Dittsche, 41. Kalenderwoche 2010

Die lange Sommerpause ist vorbei, der größte Philosoph der Neuzeit spricht wieder zu uns, immer sonntags um 23.15 Uhr im WDR. Stand by your man… Wie ich Dittsche, Ingo und Schildkröte vermisst habe in all den Monaten.

Chefvisite. Zwei Stullen mit zwei Nullen, zwei Schnullen und die Tür geht nicht von selber zu. Der Imbiss ist neu renoviert und Dittsche erklärt nach anfänglicher Verwunderung über die Tür, diese schnappe nicht so schnell zu, damit es den Rentner mit dem Rollator nicht umschmeißt. Budinski-Bräu gibt es, ein neues Bier, dessen Geräusch einen butterweichen Unterton hat, was Dittsche gefällt. Es perlt aber derart, dass er gar nicht fassen kann, was er da eben getrunken hat. Ein reines Gute-Laune-Doping.

Doping ist auch das Stichwort. Dittsche hat Klitschkos Kampf über zwölf Runden gegen den Amerikaner Shannon Briggs gesehen, den die Eisenfaust neidergestreckt hat. Mehrmals hat er ins Ziel getroffen, aber der Mann ist nicht umgefallen. Dann hat er ihn auch nicht niedergestreckt, verbessert Ingo den Meister, der aber bei seiner Aussage bleibt, eben im übertragenen Sinne. Der Kampf wurde nicht abgebrochen, weil seine Ecke das nicht wollte und überzeugt war, dass Briggs noch gewinnt. Er stand, er steht, Ingo kann nicht verstehen, dass der Kampf dann nicht wenigstens vom Ringrichter abgebrochen wurde, wenn das seine Ecke nicht tut. Hinter allem vermutet Dittsche eine raffinierte Art von Doping. Die Klitschkos sind wie Obelix „naturgedopt“, die haben ihre Kraft wohl vom Atomkraftwerk in Tschernobyl und daher Naturenergie. Aber der Briggs ist auf andere Weise gedopt, drum ist er auch nicht umgefallen. Seine Haare sind filzig, eine Art Mokkaschwamm. Dittsche konnte sich einst einen Schwamm nur für Mokka leisten, mit dem er den ganzen Satz weggemacht hat. Koffein, Teein, Nikotin, Dittsche ist es wie Schuppen von den Augen gefallen. Beim Wiegen hat er ihn gesehen, als die Haare runtergehangen sind und Dittsche weiß: Briggs hat sich Pfeifenreiniger in die Haare einarbeiten lassen. Neben dem Nikotin vom roten Mann, vom Indianer, hat er sich dann noch Hydrokulturperlen einbauen lassen, das hat er in klein unter der Kopfhaut und wie bei einem selbstreinigenden Flurteppich sickert das verbrauchte Nikotin in die Kopfhaut und wird von den Hydrokulturperlen aufgenommen und im Gehirn verteilt. Ingo betrachtet Nikotin als Beruhigungsmittel, Dittsche besteht aber auf der aufputschenden Wirkung des Nikotins aus den Pfeifenreinigern.

Der erste Hobel ist leer, das Bier schmeckt ihm. In Vinningen-Schwellingen, bei Stuttgart 21 (der Aktualität wegen ergänzt Dittsche Stuttgart jetzt immer), hat eine Frau beim Pilzesammeln eine Würgeschlange gefunden. Die Exotik ist bei uns eingekehrt. Krokodile, Mini-Elefanten und so weiter, das ganze Programm. Die Würgeschlange hat es Dittsche aber angetan, er fragt sich, ob die Schlange eine Giftschlange werde, wenn sie Giftpilze ist. Das Reh könnte ein Würgereh werden, wenn es die verendete Schlange isst. Ingo hält das für völligen Schwachsinn, weil Dittsche auch kein Gift-Dittsche werden würde, wenn er Giftpilze äße. Die Schlange das Reh, das Reh die Schlange, wer wen isst, können beide nicht richtig einordnen, aber Dittsche weiß es natürlich besser, weil eine Schlange einen Frosch gegessen hat, der Kopf noch rausschaute und die Schlange aussah, als hätte sie einen Froschkopf, worüber der Frosch noch gelacht hat.

Dort, wo Onusait gewohnt hat, wohnt jetzt ein Herr Huflattich, ein ganz komischer Vertreter, der ganz exotische Tiere bei sich in der Wohnung hält. Besonders auffällig sei der Riesengürtelschweif mit Zacken auf dem Rücken und ein Kormoran. Dittsche hat auch der Glaskasten mit Muggeltieren beeindruckt, in dem z.B. auch ein Leguan mit Özilaugen sitzt. Ein Ameisenbär hätte ihm die Tür aufgemacht, Ingo kann gar nicht fassen, dass Dittsche a) schon wieder in der Wohnung war und b) von einem Ameisenbär die Tür geöffnet bekommen hat. Man weiß es nicht, aber Dittsche freut sich tatsächlich immer noch über die gebogene Nase vom Ameisenbär, den Dittsche nach wie vor in der Wohnung auch vermutet. Da die Ameisenstraße weg ist, vermutet Dittsche, dass in der Wohnung neben allen exotischen Tieren eben auch ein Ameisenbär wohnt.

