Provinzposse

Das ewige Hickhack um die Fenster beim Severin ist endlich zu Ende. Die Menge der Links im Themenreiter spricht für sich. Der Severin in der Domstraße will seit zwei Jahren die Fenster an der Fassade austauschen und statt der weißen Holzrahmen weiße Kunststoffrahmen verwenden, das wurde aber – angeblich aus denkmalschutzrechtlichen Gründen – untersagt, es sollten wieder Holzrahmen verwendet werden. Warum die Materialtreue eine so große Rolle spielen soll, verstehe ich nicht. Es dürfte wirklich niemandem auffallen, wenn plötzlich Kunststoffrahmen eingebaut werden; von der Straße aus kann man das nicht erkennen. Dass Fenster zweigeteilt sein sollen, kann ich nachvollziehen, im früheren Büro von meinem Vater gegenüber vom Severin mussten einst auch Fenster eingebaut werden, die wie die alten ein Fensterkreuz haben. Aber die durften selbstverständlich aus Kunststoff sein, aber eben nicht einteilig.

Jetzt hat der Bauausschuss im Stadtrat das provinzielle Getue beendet und dem Severin die einteiligen Kunststofffenster genehmigt, die der Kupsch, dem die andere Hälfte des Hauses gehört, schon lange hat. Allerdings ohne Genehmigung. Wie das mit nicht genehmigten Baumaßnahmen funktioniert, hat ja der Bauherr der Schwarzbauvilla eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“