Ach ja, mein geliebtes Würzburg wäre nicht mein Würzburg, wenn nicht irgendwas verhindert, gemeckert und rumpalavert würde. Marktplatz, Augustinerhochhaus, Hotelturm, Arcaden, Neubau der Fachhochschule, Straßenbahnbau, was noch? Natürlich, der wunderschöne Nachkriegsbau, in dem bis vor einigen Jahren das Mozart-Gymnasium war. Unbedingt erhaltenswert. Als Baudenkmal. Wollen die gleichen Leute, die jetzt das MOZ erhalten wollen und irgendwelche Zentren dort ansiedeln wollen, in 60 Jahren den Neubau am Marktplatz erhalten, sollte der dann nicht mehr zeitgemäß sein und stören? Gegen den Niedergang des Stadtbildes wird agitiert, ausgerechnet im MOZ-Klotz. Den könnte man ja dann in Motz-Klotz umtaufen, quasi als Hauptquartier aller Verhinderer-Vereine in Würzburg: Ganz oben sitzen die Ringparkschützer und der Verhindererverein Würzburg, der sich um alles sorgt, was nicht mindestens 50 Jahre alt ist. Schon merkwürdig, mein Würzburg. Auch wenn mich dieses kleinbürgerliche Provinzgetue nervt.
Der neueste Clou ist aber eine Bürgerinitiative Würzburger Altstadt, die die Verwahrlosung der Innenstadt fürchtet, weil sich, Augustinerstraße, Karmelitenstraße und Gerberstraße zur Partymeile entwickelt haben und das nächtliche Treiben für erhebliche Belastungen bei den Anwohnern sorgt. Lärm bis spät nachts auf den Straßen, zerschlagene Bierflaschen, dazu Pisse und Kotze von denen, die sich gar nicht mehr beherrschen können. Über eine Sperrstunde wird auch schon nachgedacht, weil Mars richtig mobil macht gegen die Partyzone Innenstadt, dabei würde man nur Symptome bekämpfen. Zu viele haben einfach keinen Anstand mehr und haben sonstwas in ihrer Jugend genossen, auf jeden Fall keine Erziehung. Benehmen sieht anders aus und vielleicht sollte sich lieber eine Bürgerinitiative gründen, die sich auf breiter Basis für eine gescheite Erziehung einsetzt. Bei aller Diskussion über Sperrstunden und nächtliches Reigen in der Innenstadt wird das nämlich übersehen. Leider.
Mal schauen, was die nächsten Monate in Würzburg so mit sich bringen, an Themen mangelt es ja nicht: Da warten ja die Straßenbahn zum Hubland inklusive Ringparkquerung, eine Rennwegsperrung, ein Einkaufszentrum am Motz-Klotz (notfalls auch ohne Weltkulturerbe-Titel), selbstverständlich ohne Verkehrsprobleme und natürlich der neue Stadtteil auf dem Gelände der ehemaligen Leightons. Am Vierröhrenbrunnen wird das Degen-Haus saniert, garantiert ein Fall für die Verhinderungsverschönerer, und auch der Bahnhof wartet darauf, dass es endlich losgeht. Oder wird der schöne Bau mit all seinen Pavillons am Bahnhofsvorplatz doch in seiner jetzigen Form geschützt?
Toll war Ralfs Blogeintrag letzte Woche zur ständigen Kritik an den Neubauten in Würzburg, weil sich Architektur offenbar nicht weiterentwickeln darf. Unbedingt lesenswert.
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