Terroristen

Leider habe ich den Artikel von Spiegel-online nicht zum Verlinken gefunden, aber der fällt mir immer wieder ein, wenn ich Leute sehe, die eine der ekligsten Trendsportarten betreiben: Nordic Walking. Das sind echt ziemlich gestrandete Leute, die sich da ihre Titanstöcke, Carbonstöcke oder ganz arm und völlig inakzeptabel (da zu billig, zu mainstream, zu schwer, zu untrendy, zu un-nordic-like) mit Alu-Stöcken, am besten von der Norma, vom Aldi oder vom Lidl auf Radwegen, Fußwegen und sonstigen Wegen fortbewegen und rücksichtslos jeden Zentimeter davon belagern. Im Wilden Westen konnte ein Indianer sein Ohr auf die Gleise legen und Winnetou wusste dann, wie viele Leute in wie vielen Waggons gleich mit dem Zug vorbeikommen. Jetzt braucht man sein Ohr nicht mal auf den Weg zu legen, nein, schon von weitem hört man es: klack klack klack klack klack klack klack klack klack klack klack klack klack klack klack klack klack klack Hausfrauen, die meinen, sie machen jetzt das Beste und Gesündeste auf der Welt, traben mit knallroten Gesichtern auf einen zu, auf einen zu, einen Schritt zur Seite machen die nicht, sie sind die Könige, da sie sich von oben bis unten eingedeckt haben mit den unbedingt nötigen Profi-Nordic-Walker-Klamotten, ohne die Nordic Walking gar nicht möglich ist. Richtig machen es wohl die allerwenigsten, es geht offensichtlich darum, im genau richtigen Rhythmus so zu laufen, nein, zu walken, dass man quasi immer in der Luft ist, nur kurz immer Bodenkontakt hat! Zurück zu den Klamotten: Wichtiger als beim Radfahren, beim Joggen oder sonstwo ist hier atmungsaktive Kunstfaser, angefangen beim Buff-Tuch oder anderen Stirnbändern, die am besten mit Windstopper ausgestattet sind. Das atmungsaktive Trikot ist Standard, aber es muss nicht das Produkt vom Discounter sein, das hat fast jeder, verhält sich ebenso wie mit den angesprochenen Stöcken. Es muss für den Profi sein, Kunstfaser lässt einen sofort professionell und suuuupersportlich erscheinen. Nordic-Walking Hosen sind auch was Besonderes, was ganz anderes als Radhosen. Die haben halt kein Sitzpolster, es steht aber Nordic-Walking-Hose drauf und drum ist das, trendhalber, gleich mal richtig teuer, schließlich ist das ein „Sport“ für Hausfrauen, denen langweilig ist, ihr Oller immer unterwegs ist, aber genug Geld verdient. Man findet sich dann, zum Leidwesen von Spaziergängern, in Hausfrauen-Horden zusammen und dann geht es los, rücksichtslos klack klack klack klack klack klack klack klack klack klack klack klack klack klack Und wenn man sie beschimpft, zum Beispiel mit „Seniorensport“, dann wird man böse Attacken ernten, so ähnlich, wie wenn man in einen Hühnerstall ne Wasserbombe wirft. Gack Gack Gack Gack Gack Gack Gack Gack Gack Gack Gack Gack Ich fahre doch auch nicht mit Stützrädern durch den Guttenberger Forst oder am Main entlang und kenne keine anderen. Was sollen die dummen Stöcke? Was gibt denen das Recht, sich auf den Wegen so breit zu machen? Die haben Stöcke zum Joggen, können es nicht richtig, aber erzählen bei der nächsten Tupper-Party, wie viel sie schon abgenommen haben, mit Nordic Walking. Die nehmen deshalb ab, weil sie mit klack klack klack unterwegs sind und mal keine Zeit haben, Buttercreme-Torte, Schwarzwälder-Kirsch-Torte und Käsekuchen beim Ingenieursdamenkränzchen in sich reinzustopfen, das ist FdH-Effekt, aber nicht der Trendsport „Nordic Walking“. Schlimm wird es in den Bergen, ja? Da ist man wandernd unterwegs und plötzlich hört man auch da dieses unheimliche Klackern. Im Hochgebirge mit zwei Stöcken, das ist nicht nur doof, sondern auch unpraktisch. Der Radweg am Main ist ziemlich breit, aber nicht, wenn eine dieser besagten Horden unterwegs ist, alle nebeneinander und dann dieses Schnattern und Klackern! Es ist echt zum Kreischen! Die nächsten Nordic-Walking-Ischen werde ich rücksichtslos attackieren! Kein Klingeln, kein Rufen, haarscharf dran vorbeischrubben werd ich, freu mich jetzt schon auf dieses hysterische Gack Gack Gack Gack Gack Gack Gack.
Und im Winter treff ich die dann im Schwimmbad wieder, da machen die Damen vom Ingenieurskräzchen nämlich Aquajogging, auch nebeneinander und zeitlupenartig lahm; Hauptsache, sie belagern mehr als zwei Bahnen!

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Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

5 Kommentare

  1. Treibgut sind die Ruecken-„Schwimmer“, die ihren explosiven Bewegungsapparat in den Handgelenken haben und versuchen, mit drehenden Handbwegungen vom Fleck zu kommen. Da wundert mich immer, dass die net absaufen.

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