Superdepp gesucht

Warum machen die das? Langsam sollte doch dem letzten Hinterwäldler, der vor völlig unbegründeten Selbstbewusstsein strotzt, klar sein, dass er sich vor Dieter Bohlen bis auf die Knochen blamieren kann, wenn die erhoffte Gesangsleistung nicht erbracht wird, sondern ein merkwürdiges Gestammel nur in der eigenen Wahrnehmung wie Singen klingt. Jahr für Jahr wird über die Menschenwürde der Kandidaten diskutiert, die anschließend im Fernsehen der Lächerlichkeit preisgegeben werden, Jahr für Jahr finden sich aber genug Einfaltspinsel, die irgendein Glück versuchen und dabei kolossal scheitern. Zur allgemeinen Belustigung, weil Schadenfreude einfach etwas Schönes ist und der Fremdschämfaktor jedes Jahr größter wird. Haben diese Menschen keine Freunde, keine Verwandten, die sie davon abhalten, sich vor einem Millionenpublikum zu blamieren?

Der eine kommt mit Pipi-Fleck auf der Hose und singt schlecht, ein anderer spricht Scooter-Texte in irgendeiner Sprache, die dem Englischen ähnlich sein könnte, und hüpft wie ein Bescheuerter durchs Casting-Studio, der andere steht vor seiner Angebetenen Nina Eichinger, hat zu viel Spucke im Mundwinkel und schaut wie ein begossener Pudel, weil er sogar von seiner großen Liebe ein „Nein“ bekommt. Wäre da noch die Furie, die von sich so sehr überzeugt ist, dass sie für Dieter Bohlen alles Unglück der Welt heraufbeschwört, weil er sie rausgeschmissen hat.

Und dann sind da noch die doofen Hühner, die mit MP3-Player im Ohr etwas darbieten, mit dem sie sich allen Ernstes zu einem Casting trauen. Sehr lustig. Grausam, aber zum Schreien komisch.

„Klingt wie beim Kacken.“ Viele Kandidaten haben genau diese Sprüche verdient, vor allem dann, wenn sie anschließend noch über die Jury und deren Ahnungslosigkeit schimpfen. Fragwürdig wird es, wenn ein Möchtegern-Cowboy mit fiesem Fransenhemd, nicht nur von der Jury verspottet wird, sondern von RTL auch zu Hause besucht wird, wenn er sich mit seinem Hasen Hoppel auf dem Bauch Weschtern anschaut und anschließend über seine Lieblingsstellungen spricht. Schlimm, da ist dann auch Schluss mit lustig.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

5 Kommentare

  1. Manche sind so herrlich doof: „Wenn es mit der Musik nicht klappt, studiere ich Jura, werde Rechtsanwältin oder Kabelträgerin, Tonträgerin bei RTL.“ Schlimm, das ist wahrscheinlich kein Fake, obwohl ich es der jungen Dame wünschen würde.

  2. Stimmt, ich stelle mir auch kopfschüttelnd die Frage, warum da jemand hingeht. Und genauso stell ich mir dir Frage, warum das jemand anschaut. Die beiden Gruppen dürfen sich die Hand geben, denn sie leben in einer Symbiose.

  3. Nunja, aber auch wer es schaut, entspricht dann doch genau dem Zielpublikum, das der Sender anstrebt? Unter anderem spielt doch auch der Faktor „sich besser fühlen als jene da im Fernsehen..“ mit.

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