Zwänge

In mancherlei Hinsicht sind Schweizer schon leicht zwanghaft, ihrem eigentümlich-eidgensössischen Gebrauch der deutschen Sprache werde ich mich allerdings in einem Sonderbericht widmen.
Wir haben am Sonntag auf einem Stellplatz parkiert, über dem „Samstag Ticket lösen“ steht, worüber ein „Parkierverbot“-Schild angebracht ist, auf dem sehr kleingedruckt zu lesen ist, unter welchen Umständen man dort parkieren darf. Jetzt war nur dieser Text wirklich schwer zu verstehen, aufgrund des in der Schweiz nicht gebräuchlichen scharfen „ß“ wurde einem auf jeden Fall „Busse“ angedroht. S. hat extra am späten Sonntagabend noch ein Ticket gelöst, da ab Montag um 06.00 Uhr wieder Parkiergebühren fällig sind. Offensichtlich aber nicht auf unserem Parkplatz, der war wohl privat, nur samstags gebührenpflichtig, denn wir hatten einen Zettel am Scheibenwischer, dass man uns für den Fall, dass wir nicht um 08.00 Uhr weg sind, anzeigen würde. S. hat ihr Auto dann eben umgeparkt.
T. hat uns schon vorgewarnt, dass um halb acht jeden Morgen die Kehrmaschine durch die engen Gassen von Schaffhausen führt. Jetzt kann man nach diesem Kehrpanzer echt die Uhr stellen; um Punkt halb acht habe ich gestern gedacht, ich bin aus dem Bett gefallen, das Haus ist kurz vor dem Einstürzen, ein Erdbeben von nie gemessener Stärke erschüttert die Stadt und die Schweiz ist doch mit irgendwem im Krieg. Ich habe die Maschine nicht gesehen, doch bin ich hundertprozentig überzeugt zu wissen, dass die Schweiz aufgrund ihrer Neutralität ihre Panzer zu friedlichen Saubermach-Maschinen umfunktioniert hat und diese jetzt tagtäglich um Punkt halb acht durch die Gassen fahren. Ist ja auch nur logisch, was will man auch mit einem Panzer machen, wenn man sich mit niemandem anlegt. Wenn der Panzer nur einmal vorbeifahren würde…Nein, natürlich muss er wenden und wieder vorbeifahren.