Und: Gapalagos-Schildkröten hat der Nachbar auch. Eine kleine Kröte ist ihm aber entlaufen und Dittsche will bei der Suche helfen, während sich Ingo ärgert, dass solche Leute immer wieder Tiere entkommen lassen, wenn ihnen die Arbeit über den Kopf wächst. Dittsche weiß aber, dass die kleinen Tierchen das Meer suchen, das frische Wasser. Schildkröte sucht sich ja auch den Weg ins Freie und sitzt jetzt im Imbiss.

Apropos Ungarn. Der Giftschlamm aus Ungarn wird zu uns eingeleitet, direkt in Dittsches Wohnung, ins Klo. Das rot-braune Zeug hat Dittsche erst nicht bemerkt, erst als er die Rettungskapsel herausgezogen hat, ist es ihm aufgefallen. Was der Chilene kann, kann er schon lange und weil Dittsche Klopfzeichen vernommen haben will, hat er eine Rettungskapsel gebaut, um die in seinem Klo vermutete Gapalagos-Schildkröte zu retten. Er zeigt Ingo die Kapsel und legt sie auf die Vitrine, was Ingo auf die Palme bringt. Seine Lebendfalle ist mit einem Köder ausgestattet. Eine aufgeschnittene Flasche enthält den Köder, Ingo ist angewidert, dass Dittsche mit seiner Kloerfindung in seinem Imbiss herumhantiert. An der Flasche befindet sich auch noch eine Dose, um mit der eingeschlossenen Schildkröte telefonieren zu können, was Ingo für völligen Schwachsinn hält. Hätte aber der Ungar nicht seinen Giftschlamm eingeleitet, die Kapsel hätte auch funktioniert, erklärt Dittsche; der ganze Kohlkopf, den er abgelassen hatte, hat aber das Klo zusätzlich verstopft.

Knut kommt in den Imbiss. Dittsche gibt ihm die Hand, Knut ist angeekelet, nachdem ihn Ingo genau davor warnt und den Grund erklärt und Dittsche muss nach zwei Pullen strullen, wie er glücklich reimt, als er sich die Hände waschen muss, ehe er wieder was anfassen darf.

3-0 gegen die Türken haben wir gewonnen, die Merkel war in der Kabine und unser Özil war nackig der Kanzlerin gegenübergestanden. Dittsche hat das Handtuch im Imbiss benutzt, Ingo wird langsam panisch wegen Dittsches Klo-Rettungskapsel in seinem Imbiss. Unangenehm sei es Özil gewesen, dass er nichts anhatte, die Kanzlerin wird aber Verständnis gehabt haben, weil es ihr umgekehrt wohl auch unangenehm gewesen wäre. Man stelle sich vor, sie weiht ein Bronzedenkmal an und geht anschließend in die Garderobe, wo dann Schweinsteiger und Löw reinplatzen. Knut vermutet aber, das könnte der Kanzlerin auch gar nicht unangenehm sein, da sie als Ossi die Freikörperkultur im Blut habe.

Das Bier perlt über und verschmutzt mal wieder die Glasvitrine, Ingo regt sich immer mehr auf, weil Dittsche erst mit seiner verschmierten Rettungskapsel ankommt und jetzt auch noch Bier überlaufen lässt. Gooh-gle, so spricht er es auch aus, hat ein Auto gebaut, das von selbst fährt. Dittsche weiß auch, dass zur Sicherheit noch ein Mitarbeiter drin saß und er kennt auch den Zweck. Das Auto steht in Zukunft alleine im Stau, während der Arbeiter mit dem Zug dorthin fährt. Die Statistik wird gleich bleiben, es gibt aber nur noch Blechschaden, keinen Personenschaden mehr. Arbeitsplätze schaffe das auch, für wen, ist nicht ganz klar. Verfolgungsjagden sehen bald so aus, dass sich die Autos selbst verfolgen, während Gangster und Polizisten daheimsitzen. Der Wagen holt den Harry…

Schill wolle ins Dschungelcamp vom RTL, weiß Dittsche und schlägt vor, RTL könnte doch den chilenischen Stollen nehmen und Schill alleine dort unten verbuddeln, wenn die anderen nicht wollen. Eine Flasche Schampus für den Partynator schickt RTL dann mit in den Stollen. Schildkröte interessiert das nicht, er hat Feierabend.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“