee to-go bedeutet das in-go, reinkommen. Oder „Der dicke Robert“, kurz DDR, auf ein Schild schreiben und dieses vor den Imbiss hängen, um sein eigenes Kammerspiel rund um die Wende aufzuführen. Die Leute kommen dann in Scharen in den Imbiss und erleben Ernüchterung, weil es kurz vor dem Mauerfall nichts gibt. Die Frisur passe schon, es mangele ihm noch am Jeans-Anzug, einem Slipper und den weißen Socken. Der eiserne Thresen trennt ihn vom Kunden, in der Auslage sollte aber nichts außer drei Rotkohl und einer Schale Weißkohl liegen. Angesichts des VEB-Fleischkombinats (steht noch zusätzlich auf dem Schild) wundern sich die Leute, dass es kein Fleisch gibt, was VEB heißt, erschließt sich Dittsche nicht, zumal er auch noch GmbH auf das Schild schreiben will und Ingo Dittsche erklärt, warum nicht „VEB“ und „GmbH“ auf dem Schild stehen kann. Ein Schild „Heute noch nicht“ muss allerdings noch angefertigt werden, ein weiteres mit „Heute immer noch nicht“ ebenso. Beim Kunden entsteht eine Mangelerscheinung und mit einem Schild „Heute Mangelware“ kündigt er die Ware an, an der es mangelt und dann gibt es lange Schlangen und alle kommen rein. Die Würste stapelt Ingo hinter dem Grill, die Frikadellen auch und der Krötenmann muss sich dann auf seinen Hocker stellen und verkünden „Ich bin heute zu ihnen gekommen…“. Weiter muss er nicht reden, die Leute jubeln dann und haben Reisefreiheit hinter den Thresen, wo sie sich Würste nehmen dürfen. Einheitsbrei kocht er natürlich auch.

Das Licht geht aus, Klaus Meine und Rudolf Schenker von den Scorpions kommen in den Imbiss und singen Wind of Change. Eine absurde Szenerie, Schildkröte hat nicht einmal Feierabend.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“